Heikin Ashi: Definition und Erklärung
Wer den Reiz des aktiven Wertpapierhandels entdeckt, stellt schnell fest, dass er um die technische Analyse nicht herumkommt.
Auch wenn mancher die zahllosen Tools mit Mustern und Linien zunächst zweifelnd betrachtet, genau genommen sind sie nichts anderes als erweiterte Formen der gängigen Börsencharts mit ihren Kursverläufen.
Heikin Ashi: Definition als geglätteter Kerzenchart
Chartmuster und Kerzen verdeutlichen die Marktstimmung sozusagen im Mikroskop, Indikatoren zeigen übersichtlich, ob etwa ein Trend vorliegt oder wann er dreht. Es gibt aber auch eine Darstellungsform, die eine Detailbetrachtung mit den übergeordneten Signalen verbindet: Heikin Ashi. Per Definition handelt es sich um die geglättete Darstellung eines Kerzencharts.
Bei einer Glättung entfallen alle Zufallsabweichungen, was die Sache übersichtlicher macht. Die genannte Definition des Heikin Ashi bedeutet jedoch nicht, dass auch der Kurs geglättet ist, auf den es ankommt. Diese Charts haben den Vorteil, dass man die großen Trends nicht übersieht, wie das bei anderen Tools der Fall ist, bei denen man sich schnell in Details verliert.
Weil das störende Marktrauschen herausgefiltert ist, erkennt man auf Anhieb die Grundintention des Marktes und die Trendwenden. „So macht Traden Spaß“, ist die Bewertung vieler, die das kompakte Tool für sich beim Trading entdeckt haben. Der Spaß rührt vor allem daher, dass man sich nicht durch Kleinigkeiten ablenken lässt und irritiert ins Grübeln kommt.
So werden etwa ein paar Minustage im Verlauf weniger prägnant gezeigt, als bei gewöhnlichen Kerzencharts. Lücken und Sprünge gibt es nicht. Wichtige Korrekturen indes werden dargestellt. Was zählt, ist die große Linie.
Große Kerzenkurven weisen den Weg
Generell spiegeln Kerzen in verschiedenen Mustern die Dynamik von Angebot und Nachfrage. Form und Farbe ergeben sich aus dem Verlauf der Handelsaktivität – Unentschlossenheiten inklusive. Liegt der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs, ist der Kerzenkörper weiß bzw. grün, im umgekehrten Fall ist er schwarz bzw. rot. Weiße Kerzen zeigen die Kraft der Bullen, schwarze die der Bären.
Beim Heikin Ashi-Chart zeigt sich somit ein Aufwärtstrend in einer langen Reihe weißer bzw. grüner Kerzen – hier sollte man Positionen ausbauen. Werden die Kerzen kleiner, lässt der Trend nach und es winken Gewinnmitnahmen. Das Ganze entsprechend umgekehrt beim Abwärtstrend – hier sind die Kerzen schwarz bzw. rot. Wie bereits erwähnt, fehlen in den Linien die vereinzelten Gegenbewegungen und somit die Kerzen mit der jeweils anderen Farbe.
Wie bei vielen anderen Mustern, stammt der Begriff aus Japan, wo die Symboltechnik mit Kerzen bereits im 17. Jahrhundert für Reiskontrakte entwickelt wurde. „Heikin“ steht für Gleichgewicht, „Ashi“ für Fuß oder Standbein – man hält sozusagen die Balance auf einem Bein, dreht eine Pirouette und hat das Geschehen fest im Blick.
Kein Grübeln und Zögern in starken Trends
Diese alte japanische Methode ging lange in der Masse von Vorgehensweisen unter und wird seit 2004 in aktualisierter Form wiederbelebt. Seitdem erfreut sich die übersichtliche Darstellung von Trends, Konsolidierungen und Trendwechseln zunehmender Beliebtheit.
Die visuelle Glättung ohne Details und einzelne Kursschwankungen besticht, weil sie Trends eindeutig identifiziert. Allerdings gibt es Schwächen vor einem Trendwechsel und erst recht in Seitwärtsphasen.
Und wer sich auf kleinere Zeitfenster konzentriert, dem fehlen mitunter wichtige aber ausgelassene Signale, was schnell zu Fehlentscheidungen führt.
Sinnvoll ist die große Linie vor allem in starken Trends, weil man nicht vor lauter Grübeln und Zögern Gewinne verpasst. Insgesamt bestätigt Heikin Ashi eine zentrale Erkenntnis von Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern wie Robert Shiller: Trends lassen sich nur langfristig vorhersagen, und das umso zuverlässiger, wenn das tägliche chaotische Marktrauschen ausgeblendet wird.