Bollinger-Bändern und Keltner Channel: Das ist der Unterschied

Inhaltsverzeichnis

Der Indikator Keltner Channel ähnelt sehr stark den Bollinger-Bändern mit flexiblen oberen und unteren Widerstands- und Unterstützungslinien.

Die Flexibilität entsteht bei John Bollingers Bändern durch eine 2-fache Standardabweichung als Bemessungsgrundlage. Man könnte auch sagen, je größer die Tagesschwankungen und damit das Handelsvolumen, umso größer die True Range, aber auch umso größer die Standardabweichung.

Die Berechnung der Standardabweichung ist für Nicht-Mathematiker etwas schwerer nachvollziehbar als die Berechnung der True Range, deren einfache Plausibilität ich Ihnen am letzten Freitag gezeigt habe.

Bollinger-Bänder im Chart-Beispiel

Sie sehen jetzt im ersten Bild einen Chart des BKX-Bankindex mit einfacher Standardabweichung (oben). Den Index umgeben Bollinger-Bänder (Basis 2-fache Standardabweichung) im Mitteltei und im unteren Chartabschnitt ist der Trendfolgeindikator MACD abgebildet.

Die volumengeprägten Bollinger-Bänder und der Keltner Channel weiten sich bei stärkeren Tagesschwankungen des BKX-Index aus und ziehen sich an umsatzschwachen Tagen zusammen. Das haben beide gemeinsam, aber wie Sie im ersten Beispiel sehen, verläuft die Mittellinie bei Bollinger sehr ruhig, es handelt sich um einen einfachen Gleitenden Durchschnitt (20 Tage).

Die obere Widerstands- und die untere Unterstützungslinie (2-fache Standardabweichung) verlaufen dagegen sehr unruhig, ja beinahe flatterhaft. Eine Ausweitung von oberen und unteren Bändern ist auf einen Kursausbruch aus einer Seitwärtsphase zurückzuführen, der mit einer geringen zeitlichen Verzögerung Handelssignale beim MACD auslöst bzw. bestätigt.

bilder_newsletter_ia_juli_2012_02_07_bollinger.jpg

Wie Sie am zweiten Chart leicht nachvollziehen können, verläuft der Trendkanal beim Keltner Channel ruhiger. Sie sehen hier also denselben Chart mit denselben horizontalen Linien (grün, rot), allerdings jetzt mit einem Keltner Channel. Viele Trader bevorzugen diesen auf der True Range basierenden Channel, weil er nicht ganz so flatterhaft ist und die Trends etwas ruhiger anzeigt.

Die Mittellinie (gepunktet) wird mit einem 20 Tage Exponentiellen Gleitenden Durchschnitt (EMA20) errechnet, also einem Gleitenden Durchschnitt der etwas schneller auf Trendänderungen reagiert, weil er die jüngeren Kursveränderungen etwas höher gewichtet als die älteren Kursveränderungen.

Die Mittellinie als zentrale Linie für Anlageentscheidungen

Die Handelsidee: Stoßen die Kurse am oberen Rand des Kanals an, so werden kurzfristig orientierte Trader ihre Gewinne realisieren und an der gestrichelten, aufwärtsgerichteten Trendlinie (EMA20), die auch Center Line genannt wird, die Aktienposition erneut aufnehmen. Ist die Mittellinie nach unten gerichtet, so haben wir es mit einem Abwärtstrend und Shortpositionierung zu tun.

bilder_newsletter_ia_juli_2012_02_07_keltner.jpg

Die aktuelle Marktsituation: Der BKX Bankenindex verläuft oberhalb einer aufwärtsgerichteten zentralen Trendlinie (Center Line, blau gepunktet). Sollte die True-Range in den nächsten Tagen weiter zulegen, wird sich der Aufwärtstrend weiter beschleunigen und die Zielkurslinie (oberes Band) weiter nach oben verschieben.

Stop-Loss-Aufträge werden knapp unterhalb der zentralen Linie positioniert und täglich nach oben angepasst. Das Kaufsignal für den US-Bankensektor wird vom MACD bestätigt.

Fazit: Im Gegensatz zur klassischen Charttechnik gibt es hier weniger Interpretationsspielraum dahin gehend, ob ein Trend vorliegt oder nicht. Der Trendkanal wird objektiv errechnet und zeichnet sich quasi selbst.

Wer mit vollautomatischen Handelssystemen arbeiten möchte, wird den ruhigeren Verlauf des auf der Average True Range basierenden Ansatz Chester Keltners zu schätzen wissen.