Darum ist bei Aktien der Streubesitz wichtig

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Wer sich für Aktien interessiert und wissen will, in welcher Gesellschaft er sich dann als Investor beim jeweiligen Unternehmen befindet, schaut zunächst in die Aktionärsstruktur: Wer ist zu welchem Anteil beteiligt? Wie sind die Machtverhältnisse? Interessant ist zunächst der Streubesitz bzw. Free Float als Definition der frei handelbaren Aktienanteile. Sie sind bei der Aktienauswahl mit entscheidend.

Freefloat

Vor der Auswahl einer Aktie lohnt es sich immer, vorab einen Blick in die bestehenden Strukturen zu werfen.Adobe Stock – vgstudio

Streubesitz und Free Float – per Definition dasselbe

Dabei darf man sich nicht verwirren lassen, wenn mal der eine, mal der andere Begriff verwendet wird – Streubesitz und Free Float sind per Definition dasselbe. Die verbreitete Annahme, Streubesitz beziehe sich rein auf Aktien von Kleinanlegern, trifft die Sache nur zum Teil. Entscheidend ist, dass sie an der Börse frei gekauft und verkauft werden können.

Es ist der Anteil aller Aktien eines Unternehmens, die im Börsenhandel sozusagen frei fließen können. Je höher dieser Anteil, desto leichter kann man die jeweilige Aktie handeln. Und je mehr Marktteilnehmer, desto besser die Liquidität, also die Möglichkeit, das Papier jederzeit zu kaufen oder wieder zu Geld zu machen.

Handelbarkeit entscheidet

Anders bei Aktien im Festbesitz: Sie werden von Mehrheitsaktionären oder den Unternehmen selbst gehalten und stehen dem Markt, zumindest vorläufig, nicht zur Verfügung. Man geht davon aus, dass Mehrheitsaktionäre ihre Aktien lange halten, sei es, weil sie der Firma verbunden sind oder Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmen wollen.

Da sich aber nicht jeder Mehrheitsaktionär auf ewig bindet, ist der Festbesitz keine starre Größe. Umgekehrt gibt es genügend Privatanleger, die ihre Aktien in teils beachtlichem Umfang als Langfristanlage halten. Solange sind auch sie nicht frei verfügbar, obwohl sie zum Streubesitz gehören.

Insofern ist die Grenze zum Festbesitz eigentlich fließend. Auch die Börsen gehen bei der Einordnung nicht einheitlich vor. Je nach Land und Handelsplatz wird unterschiedlich abgegrenzt, wenn es etwa darum geht, ob eine Aktie bestimmte Kriterien zur Aufnahme in einen Index erfüllt.

Festbesitz ab 5% Anteil

Deshalb gibt es zu Streubesitz und Free Float keine Definition, die international einheitlich zum Festbesitz abgrenzt. Hierzulande dient das Wertpapierhandelsgesetz als Richtschnur: Wenn jemand ein Aktienpaket von 5% und mehr hält, muss dies öffentlich bekannt gemacht werden, weil der Großaktionär wesentlichen Einfluss hat. Entsprechend geht auch die Deutsche Börse vor.

Damit nicht gemogelt wird, zählen auch Aktien zum Festbesitz, die ein Großaktionär in der Familie aufteilt, von Dritten halten oder in einem Pool verwalten lässt. Gleiches gilt für alle Papiere, die das Unternehmen selbst hält, und zwar unabhängig vom Anteil an den Gesamtaktien.

Aktien, die wegen vereinbarter Sperrfristen von mindestens 6 Monaten nicht verkauft werden dürfen, zählen erst danach wieder zum Streubesitz. Aktien von Fonds und Vermögensverwaltern indes gehören auch oberhalb der 5%-Schwelle zum Streubesitz. Grund: Sie werden nicht im eigenen Interesse, sondern im Auftrag der Anleger aktiv.

Börsenwert richtet sich nach Streubesitz

Entsprechend dieser Zuordnungskriterien nimmt die Deutsche Börse nur Unternehmen in den Sdax, Mdax oder Dax auf, die einen Free Float von mindestens 10% aufweisen. Zum einen, weil dies für Mindestumsätze sorgt, zum anderen wegen der Gewichtung der Unternehmen im Index. Die richtet sich nämlich nach der Marktkapitalisierung für die wiederum nur der Streubesitz ausschlaggebend ist.

Deshalb wirken sich Kursänderungen von Aktien mit hohem Free Float stärker aus. Wenn der Dax bestimmte Marken erreicht, so geht das auf Aktien mit hoher Marktkapitalisierung und viel Streubesitz zurück. Letzterer beträgt etwa bei Siemens über 80%, bei der Münchner Rück fast 100%.

Auswirkung auf Stabilität und Kosten

Für Anleger gilt die Faustregel: Aktien mit höherem Streubesitz sind weniger schwankungsanfällig, da sich sämtliche Auslöser über die Masse der Anleger verteilen. Und weil zugleich die Liquidität höher ist, sind die Spannen zwischen An- und Verkauf geringer, was Kosten spart. Eine Schwachstelle gibt es jedoch: Hoher Streubesitz macht anfällig für Übernahmen. Kleinanleger sind eher bereit, ihre Papiere für attraktive Angebote zu verkaufen.