Das PUT/CALL – Ratio und seine Bedeutung für Trader
Ein geflügeltes Wort an der Börse lautet: „Die breite Masse liegt schief”. Ein anderes Sprichwort besagt: „Wer gegen den Strom schwimmt, muss Wasser schlucken können”. Was stimmt und wie gehen angehende Trader mit so viel Börsenprosa um?
Wenn auf die Fehlerquote der Experten kein Verlass ist
Einfach das Gegenteil von dem zu machen, was Experten raten, wer hat darüber nicht kritisch nachgedacht. Insbesondere wenn wieder ein heißer Tipp in die vielzitierte Hose gegangen ist?
Zyniker urteilen schnell, dass auf Experten bei der Fehlerquote kein Verlass sei, sonst müsste man das Gegenteil von dem machen, was sie empfehlen. Dann erwidern die Experten, durchaus schadenfroh, dass es kein Allheilmittel gäbe und technische Analyse kein Ausweg sei, sonst wäre die Börse kalkulierbar, und das ist sie nicht.
Das mit der technischen Analyse kann ich so nicht stehen lassen. Denn die technische Analyse ist ein Werkzeug, das verstanden und mit dem der Umgang geübt sein will. Kein Handwerker käme auf die Idee, Hammer und Zange aus dem Handwerkskasten zu verbannen, nur weil es zu Anfang so manchen blauen Daumen gegeben hat.
Der Antiindikator PCR
Aber kommen wir auf das PUT-CALL-Ratio (PCR) zu sprechen, das oft als Antiindikator bezeichnet wird, weil es in die entgegengesetzte Richtung interpretiert werden muss. Anders, als ungeübte Börsianer es sich vorstellen mögen.
Damit Sie wissen, wie Sie mit diesem Werkzeug umgehen müssen, brauchen Sie die Formel, mit der sich das PC-Ratio berechnet. Es ist hilfreich, die Gründe zu verstehen, die Marktteilnehmer dazu bewegen, überhaupt mit Optionen zu handeln.
Zuerst die Formel: Sie teilen die Anzahl der gehandelten Verkaufsoptionen (PUTs) durch die Anzahl der Kaufoptionen (CALLs) und erhalten das PCR, das PUT-CALL-Ratio. Bei einem PCR von 1,00 haben Sie genauso viele PUTs im Markt wie CALLs und am Markt herrscht ein Gleichgewicht zwischen Optimisten und Pessimisten. Werden die Marktteilnehmer optimistischer, werden mehr CALLs gehandelt, was das PCR auf unter 1,00 fallen lässt.
Am Freitag, dem 5.Oktober stand das PC-Ratio bei 0,94. Zwei Tage zuvor, am 3. Oktober waren noch mehr Optimisten am Markt und der Indikator stand bei 0,75. Wer diesen Optimismus ausgenutzt hat, kaufte sich antizyklisch PUTs. Wenn Sie betrachten, wo der Dax am Montag, dem 8. Oktober handelte, war dieser Trade erfolgreich.
Zwischenfazit: Während die optimistischen Kleinanleger Anfang Oktober unterhalb von 1,00 CALLs kauften, haben die abgebrühten Spekulanten antizyklisch bei 0,75 auf die Gegenrichtung und auf fallende Kurse gesetzt und sind mit PUTs in den Markt eingestiegen.
Steigt der Aktienmarkt jetzt wieder?
Ich komme auf die am Anfang gestellt Behauptung zurück: „Die breite Masse liegt meistens schief”. Das müsste heißen, dass man das Gegenteil machen müsste, nämlich auf weiter steigende Kurse zu spekulieren. Was meinen Sie? Ich lasse Sie mit der Antwort einen Moment alleine und komme darauf zu sprechen, warum Optionen gekauft werden, damit Sie wissen, wie die Psychologie des Marktes funktioniert.
Der Analyst Christof Geyer hat in einer Analyse, die Sie unter Forschungsarbeiten auf der Webseite der VTAD einsehen können, folgende Beweggründe für den Kauf von CALLs und PUTs formuliert.
Beweggründe für den Kauf von CALLs und PUTs
Welche Motivation liegt dem Kauf eines CALLs zugrunde?
- Der Käufer eines CALLs will eine Spekulation auf steigende Kurse eines Basiswertes eingehen.
- Der Käufer eines CALLs erwartet einen Geldeingang in einigen Wochen und will sich das aktuelle Kursniveau sichern, da er mit steigenden Kursen rechnet.
Welche Motivation liegt dem Kauf eines PUTs zugrunde?
- Ein Aktienhalter liegt mit seiner Aktienposition im Gewinn, möchte sie im Rahmen einer längerfristigen Strategie nicht verkaufen. Er befürchtet kurzfristig fallende Kurse. Daher sichert er die Position mit dem Kauf von PUTs ab. Diese Position wird er auflösen, wenn er einen unteren Wendepunkt in der Aktienkursentwicklung sieht.
- Ein Spekulant erwartet fallende Kurse. Daher kauft er einen PUT zur Spekulation.
Kleinanleger handeln emotional und weniger rational
Beim PUT-CALL-Ratio (PCR) haben wir es mit einem Antiindikator zu tun. Allgemein wird angenommen, dass sich Kleinanleger emotional beim Handel beeinflussen lassen, während Profis im Laufe der Zeit gelernt haben, ihre Emotionen zu unterdrücken und sich stattdessen auf selbstgewählte und zum persönlichen Tradingstil passende Instrumente zu verlassen.
Ich fasse zusammen (vorläufig): Immer, wenn Kleinanleger mehr PUTs als CALLs handeln und das PC-Ratio über 1,00 steigt, setzen die Profis auf steigende Aktienkurse und kaufen Index-CALLs. Unterhalb von 1,0 wird das Spiel umgedreht. Wenn die Kleinanleger optimistischer werden, kaufen Profitrader PUTs und stellen ihre teuren CALLs glatt. Die 1,00-Marke ist so etwas wie ein Mittelwert, an dem man sich orientieren kann.
Das PC-Ratio hat sich von Juni bis September im mittleren Bereich des Charts innerhalb eines Trendkanals nach unten verschoben und die Tagesschwankungen sind kleiner geworden, was das Geschäft für Trader schwieriger machte. Im untersten Chartbereich sehen Sie, wie sich der Index S&P 500 im Gegenzug nach oben entwickelte. Mehr CALLs und weniger PUTs korrespondieren mit einem schönen Aufwärtstrend im Aktienindex.
Die Tagesschwankungen sind kleiner geworden, was zu folgendem Fazit führt. Erstens ist die Meinung, dass Kleinanleger immer falsch liegen, nicht richtig. Im Trend haben die Trader, die sich gegen die Marktrichtung stellen das Nachsehen. Sie müssen viel Wasser schlucken, wenn sie gegen den Strom schwimmen wollen. Daraus können Sie schließen, dass Sie mit dem PC-Ratio und einem Traden gegen die Masse die besten Ergebnisse erzielen, wenn Sie sich in einer Seitwärtsphase (Schiebezone) befinden.
Bestimmen Sie zuerst, in welcher Trendrichtung sich der Markt befindet. Im Aufwärtstrend handeln Sie in Trendrichtung CALLs. In einer Seitwärtsbewegung können Sie kurzfristig gegen den Strom schwimmen und mögliche Übertreibungsphasen des PC-Ratios ausnutzen. Oberhalb von 1,0 werden CALLs billig und unterhalb von 1,0 werden PUTs billig. Meine Empfehlung: Nehmen Sie sich noch den MACD und einen Stochastik-Indikator zur Hilfe.