Aktienrückkäufe – Was sie bedeuten und was Sie als Anleger davon haben

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Daimler hat es getan, Apple hat es getan, sogar schon mehrfach, und kürzlich auch die Allianz – zum ersten Mal: Wir reden von Aktienrückkäufen.

Europas Versicherer Nummer eins kündigte erst letzte Woche in Zusammenhang mit seiner durchaus ansehnlichen Zahlenpräsentation ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm an.

Dabei dürfte Allianz-Chef Oliver Bäte die Entscheidung gar nicht so leicht gefallen sein. „Ich hasse Aktienrückkäufe“, soll er noch jüngst im Gespräch mit Investoren geäußert haben.

Doch nun ist der 51-Jährige über seinen Schatten gesprungen und hat den Weg für ein Novum in der Geschichte des Konzerns frei gemacht.

Das Rückkaufprogramm, das der Konzern auflegt, soll bis zu 3 Mrd. Euro umfassen. Inzwischen ist es schon gestartet und soll laut Unternehmensangaben nicht länger als 12 Monate dauern.

Damit öffnet die Allianz (zur Aktie) ihr Füllhorn und erfüllt eine Verpflichtung, die Bätes Vorgänger Michael Diekmann dem Konzern 2014 auferlegt hatte.

Aktienrückkauf – Was genau ist das eigentlich?

Das hört sich interessant an, mag nun manch einer von Ihnen denken, was aber genau ist ein Aktienrückkauf? Eine berechtigte Frage, der wir heute nachgehen wollen.

Denn dieser Vorgang ist recht komplex und gerade für „Börsenneulinge“ nicht ganz leicht zu verstehen. Kurz und bündig: Bei einem Aktienrückkauf verwenden Unternehmen überschüssiges Kapital, um an der Börse eigene Aktien zu kaufen und so das Angebot zu verknappen.

Das hat für das Unternehmen selbst wie auch für die Investoren diverse Vorteile. Allerdings gibt es dabei auch einige Regeln zu beachten.

Die rechtliche Grundlage für den Erwerb eigener Anteilscheine bildet in Deutschland der Paragraph 71 des Aktiengesetzes.

Darin heißt es unter anderem, dass Unternehmen Aktien im Gegenwert von bis zu 10% des Grundkapitals kaufen können, sofern die Hauptversammlung (sprich die Aktionäre) dem zugestimmt hat.

Kein Programm für die Ewigkeit

Aber aufgepasst: Ein solcher Beschluss verliert nach fünf Jahren seine Gültigkeit und muss erneuert werden. In Deutschland werden Aktienrückkäufe meist an der Börse durchgeführt.

Dort erwirbt dann ein Broker im Auftrag des Unternehmens innerhalb einer festen Preisspanne eine bestimmte Anzahl von Aktien. Dazu dürfen liquide Mittel des Unternehmens verwendet werden, die ausschüttungsfähig sind.

Die zurückgekauften Anteilscheine können anschließend durch eine Herabsetzung des Grundkapitals vernichtet, als Vergütung an Mitarbeiter ausgegeben oder zur Finanzierung von Übernahmen eingesetzt werden.

Ähnlich wie Dividenden sind Aktienrückkäufe eine Form von Gewinnausschüttung.

Konzerne, die sich eine solche Maßnahme leisten können, signalisieren damit nach außen: Das Geschäft läuft gut, doch der Aktienkurs spiegelt es nicht angemessen wider.

Durch den Aktienrückkauf kann der Kurs gepflegt werden. Zudem können Unternehmen so ihre Kosten senken. Man könnte auch vereinfacht sagen: „Je weniger Aktien, desto weniger Dividende”, wie es der Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank formuliert.

Vorteile für das Unternehmen und die Aktionäre

Darüber hinaus kann es sich auszahlen, für Investitionen Eigenkapital gegen Fremdkapital zu tauschen, zum Beispiel wenn Kredite günstig zu haben sind.

Anstatt dann auf liquide Mittel Strafzinsen zu zahlen, können davon eigene Papiere gekauft werden. Auch aus steuerlichen Gründen kann sich der Rückkauf lohnen oder gegebenenfalls das Risiko einer Übernahme senken.

In Summe kann man festhalten, dass der Kauf eigener Aktien meistens zu steigenden Kursen führt, wovon natürlich auch die Anleger profitieren.

Da der Überschuss des Unternehmens nach einer Maßnahme durch eine geringere Zahl im Umlauf befindlicher Aktien geteilt werden muss, erhöht sich außerdem der Gewinn je Aktie sowie die Dividende, so es eine gibt.

Man muss es sich vorstellen wie einen Kuchen, der letztlich in weniger Stücke aufgeteilt werden muss.

Eine weitere Folge einer solchen Aktion ist ein sinkendes KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und eine steigende Dividendenrendite, was die Aktie schließlich attraktiver erscheinen lässt.

Trotzdem ist auch Vorsicht angeraten. Nicht selten reagieren Anlegerschützer wenig begeistert, wenn Unternehmen entsprechende Vorhaben verkünden.

Denn zum einen sind Kursanstiege infolge von Aktienrückkäufen häufig nur von kurzer Dauer. Endet die Maßnahme, fällt der Kurs oft auf das vorherige Niveau zurück.

Zudem müssen sich Unternehmen bei Aktienrückkaufprogrammen häufig fragen lassen, ob das Kapital anderweitig nicht besser investiert wäre – beispielsweise in Forschung und Innovation oder in den Ausbau des operativen Geschäfts.

Vorsicht bei Rückkäufen auf Druck von Großinvestoren

Kritisch kann es dementsprechend auch werden, wenn ein Unternehmen den Aktienrückkauf auf Druck von Großinvestoren und nicht aus dem freien Cashflow, sondern aus der Substanz finanziert.

Selbst aus den Reihen institutioneller Investoren wächst die Kritik an der ausschweifenden Rückkaufpraxis vieler US-Unternehmen.

Nach einer Berechnung von Goldman Sachs machten entsprechende Programme in den letzten Jahren rund 10% der gesamten Aktiennachfrage an der New Yorker Börse aus.

Weil Rückkäufe manchmal ganz gezielt genutzt werden, um Gewinnrückgänge zu kaschieren, sprach der amerikanische Großinvestor Carl Icahn im vergangenen Jahr sogar von einem „Trugbild”.

Anders als die Gewinnausschüttung in Form von Dividenden, bei der viele Unternehmen eine lange Tradition pflegen und bemüht sind, die Ausschüttung zumindest auf konstantem Niveau zu halten, sind Aktienrückkäufe in der Regel kurzfristig und kaum vorherzusagen.

So können mangels rechtzeitiger Information viele Aktionäre gar nicht investieren, bevor der Kursgewinn schon „verfrühstückt“ ist.

Allianz schraubt Dividende auf 7,60 Euro hoch

Um nun noch einmal kurz den Bogen zum Versicherungs-Riesen Allianz zu spannen, das Unternehmen gibt nach einem überraschend hohen Gewinnplus in 2016 Milliarden an seine Aktionäre zurück.

Der Konzern will die Dividende von 7,30 auf 7,60 Euro anheben. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdienten die Münchner auch dank geringer Katastrophenschäden unter dem Strich 6,9 Mrd. Euro und damit 4% mehr als ein Jahr zuvor.

Der operative Gewinn legte um knapp 1% auf 10,8 Mrd. Euro zu. Gewinn und Dividende fielen damit höher aus als im Schnitt von Analysten erwartet. Für 2017 hat sich der Vorstand erneut einen operativen Gewinn von 10,8 Mrd. Euro vorgenommen – mit jeweils einer halben Milliarde Luft nach oben und unten.