Donchian Channel: Ein einfaches Trendfolge-System
Der Donchian Channel wurde ursprünglich in den 60er Jahren als 4-Wochen-Regel von Richard Donchian populär gemacht. Richard Donchian gilt als Vater der Trendfolge. Bereits 1949 eröffnete Richard Donchian einen Fonds, der sein Geld an Terminmärkten anlegte und ist damit der Begründer der Terminmarktfonds.
Dunn & Hargitt untersuchten 1970 mit einem der ersten Computermodelle die damals bekannten mechanischen Handelssysteme und kamen zum Ergebnis, dass Donchians 4-Wochen-Regel die erfolgreichste war. Aber auch John Hill, der Herausgeber des Futures Truth Magazins, einer Publikation die sich mit der Beurteilung von Handelssystemen beschäftigt, wählte den Donchian Channel zu den fünf besten Handelsansätzen, die als Grundlage von erfolgreichen Systemen bei Futures Truth je getestet wurden.
Donchian Channel besticht durch seine Einfachheit
Und dabei funktioniert die 4-Wochen-Regel ganz einfach: Eine Long-Position wird eröffnet, wenn der aktuelle Kurs den Höchstkurs der letzten 4 Wochen überschreitet. Wenn eine Short-Position besteht, wird diese gleichzeitig geschlossen. Fällt der Kurs unter den Tiefstkurs der letzten 4 Wochen, wird eine Long-Position geschlossen und eine Short-Position aufgebaut.
Richard Donchian definierte seinen Handelsansatz als klassisches Umkehrsystem und wendete seine 4-Wochen-Regel auf den Rohstoffmärkten an. Rohstoffmärkte weisen nach seiner Meinung ausgeprägte Trends auf, die für das Funktionieren seiner Methode unbedingt erforderlich sind.
Trendfolge-System in Reinkultur
Donchians Handelsansatz ist ein Trendfolge-System in Reinkultur und setzt das Prinzip bei Stärke kaufen und bei Schwäche verkaufen direkt um.
Bei dem heute als Donchian Channel bekannten Indikator, werden die Höchst- und Tiefstkurse der letzten n-Tage als Linien über und unter den Kursverlauf gezeichnet. Richard Donchian verwendete damals Wochendaten, da er nicht mit einem Computer arbeitete. Auf Tagesbasis entsprechen die 4 Wochen 20 Handelstagen.
Rohstoffindex CRB mit einen 20-Tage-Donchian-Channel
Die “Turtles”
Richtig bekannt wurde die Methode durch die “Turtles”, einer berühmten Gruppe von Tradern, die sehr erfolgreich an den Rohstoff- und Devisenmärkten agierten und zum Teil noch immer aktiv sind. Die “Turtles” sind aus einem Experiment entstanden, bei dem es um die Frage ging, ob man erfolgreiches Handeln an der Börse erlernen kann oder ob es eine angeborene Gabe ist.
Für ihr Experiment wählten die beiden erfolgreichen Trader Richard Dennis und William Eckhard eine Gruppe von Menschen aus, denen sie das Traden beibringen wollten. Der Name “Turtles” zu Deutsch Schildkröten stammt von einem Ausspruch von Richard Dennis der nach einer Asienreise sagte: “Wir wollen Trader züchten, so wie sie in Singapur Schildkröten züchten”.
Die “Turtles” wurden mit Handelsregeln und Kapital ausgestattet und der Erfolg dieser Gruppe zeigte deutlich, dass Trading erlernbar ist. Die Mitglieder mussten eine Geheimhaltungserklärung unterzeichen, die 1993 ablief. Die “Turtles” verwendeten ein kurz- und ein langfristiges System, die beide vom Donchian Channel abgeleitet waren.
Beim kurzfristigen System verwendeten sie für den Einstieg in eine Long-Position das Überschreiten des 20-Tage-Höchstkurses und für den Ausstieg das Unterschreiten des 10-Tagetiefskurses. Umgekehrt gingen sie bei einer Short-Position vor, hier erfolgte der Einstieg bei einem 20-Tage-Tief und der Ausstieg bei einem 10-Tage-Hoch.
Beim langfristigen System verwendeten sie anstelle der 20 Tage beim Einstieg 55 Tage und anstelle von 10 Tagen benutzten sie 20 Tage für den Ausstieg. Durch die Verwendung unterschiedlicher Parameter für den Ein- und für den Ausstieg, handelt es sich nicht mehr um ein Umkehrsystem, viel mehr wurde eine neutrale Zone geschaffen in der das System nicht im Markt ist.
Zusätzlich verwendeten die “Turtles” noch volatilitätsbasierte Stopps und eine ebenfalls volatilitätsbasierte Methode zur Positionsgrößenbestimmung. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass heute die langfristigen Ausbrüche zwischen 40 und 100 Tagen besser funktionieren, als die kurzfristigen.
Der Turtle-Ansatz ist besonders im kurzfristigen Bereich zu populär geworden, so dass Gegen-Strategien entwickelt wurden, die das Verhalten der vielen Turtle-Anhänger ausnutzen. Eine bekannte Strategie dieser Art stammt von Connors und Raschke und wurde scherzhaft Schildkrötensuppe (Turtle Soup) genannt.
Mittlerweile eine Reihe von Abwandlungen des Donchian Channels
Heute wird der Donchian Channel nicht mehr ausschließlich auf Rohstoffmärkte angewendet und es haben sich eine Reihe von Abwandlungen entwickelt. Viele Handelssysteme die zum Teil als “Blackbox” für viel Geld verkauft werden, beruhen auf der Anwendung dieses einfachen Prinzips. Der Donchian Channel besticht eben durch seine Einfachheit. Aber oft sind es gerade die einfachen Dinge die den Erfolg bringen.