Erfolgsfaktoren an der Börse: Backtesting
Heute erhalten Sie den nächsten Teil meiner kleinen Serie “Erfolgsfaktoren an der Börse”.
Diese umfasst die folgenden Bereiche:
- Ein Trading-Tagebuch
- Der systematische Ausbau von Sachwissen
- Mentorings/Coachings
- Backtesting
- Der Prinzipienkern
Damit wären wir heute beim Thema “Backtesting”. Und damit wohl auch beim theoretischsten Punkt. Denn hier wird es ein wenig mathematischer.
Warum so viele Privatanleger Geld verlieren
Einer der wichtigsten Sätze beim Geldanlegen ist in meinen Augen folgender:
Es kommt nicht nur darauf an, was Sie handeln, sondern vielmehr wie Sie es tun.
Ich kann diesen Satz gar nicht genug hervorheben. Merken Sie ihn sich um jeden Preis. Er wird Ihnen zahlreiche Verluste ersparen.
Doch ein Beispiel sagt wahrscheinlich mehr als tausend allgemeine Erklärungen…
Daytrading im S&P 500: Tolle Sache?
Wenn ich mir die Werbebroschüren so manch eines Plattformanbieters für CFDs oder ähnliches ansehe, bin ich immer wieder erstaunt, was dort so alles an “Strategien” angepriesen wird. Regelmäßiges Daytrading in Indizes ist dabei eine Sache, bei der ich immer wieder den Kopf schütteln muss.
Natürlich gibt es den Profi, der exakt weiß, welche Momente er aus dem Markt herausschneiden muss, um sich gegen die zahlreichen Automaten, die sich heutzutage gegenseitig an der Börse nach allen Regeln der mathematischen Kunst in Grabenkämpfen um “jeden Cent” bekriegen, einigermaßen behaupten zu können. Doch das sind nur wenige Ausnahmen. Die meisten Anleger, und dabei insbesondere die überwiegende Mehrzahl der Privatanleger und “Feierabendhändler” scheitert. Und das denke ich mir nicht einfach so aus, dafür gibt es ganz handfeste, mathematische Gründe.
Ich habe mich mal hingesetzt und für Sie ein wenig mit den S&P 500 Kursdaten auf Tagesbasis gespielt. Diese sind frei zugänglich. Meine habe ich mir von Yahoo Finance beschafft.
Im nachfolgenden Diagramm sehen Sie die tägliche Performance des S&P 500 seit 1962 untersucht und in einem Histogramm dargestellt. Die Frequenzachse gibt Ihnen dabei an, wie oft ein Ergebnis auftrat. Die “Daily Return Range” zeigt Ihnen an, in welchem Intervall die Tagesperformance des S&P 500 lag.
Abbildung: S&P 500 Daily Performance Distribution
(Quelle: eigene Darstellung)
Wenn Sie also jeden Tag zur Eröffnung den S&P 500 gekauft und zum Close wieder verkauft hätten, würden Sie in einer der obigen Spalten landen.
Dabei fallen bereits eine Reihe interessanter Punkte sofort auf. Hier zwei Beispiele:
- Sie sehen in dem Diagramm etwa, dass die meisten Ergebnisse im Bereich +/- 0.5% max. pro Tag an Performance liegen.
- Die obige Kurve hat im Vergleich zur Normalverteilung, die gerne bei Aktienkursen statistisch zugrunde gelegt wird, “fettere” Enden. Dies wiederum zeigt Ihnen, dass es im Index ein erhöhtes Risiko gibt, extreme Tage zu erwischen, die Ihnen starke Verluste bescheren können.
Interessant wird es aber auch, wenn Sie die kumulative Verteilung der obigen Daten betrachten. Denn wenn Sie etwa die vier zentralen Säulen betrachten, so ergibt sich daraus basierend auf den historischen Daten, dass es der S&P 500 in knapp 80% der Fälle nicht schafft, mehr oder weniger als 1% Performance am Tag zu machen. Und an diesen Tagen mit sehr niedriger Schwankung dominieren eben die Computer und der Index ist an vielen Tagen weitgehend richtungslos intraday.
Das soll also ein Wert sein, den man wild jeden Tag daytraden soll? Wohl kaum. Denn da freut sich nur der CFD-Anbieter.
Viel mehr erhöhen Sie Ihre Chancen in einer solchen Situation, wenn Sie nur dann daytraden, wenn sich der Index auch tatsächlich spürbar bewegt (mit anderen Worten: Die Volatilität hoch ist und der Index stärker schwankt. Achten Sie also auf den VIX, welcher etwa ein Volatilitätsmaß für den S&P 500 ist). Aber das ist historisch betrachtet nur an rund 20% der Tage der Fall. Anders gesagt: 80% der Tage macht es für die meisten Anleger Sinn, eine Position im S&P 500 länger zu halten, um Gewinne zu machen, und eben die Finger vom Daytrading im S&P 500 zu lassen.
Doch derartige Zahlen sind den meisten Privatanlegern völlig unbekannt. Viel mehr wird versucht, dem Markt aufzuzwingen, wie man handeln will, was natürlich zu Verlusten führt. Leider lernen die wenigsten “Trader” aus diesen Fehlern und verballern damit früher oder später sicher ihr Geld. Der Profi hingegen wertet einen möglichen Trade erst einmal genau aus, indem er die verschiedensten Eigenschaften des Basiswerts genau studiert (das hier ist nur ein Beispiel vieler statistischer Untersuchungen, die man durchführen kann) und sich erst einmal einen Überblick verschafft, wie der Basiswert überhaupt “tickt”. Denn so paradox es klingt. Der Markt spricht mit einem. Man muss manchmal nur lernen zuzuhören.
Und dafür ist Backtesting wichtig und natürlich eine gewisse Liebe zu Zahlen und Statistik.
Leider ist das Thema sehr komplex und viel zu umfangreich, um dies lediglich in einem Artikel abzuhandeln. Wenn Sie jedoch Interesse haben, dass es beim Value Daily ab und auch mal ein weniger “mathematischer” zugehen darf, schreiben Sie mir doch einfach kurz eine Nachricht, was Sie besonders interessiert. Ich freue mich von Ihnen zu hören.