KBV: Interpretation in der Fundamentalanalyse

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Mit der Kennzahl KBV soll man günstige oder unterbewertete Unternehmen aufspüren. Eine Faustregel, ab welchem Kurs-Buchwert-Verhältnis ein Unternehmen unterbewertet ist, gibt es nicht. Vielmehr ist eine Differenzierung nach verschiedenen Branchen wichtig.

In Branchen wie Maschinenbau, Automobil oder Energie sind größere Produktionsanlagen und mehr Substanz erforderlich als in einem Softwareunternehmen. Da diese Branchen nicht kapitalintensiv sind, kann bei ihnen ein höheres Kurs-Buchwert-Verhältnis gerechtfertigt sein. Die Aussagekraft des Kurs-Buchwert-Verhältnisses erhöht sich, je ähnlicher sich zwei zu vergleichende Unternehmen sind, da die Vermögensstruktur gleichartiger wird.

KBVs unter 1 können Ausdruck erwarteter Verluste sein

Ein KBV von unter 1 kann man auch anders interpretieren. Zukunftserwartungen für die Unternehmen spielen seitens der Marktteilnehmer eine wichtige Rolle. Wenn man bei einem Unternehmen mit Verlusten rechnet oder bereits schreibt, leidet der Buchwert. Den Erfolg verrechnet man als wertneutraler Ausdruck mit dem Eigenkapital. Ein Verlust senkt den Buchwert. Im Kurs ist das berücksichtigt, im Buchwert je Aktie nicht. Es entsteht ein Widerspruch.

Wenn wir beim KGV auf erwartete Buchwerte zurückgreifen, müsste ein prognostizierter Verlust berücksichtigt sein. Das stimmt. Die Schätzungen sind im Gegensatz zum Gewinn und Cash Flow je Aktie seltener verfügbar. Finanzportalen greifen auf den Buchwert des letzten Geschäftsjahres zurück. Die Voraussetzung der Verlustantizipationsthese bleibt gewahrt.

Stille Lasten und Reserven

Ein weiterer Erklärungsansatz zielt auf den Bilanzansatz. Es bestehen Zweifel, dass der Wert unter dem laut Bilanz liegt. Wenn dies der Fall ist, tritt dies im Rahmen vorgeschriebener, regelmäßiger Werthaltigkeitstests zu Tage und passt sich an.

Blenden wir einen Moment aus, dass diese mit einer Abschreibung funktioniert, die sich als Aufwand in der GuV niederschlägt. Schauen wir auf die Auswirkungen in der Bilanz: Durch die Wertminderung verringert sich der Bilanzansatz des Vermögensgegenstandes um den Betrag X. Auf andere Aktivposten bleibt dies ohne Auswirkungen.

Die Aktiv- und Passivseite verkleinert sich um den Betrag X. Die Kreditforderungen der Gläubiger sind nicht betroffen. Die Verkürzung der Passivseite erfolgt nicht über das Fremdkapital, sondern schlägt sich im Eigenkapital und damit dem Buchwert nieder.

Diese Argumentation funktioniert auch in die andere Richtung. KBVs größer 1 werden damit begründet, dass sich in den Bilanzpositionen stille Reserven verbergen, womit der Buchwert höher läge.