Auto-Aktien: Innovationen – wer gibt hier den Ton an?

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Ob Fahrassistenzsysteme, Parkhilfen, intelligente Scheinwerfer, Infotainment, E-Commerce, Fernwartung oder Finanzdienstleistungen: Moderne Autos sind vollgepackt mit allerlei Gimmicks und Software. Für die Branche ist das ein Paradigmenwechsel, der vergleichbar ist mit dem Durchbruch der Elektromobilität.

Denn: Viele Kunden machen ihre Kaufentscheidung nicht mehr nur davon abhängig, wie schnell und wie groß das Auto ist, sondern auch von den digitalen Features. Entsprechend ist die Innovationskraft der Autobauer inzwischen wichtiger denn je – auch für Sie als Anleger.

Neue CAM-Studie

Aber wie sieht es nun um die Innovationskraft der einzelnen Konzerne aus? Vor wenigen Tagen hat das Center of Automative Management (CAM) unter Leitung des Branchenexperten Stefan Bratzel hierzu eine interessante Analyse veröffentlicht. Kurzum: Die beiden Spitzenplätze gehen nach Deutschland.

Für das Ranking haben die CAM-Forscher die technologischen Innovationen der 30 wichtigsten globalen Autokonzerne mit insgesamt rund 80 Marken untersucht. Dabei wurden 654 technologische Innovationen einzeln erfasst und nach Kriterien wie Kundennutzen und Originalität bewertet.

Volkswagen bei den Innovationen an der Spitze

Auf Platz 1 der innovationsstärksten Konzerne thront laut CAM das Wolfsburger Autoimperium Volkswagen. Die Experten schreiben dem Konzern mit seinen Kernmarken VW, Audi und Porsche insgesamt 67 Innovationen zu – darunter 24 Weltneuheiten. Damit kommt Volkswagen auf einen Indexwert von 149.

Laut Branchenkenner Bratzel haben die Wolfsburger vor allem in den Bereichen E-Commerce/E-Maintenance und Charging hervorgestochen. Besonders gut gefiel den CAM-Experten der digitale Fahrwerkszwilling des Porsche Taycan. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Kopie eines existierenden Gegenstücks, die aus gesammelten Betriebsdaten besteht und Rückschlusse zum Beispiel über Wartungsintervalle ermöglicht.

Begeistert waren die Analysten auch vom bidirektionalen Laden beim VW ID.3. Elektroautos können mit dieser Technologie zu Zwischenspeichern werden und Strom zum Beispiel an das Einfamilienhaus zurückleiten.

Platz 2 geht ebenfalls nach Deutschland – Tesla auf Rang 3

Auf Platz 2 des Rankings findet sich indes Mercedes-Benz – mit einem Indexwert von 133. Die Stuttgarter überzeugten laut der Studie vor allem mit den Neuerungen im Bereich Autonomes Fahren, aber auch mit der sogenannten kamerabasierten Sperrlogik. So kann eine Kamera erkennen, wenn der Fahrer auf das Beifahrerdisplay schaut, woraufhin bestimmte Inhalte automatisch abgedimmt werden.

Den 3. Rank eroberte der US-Elektroprimus Tesla (Indexwert: 93). Die CAM-Experten betonten bei den Kaliforniern insbesondere die hohe Ladeleistung und Reichweite der Modelle.

USA holen auf – China bleibt stark

Was auffällt:  Im Länder-Ranking musste Deutschland trotz der starken Platzierungen von VW und Mercedes Abstriche machen. So verloren die Deutschen insgesamt 5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr und erbrachten somit noch rund 30 Prozent der globalen Innovationskraft.

Deutschland ist damit zwar noch auf Platz 1. Andere Länder holten aber kräftig auf – allen vor allen die USA. Mit deutlichen Zugewinnen bei Ford und General Motors kamen die USA auf 24 Prozent (+8 Prozentpunkte) und sicherten sich somit Rang 3. Auf Platz 2 rangiert derweil China (25 %). Innovationsstarke chinesische Firmen sind laut CAM unter anderem SAIC, Great Wall und Geely (inkl. Volvo).

Übrigens: Dass die deutsche Autobranche unterm Strich an Innovationskraft verlor, führen die CAM-Experten auf BMW zurück. Die Münchner galten jahrelang als technologischer Treiber. Zuletzt konnte man allerdings nur eine geringe Zahl an Innovationen vorweisen. In der Folge fiel BMW in dem Ranking nun von Platz 3 auf Rang 11.

Deutsche Hersteller dürfen sich nicht ausruhen

Die CAM-Studie verdeutlicht die Zukunftsfähigkeit einiger Auto-Aktien. Nur wer seinen Kunden ausreichend Innovationen bieten kann, wird langfristig überlebensfähig sein. Dass Deutschland mit VW und Mercedes hier immer noch den Ton angibt, ist für die gesamte hiesige Autobranche ein sehr positives Signal – auch für die abhängigen Firmen wie die Zulieferer.

Doch ausruhen dürfen sich die Konzerne jetzt nicht, wie das Beispiel BMW zeigt. Klar: Das Ranking ist nur eine Momentaufnahme. Im nächsten Jahr könnte BMW hier wieder zu alter Stärke zurückfinden. Die Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt.

China bläst zum Angriff

Beeindruckend ist vor allem das inzwischen sehr hohe technologische Know-how der Chinesen. Schauen Sie: Im Jahr 2016 entfielen auf die chinesischen Hersteller laut CAM nur 7 Prozent der globalen Innovationsstärke. Inzwischen sind es wie oben erwähnt 25 Prozent. Kein anderer Markt hat in den letzten Jahren so stark aufgeholt wie China – und kein anderer Markt hat in den letzten Jahren so viel Innovationskraft eingebüßt wie Deutschland. So waren die deutschen Branchenvertreter 2018 noch auf knapp 50 Prozent gekommen.

Chinas Tech-Offensive könnte erhebliche Konsequenzen haben, vor allem weil die Hersteller inzwischen auch nach Europa expandieren. Hierzulande könnten Unternehmen wie Great Wall den etablierten Autobauern durchaus Marktanteile streitig machen. Die Geschichte würde sich damit umkehren, schließlich waren es vor allem die westlichen Branchenvertreter, die in den letzten Jahren in der Volksrepublik große Erfolge gefeiert hatten.

Unterschätzen sollten Sie Chinas Autobranche jedenfalls nicht.