LKW-Aktien in Krisenzeiten: Warum es nun neue Euphorie gibt!
Liebe Leserinnen und Leser,
für Sie als Anleger werden die nächsten Tage und Wochen enorm spannend. Denn: Die Berichtssaison steht wieder einmal vor der Tür und die Börse hat ein genaues Auge darauf, wie sich die Unternehmen in diesen Krisenzeiten schlagen.
Umso interessanter, dass nun ein europäischer Konzern einen Vorgeschmack geliefert hat. Und dieser macht durchaus Hoffnung. Kurzum, es geht um die Volvo Group.
Was macht die Volvo Group überhaupt?
Zunächst für Sie zur Einordnung: Die schwedische Volvo Group ist in erster Linie ein Nutzfahrzeughersteller, produziert aber auch Baumaschinen sowie Schiffs- und Industriemotoren. Der Konzern vereint 12 Marken unter einem Dach und vertreibt seine Produkte in mehr als 190 Märkten.
Wichtig ist die Unterscheidung zur Volvo Car Corporation. Dieser auf PKWs spezialisierte Autobauer hatte sich Ende der 90er Jahre von der Volvo Group abgespalten und gehört inzwischen zum chinesischen Konzern Geely. Wenn wir im Folgenden also von „Volvo“ sprechen, meinen wir explizit den Nutzfahrzeughersteller (Volvo Group) und nicht den PKW-Bauer (Volvo Car Corporation).
Q1 2023: Umsatz und Ergebnis besser als erwartet
Nun zu den neuen Zahlen: Volvo hat sich im ersten Quartal 2023 laut vorläufigen Daten besser geschlagen, als Experten erwartet hatten. Demnach setzte der Konzern 131,4 Milliarden Schwedische Kronen (SEK) um und damit knapp 25 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Umgerechnet beliefen sich die Erlöse in Q1 2023 indes auf 11,57 Milliarden Euro. Analysten hatten laut Reuters im Schnitt mit einem Umsatz von nur 118,6 Milliarden SEK gerechnet.
Stark aufwärts ging es derweil auch beim Profit. Laut vorläufigen Zahlen stieg der Betriebsgewinn im Auftaktquartal um satte 45 Prozent auf 18,4 Milliarden SEK. Auch hier hatte der Markt Reuters zufolge mit 12,9 Milliarden SEK deutlich weniger erwartet. Da das Betriebsergebnis prozentual noch höher stieg als die Erlöse, verbesserte sich auch die operative Gewinnmarge signifikant um zwei Prozentpunkte auf 14,0 Prozent. Die Volvo Group war in Q1 also profitabler.
Volvo-Aktie: So reagierte die Börse am Mittwoch
Das Management ging übrigens nicht näher auf die Hintergründe der überraschend starken Zahlen ein. Und auch einen Gewinnausblick gab das Unternehmen nicht preis. Allzu lange warten müssen Sie als Anleger hierauf jedoch nicht. Bereits am 20. April will die Volvo Group ihre vollständigen Ergebnisse zum ersten Quartal veröffentlichen. Dann dürfte es auch eine Prognose geben.
Die am Dienstagabend publizierten, vorläufigen Zahlen sorgten an der Börse jedenfalls für Euphorie. Die zuvor verlustbehaftete Volvo-Aktie verzeichnete am Mittwochvormittag ein Plus von rund 8 Prozent, wie Sie im Chart[1] sehen können (Stand: 12.04.2023, 10:00 Uhr, Börse Stuttgart):
[1] Quelle: www.aktienscreener.com
Entspannung in den Lieferketten? Alles gar nicht so schlimm?
Die Begeisterung war also groß – auch weil die Volvo Group noch im Januar vor erheblichen Problemen gewarnt hatte. Damals hatte das Management betont, dass die Probleme in den Lieferketten anhalten würden, etwa bezüglich immer noch fehlender Halbleiter und gestörter Frachtkapazitäten. Gleichzeitig warnten die Schweden vor höheren Kosten bei der Produktion von LKWs und in anderen Konzernbereichen. Doch die erwartete Katastrophe hat sich offenbar nicht bewahrheitet, was der Aktie am Mittwoch Flügel verlieh.
Laut Analysten hat sich die Situation in den Lieferketten in Q1 entgegen der ursprünglichen Annahme deutlich verbessert. Für die Volvo Group hat das zwei Vorteile. Erstens: Die Produktion kann dadurch auf ein höheres Level gehoben werden, um die immer noch starke Nachfrage nach Nutzfahrzeugen besser bedienen zu können. Zweitens: Eine Entspannung in den Lieferketten verbessert die Effizienz des Unternehmens und senkt prinzipiell die Kosten. Da die Volvo Group gleichzeitig die Preise für ihre LKWs und Busse wohl deutlich erhöhen konnte, ergibt sich ein Profitsprung.
Volvo, Daimler Truck, Traton: mein Fazit für Sie
Interessant sind die vorläufigen Zahlen der Schweden vor allem deshalb, da sie ein positives Konjunktursignal senden. Denn offenbar war die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen zumindest bis Ende März trotz hoher Preise ungebrochen hoch, was für eine eher optimistische Wirtschaft spricht.
Aber auch mit Blick auf die Branche gibt es nun mehr Zuversicht. Im Fahrwasser der Volvo Group stiegen am Mittwoch auch die Aktien der deutschen Wettbewerber Daimler Truck und Traton. Daimler Truck etwa hatte bereits im März betont, dass sich die Lieferketten in 2023 stabilisieren und die Gewinne steigen dürften. Der Kapitalmarkt hatte dem Braten damals allerdings noch nicht wirklich getraut und ließ die Dax-Aktie Mitte März erst einmal abstürzen.
Die vorläufigen Zahlen der Volvo Group haben nun jedoch dargelegt, dass es um die Branche offenbar gar nicht so schlecht steht, wie am Markt befürchtet worden war. Ob die neue Euphorie Bestand haben wird, muss sich dennoch erst noch zeigen.
Achten Sie als Anleger jetzt unbedingt auf den 20. April. Die endgültigen Zahlen dürften neue Erkenntnisse bringen. Wichtig sind hier vor allem zwei Dinge: der Auftragseingang, der eine definitive Aussage zur Nachfrage ermöglicht, sowie die Gewinnprognose, die zeigen wird, ob die beachtliche Profitabilität auch im Gesamtjahr aufrechterhalten werden kann.
Schafft die Volvo Group bei diesen beiden Aspekten eine weitere positive Überraschung, könnte die Aktie abermals zulegen. Im Umkehrschluss aber würde eine Enttäuschung den Kurs wohl unter Druck setzen. Es bleibt also spannend,von bis zu +2.615 Prozent sichern. Natürlich nur, wenn Sie möglichst frühzeitig aktiv werden.
[1] Quelle: www.aktienscreener.com