Drei wichtige Sentiment-Indikatoren für die aktuelle Marktlage
Unter dem Begriff “Market Sentiment” verstehen wir die Massenpsychologie der Summe der Marktteilnehmer. Diese zu kennen kann wiederum jedem einzelnen Marktteilnehmer helfen, eine Idee davon zu bekommen, wohin der Markt sich in naher Zukunft bewegen wird.
Wenn die Märkte extrem gut laufen, wird das Sentiment gewöhnlich eine Spitze erreichen, bevor die Preise letztlich drehen und anfangen zu fallen. Wenn das Sentiment extrem negativ ist und die Marktteilnehmer glauben, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt, dann ist dies gewöhnlich ein Vorläufer dafür, dass der Markt sich bald erholen wird.
Dies ist aktuell besonders interessant, hat doch der S&P 500 erst kürzlich ein Allzeithoch erreicht. Als Anleger sollten Sie daher besonders auf Sentiment-Indikatoren achten um zu sehen, ob der momentante Ausblick vielleicht nicht doch ein wenig zu rosig ist. Ich möchte Ihnen daher heute drei sehr gute Sentimentindikatoren näher vorstellen, die Ihnen helfen werden, in der aktuellen Marktlage ein gutes Stück klarer zu sehen.
Sentiment-Indikatoren: der VIX
Beim VIX handelt es sich um einen Index zur Messung der impliziten Volatilität. Dieser Index wird vom Chicago Board of Options Exchange veröffentlicht. Dabei misst der Index die implizite Volatilität der “at the money” Strike Preis Optionen des S&P 500 Index (Hinweis: Mit dem Ausdruck implizite Volatilität bezeichnet man die Schätzung des Marktes, in wie weit sich der S&P 500 Index in einer vorgegebenen Zeitspanne vom Kurs her bewegen könnte).
Viele Anleger nutzen daher den VIX als ein Maß für die Angst und Nervosität im Markt. Je höher nämlich der VIX steht, desto mehr Marktteilnehmer erwarten, dass der S&P 500 sich bewegen wird. Das wiederum ist ein Spiegelbild der Angst. Wenn der VIX auf historisch niedrigen Levels ist, dann herrscht weitgehend Sorglosigkeit vor. Und das sehen wir momentan. Historisch betrachtet notiert der VIX aktuell im Bereich der unteren 10% seines Verlaufs der letzten 10 Jahren. Somit haben wir im Moment ein sorgloses Marktklima, was das Sentiment angeht.
Abbildung: Langfristiger Chart des VIX (Quelle: InvestmentU-Research)
Der RSI
Der Relative Strength index (RSI) ist ein technischer Indikator, der von J. Welles Wilder konzipiert wurde.Er misst die Geschwindigkeit und den Umfang von Preisbewegungen und zeigt damit das Sentiment auf in puncto Überkauftheit bzw. Überverkauftheit eines Preises.
Wilder definierte dabei RSI Stände von über 70 als überkauft, während er Stände unter 30 als überverkauft festlegte. Momentan ist der RSI des S&P 500 bei 65, was das obere Ende des neutralen Bereichs darstellt und zeigt, dass das Sentiment weiter ansteigt, jedoch noch nicht den überkauften Bereich erreicht hat.
Das Put/Call Ratio
Das Put/Call Ratio ist ein Index, der das Volumen der Put Optionen relativ zum Volumen der entsprechenden Call Optionen darstellt. Das Put/Call Ratio führt dabei zu Indexständen unter eins, wenn das Call Volumen größer ist als das Put-Volumen. Das Verhältnis ist über eins, wenn das Put-Volumen das Call-Volumen überschreitet.
Dabei wird das Sentiment gegenüber einer Aktie als bärisch betrachtet, wenn das Put/Call Ratio nahe relativer Hochs handelt und als außerordentlich bullisch, wenn es nahe relativ niedriger Level verläuft. Dabei kann das Put/Call Ratio über die vergangenen fünf Jahre betrachtet gemessen werden, um das Sentiment zu berechnen.
Dabei gilt als Faustregel: Wenn das Put-Call Ratio im unteren 10% Bereich seiner fünf Jahresspanne handelt, ist das Sentiment sorglos. Und wenn das Put/Call Ratio in den Top 10% der Fünfjahresspanne liegt, ist das Sentiment von Angst geprägt. Während ich Ihnen diesen Artikel schreibe, ist das Put-Call-Ratio des S&P 500 im Bereich der unteren 15% der Fünfjahresspanne. Dies stellt eine neutrale bis leicht sorglose Stimmung der Anleger dar.
Was bedeutet das für Sie als Anleger?
Die drei Sentiment-Indikatoren zeigen uns, dass die momentane Marktlage etwas näher an der Sorglosigkeit als der Angst liegt, was das Sentiment angeht. Allerdings sehen wir kein extremes Vertrauen in den Markt. Wenn Sie als Anleger gerne in Schwächephasen Ihre Aktienbestände absichern, sollten Sie diese drei Marktindikatoren stets im Auge behalten.
Wird das Sentiment hier zu extrem, zahlt es sich auch entsprechend zu handeln. Sind die Märkte etwa zu euphorisch, können Put-Optionen zur Sicherung angebracht sein. Ist das Sentiment übertrieben negativ, steht womöglich die Erholung vor der Tür. Beachten Sie jedoch bitte, dass letztlich ein Sentiment-Indikator nur eine zusätzliche Hilfe ist und niemals Ihr Markttiming alleine bestimmen sollte.