KBV bei Aktien wichtig für Privatanleger
Vor dem Aktienkauf können Privatanleger zahlreiche Kennzahlen betrachten – das KBV ist eine davon. Das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis gibt an, wie das Unternehmen bewertet ist. Dabei ergibt sich in der Regel eine Überbewertung oder Unterbewertung. Oft wird das KBV auch in Relation zu anderen Unternehmen oder sogar Aktien von anderen Indizes betrachtet.
Die Werte dieser Kennzahl liegen in der Praxis entweder über oder unter 1. Ist das KBV höher als 1, wird das Unternehmen vom Markt höher bewertet als sein reiner Substanzwert. Gründe dafür sind dann meist Eigentum, Technologie, Markenname und zukünftiges erhofftes Wachstum. Wird ein Unternehmen schlechter als die Summe seiner materiellen Vermögenswerte beurteilt, ist das KBV kleiner als 1.
Was hat das KBV mit Aktien zu tun?
Eine oft genannte Kennzahl bei Aktiengesellschaften ist das Eigenkapital. Dieses spielt vor allem bei der Risikobewertung für kommende Krisen eine Rolle. Eine AG, die ausreichend Eigenkapital besitzt, muss nicht sofort Konkurs anmelden, wenn es einmal ein Jahr schlecht laufen sollte.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis bezieht sich somit auf den Buchwert bzw. das Eigenkapital des Unternehmens im Verhältnis zum Aktienkurs. Der Buchwert wird meist einfach berechnet, indem die Schulden vom Vermögen des Unternehmens abgezogen werden. Ausschlaggebend für die finale Bewertung ist das Ergebnis, ob der Buchwert über oder unter dem Aktienkurs liegt.
Vor dem Aktienkauf auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis achten
Einige Investoren achten besonders beim Kauf von Aktien auf ein niedriges KBV. Sie kaufen in erster Linie, wenn ein Unternehmen unterbewertet ist, d.h. das KBV kleiner als 1 ist und sie Potential in der Zukunft sehen. Dieser Gedanke ist grundsätzlich richtig, allerdings geht es dabei nicht immer darum, Aktien mit möglichst niedrigem KBV zu kaufen.
Der deutsche Energieriese E.ON hat beispielsweise sein letztes Hoch im Jahr 2014 gehabt und sich seitdem im Wert fast halbiert. Der KBV liegt bei etwas über 1 und damit sehr niedrig. Zum Vergleich: Amazon hat aktuell ein KBV von fast 25.
Dennoch wird der Kurs von E.ON vermutlich auch in den nächsten Jahren keine Luftsprünge machen. Amazon befindet sich dagegen auf dem Allzeithoch und macht keine Anzeichen, weniger schnell zu wachsen. Insofern sollte ein niedriges KBV alleine kein Grund sein, Aktien zu kaufen.
KBV-Berechnung: Die Formeln
Es gibt zwei mögliche Herangehensweisen, wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis berechnet werden kann. Bei beiden Varianten wird die Anzahl der Aktien benötigt, die das Unternehmen ausgegeben hat, der Aktienkurs und das Eigenkapital.
KBV-Formel 1:
Aktienkurs : Eigenkapital pro Aktie = KBV
Hierbei wird das gesamte Eigenkapital durch die Anzahl der Aktien des Unternehmens geteilt, um das Eigenkapital pro Aktie zu erhalten.
KBV-Formel 2:
Anzahl der Aktien * Aktienkurs : Eigenkapital = KBV
Die Anzahl der Aktien mit dem Aktienkurs multipliziert ergibt die sogenannte Marktkapitalisierung.
KBV anhand eines Beispiels erklärt
Um die Berechnung des KBV an einem Beispiel zu visualisieren, betrachten wir die Aktie von BMW. In der Bilanz Ende 2015 weist BMW ein Eigenkapital von 42,764 Milliarden € aus. Zu diesem Zeitpunkt sind 602 Millionen BMW-Aktien im Umlauf. Ende 2015 lag die Aktie bei einem Wert von ca. 97,64 €.
Damit sieht die Berechnung folgendermaßen aus:
602 Millionen Aktien * 97,64 € = 58,78 Milliarden € Marktkapitalisierung
58,78 Milliarden € : 42,764 Milliarden € Eigenkapital = 1,37
BMW hatte also Ende 2015 ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,37 und ist damit leicht überbewertet.
Praktischerweise können diese Zahlen heutzutage alle online abgefragt werden. So ist es sogar ersichtlich, welches durchschnittliche KBV eine Aktie in den vergangen 10 Jahren hatte oder welches Durchschnitts-KBV alle DAX-Aktien haben. Anleger, die Unternehmensaktien anhand des KBV bewerten möchten, benötigen hierfür keine größere Recherchearbeit.