Fundamentalanalyse oder Technische Analyse? So finden Sie die richtigen Aktien für Ihr Depot!

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In den vergangenen 10 Jahren habe ich immer wieder die Chance gehabt, mich auf unzähligen Kundenveranstaltungen des Investor Verlags, wie Messen oder Lesertreffen, mit Lesern wie Ihnen persönlich auszutauschen.

Aus diesen Gesprächen – aber auch aus eigener Erfahrung – weiß ich, dass das tiefergehende Interesse an der richtigen Wertpapier­auswahl meist erst dann geweckt wird, sobald sich die erste Aktie im Depot befindet.

Bei mir war es beispielsweise die Aktie des amerikanischen Sportherstellers „Under Armour“, die mich so begeisterte, dass ich sie mir direkt und ohne weiter zu überlegen als erste Aktie ins Depot legte.

Ausschlaggebend war für mich, dass ich eine gewisse Sympathie für diese Marke hegte und zudem der festen Überzeugung war, dass ich mit meinem Bauchgefühl „schon richtig“ liegen werde.

Dass dies ein Trugschluss war, wurde mir relativ schnell bewusst. Ich hatte auf dem absoluten Höhepunkt gekauft und nun rutschte die Aktie jeden Tag etwas tiefer ins Minus. Im Endeffekt verkaufte ich „Under Armour“ mit deutlichem Verlust.

Doch letztlich hatte dieser unbedachte Kauf auch etwas Gutes. Denn nun war ich fest überzeugt, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Übung macht den Meister: Am Anfang steht das Interesse für die Materie

Vielen Anlegern, vielleicht ja auch Ihnen, ergeht es ähnlich. Zunächst ist da dieser Wunsch Aktien zu kaufen. Und da man selber noch nicht so richtig weiß, welche Aktie denn jetzt die richtige ist, liest man sich durch die diversen Foren, bestellt Newsletter und liest Börsenbriefe, um sich inspirieren zu lassen.

Sobald dann – mehr oder weniger bedacht – ein passender Wert gefunden wurde, von dem man sich Gewinn verspricht, wird gekauft.

Und plötzlich ist der Wunsch nach einem tiefergehenden Verständnis geweckt.

Sobald der erste Gewinn oder auch – wie in meinem Fall – der erste Verlust Realität wird, entsteht schnell der Wunsch künftige Entscheidungen vorab konkreter planen und vor allem verstehen zu wollen, auf was es eigentlich bei der Auswahl ankommt.

Daher werde ich mich heute und in den nächsten Wochen mit eben diesen grundlegenden Themen beschäftigen, die jeden Anleger im Laufe seiner Börsenkarriere umtreiben. Den Anfang macht die erste Entscheidung, vor der jeder Anleger anfangs steht und an der sich häufig bereits die Anlegergeister scheiden.

Es ist die Frage nach der richtigen Analysemethode.

Grundsätzlich stehen Ihnen an der Börse zwei Analysemethoden zur Verfügung, mit denen Sie Aktien auf deren zukünftigen Erfolg beurteilen können: Die Fundamentalanalyse und die Technische Analyse.

Bei der Fundamentalanalyse zählen vornehmlich Fakten, Fakten, Fakten

Anleger, die auf Basis der Fundamentalanalyse (auch Value Investing genannt) ihre Anlageentscheidungen treffen, orientieren sich an den „Prinzipien des gesunden Geschäftsgebarens“. Sie orientieren sich also an logischen Grundsätzen, die einst Benjamin Graham – der Begründer des Value Investing – definierte. Grundlage dabei ist die Erkenntnis, dass jedes Unternehmen – unabhängig vom jeweiligen Aktienkurs – einen inneren, also einen wirtschaftlich realen Wert hat.

Dieser Wert entspräche dem Kaufpreis, den ein Käufer bereit wäre für ein Unternehmen zu bezahlen. Ausschlaggebend für diesen Wert sind nach Graham vor allem Faktoren quantitativer Natur.

Da wären, um nur einige zu nennen, beispielsweise betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), die Dividendenrendite oder auch der Liquidationswert des Unternehmens. Aber auch volkswirtschaftliche Faktoren wie eine Analyse der globalen Umstände und der Branchen spielen hierbei eine Rolle.

Als Beispiel sehen Sie hier einmal die Daten zur Fundamentalanalyse der Siemens Aktie.

Fundamentalanalyse Siemens AG

Quelle: finanzen.net

Auf den ersten Blick sehen Sie hier erst einmal … Zahlen.

Die Bewertung und das Verständnis dieser nackten Zahlen setzt auf jeden Fall ein gewisses Vorwissen voraus. Ohne dieses gestaltet sich eine Analyse eher schwierig. Das ist auch ein Grund, warum vor allem Börseneinsteiger in der Regel zunächst einmal einen großen Bogen um die Fundamentalanalyse machen.

Warren Buffett – Die Ikone unter den Value Investoren

Der bekannteste Vertreter der Fundamentalanalyse ist sicherlich Warren Buffett. Er hat wie niemand anders den obersten Leitsatz des Value Investing geprägt: „Kaufe eine Aktie nur, wenn du das Geschäftsprinzip verstehst und du auch bereit wärst, das gesamte Unternehmen zu kaufen!“

Während die Fundamentalanalyse das „Was kaufe ich“ beantwortet …

Anleger, die nach den Prinzipien des Value Investing handeln, wollen ihr Geld vor allem langfristig anlegen. Daher sind sie auf der Suche nach Aktien mit Substanz. Aktien werden also nicht gekauft, weil sie gerade steigen oder fallen. Sie werden gekauft, weil das Unternehmen dahinter fundamental überzeugt und daher von einem langfristigen Erfolg ausgegangen wird. Dementsprechend sind Value-Investoren auch bereit längere Durststrecken und Kursschwankungen auszusitzen.

… zielt die Technische Analyse eher auf das „Wann kaufe ich?“ ab.

Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse steht dagegen die Technische Analyse.

Denn anstatt nach dem „Was kaufe ich?“ zielen die Methoden der Technischen Analyse eher auf die Frage nach dem „Wann kaufe ich?“ ab.

Um darauf eine Antwort zu finden, reicht dem Technischen Analysten – im Gegensatz zu den umfangreichen Informationsquellen der Fundamentalanalysten – lediglich ein Blick auf den Chart der jeweiligen Aktie.

Das Siemens-Beispiel verdeutlicht Ihnen den Vorteil der Technischen Analyse auf einen Blick.

Chart Siemens-Aktie seit Oktober 2011

Quelle: tradesignalonline.com

Egal ob Sie nun großartiges Vorwissen mitbringen oder blutiger Anfänger sind: Sie sehen sofort, dass sich die Aktie in den letzten Jahren durchaus positiv entwickelt hat. Sie haben direkt ein Gefühl oder auch eine Meinung dazu, wie es mit dieser Aktie weitergehen könnte.

Charles Dow – Begründer der Dow-Theorie und Erfinder des ersten Aktienindex

Als Begründer der klassischen Charttechnik gilt Charles Dow. Er veröffentlichte Ende des 19. Jahrhunderts den ersten Aktienindex, der sich aus lediglich 11 Titeln zusammensetzte. Dow war der Meinung, dass der Durchschnitt aller Schlusskurse dieser Aktien sich durchaus als Indikator eignen würde, um die wirtschaftliche Lage seines Landes beurteilen zu können. Damit gilt Dow als DER Wegbereiter der Technischen Analyse und der Charttechnik wie wir sie heute kennen.

Zudem gründete Dow die erste Börsenzeitung der Welt. Heute bekannt unter dem Titel „Wall Street Journal“. Dow begründete seine Theorie auf insgesamt 6 Grundaussagen, die auch heute nach wie vor gültig sind. Um nur die ersten 3 zu nennen:

1. Der Chart hat alle Informationen bereits eingepreist

Das ist auch der Grund warum in der Technischen Analyse lediglich der Chart ausreichend ist, um alle verfügbaren Marktinformationen zu erhalten. Denn der Kursverlauf, also der Kaufpreis einer Aktie im Laufe der Zeit, beinhaltet alle Faktoren die entscheidend für Angebot und Nachfrage sind. Dementsprechend ist die Devise der Technischen Analysten, dass die Börse einfach immer Recht hat!

Aktienkurse entwickeln sich in Trends. Unterschieden wird dabei zwischen lang-, mittel- und kurzfristigen Trends.

Dabei wird unterschieden zwischen

  • der Akkumulationsphase (hier steigen die ersten Käufer ein, häufig sind dies Großaktionäre mit einem gewissen Informationsvorsprung)
  • der Phase öffentlicher Beteiligung (die Kurse sind schon etwas gestiegen und nun steigt die breite Masse ein)
  • der Distributionsphase (der langfristige Trend verlangsamt sich, Großaktionäre steigen aus, der Kurs erhält einige Rücksetzer)

Technische Analysten handeln das, was sie in einem Chart sehen

Die Technische Analyse ist aufgrund der verhältnismäßig einfach nach­zuvoll­ziehenden Kursentwicklungen die wohl beliebteste Analysemethode unter den Börsianern. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse erfordert sie eine weit weniger aufwendige Informationsbereitstellung, und ist daher auch für Trading-Einsteiger häufig die Analysemethode erster Wahl.

Doch welche Hilfsmittel stehen Ihnen denn zur Verfügung, um aus dem Chart den weiteren Kursverlauf zu prognostizieren? Welche Darstellungsformen gibt es?

Schließlich bietet Ihnen mittlerweile jeder Broker Unmengen an unterschiedlichen Chartformen, hunderte von Indikatoren und Hilfsmitteln an…

Woher wissen Sie also was Sie wirklich benötigen, um Kurse analysieren zu können? Benötigen Sie wirklich 170 verschiedene Indikatoren? Welche Chartform macht für wen Sinn?

Damit Sie künftig den Überblick behalten, werde ich in den kommenden Wochen an dieser Stelle auf eben diese grundlegenden Fragen eingehen, um Ihnen den Einstieg in die Technischen Analyse erleichtern.

Doch welche Analyse-Methode hat denn nun Recht?

Wie so oft im Leben gilt: Die Welt ist nicht nur schwarz oder weiß. Während durch und durch überzeugte Value Investoren ausschließlich den Zahlen ihrer Bewertungen und Analysen vertrauen, sind die eingefleischten Techniker der absoluten Meinung, dass diese Zahlen überflüssig sind, da der Kurs bereits all diese Informationen in sich trägt.

Erfahrene Anleger nutzen eine Kombination aus fundamentaler und technischer Analyse

Letztlich ist es das Zusammenspiel vieler kleiner Faktoren, die das große Ganze, in diesem Fall den langfristigen Anlageerfolg, ausmachen. Daher werfen erfahrene Technische Analysten auch gerne mal einen Blick in die fundamentalen Daten.

Schließlich spricht nichts dagegen, getroffene Entscheidungen mit Fakten zu untermauern.