US-Notenbank kündigt Tapering an – Börsen erfreut
Die gestrige Sitzung der US-Notenbank Fed brachte eine kleine Überraschung. Die Währungshüter bekommen offenbar kalte Füße wegen der starken Inflation. Sie reduzieren deshalb ihre zur Senkung der Marktzinsen gedachten Anleihenkäufe bereits im November. Allerdings gehen sie dabei sehr behutsam vor.
US Notenbank: Tapering kommt früher als erwartet – gut so!
Die Wertpapierkäufe (vornehmlich Staatsanleihen und Hypothekenanleihen) der Zentralbank von derzeit noch mindestens 120 Milliarden Dollar pro Monat sollen ab November um monatlich 15 Milliarden Dollar reduziert werden. Ein solcher Prozess wird auch „Tapering“ genannt. Es dürfte geraume Zeit dauern, bis diese geldpolitische Lockerungsmaßnahme bei null angelangt ist und von einer Normalisierung gesprochen werden kann.
Dennoch setzt die US Notenbank mit dieser Maßnahme ein (wenn auch vorsichtiges) Zeichen zur Inflationsbekämpfung. Ganz im Gegensatz zu ihren Kollegen von der Europäischen Zentralbank, die diesbezügliche Schritte trotz einer ähnlich prekären Geldentwertung bisher ablehnen.
Das wirksamere Instrument zur Inflationsbekämpfung wäre zweifellos eine Erhöhung beim Leitzins. Hier gab es jedoch wie erwartet keine Veränderung. Der Leitzins in den USA bleibt in der Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent – und das wird voraussichtlich noch lange Zeit so bleiben.
Zinserhöhungen weiterhin kein Thema
Bereits auf der letzten Zinssitzung hatte Fed-Chef Jerome Powell Überlegungen wegen baldiger Zinserhöhungen abgebügelt. Ein Beginn des Taperings werde kein Signal für nachfolgende Zinserhöhungen sein. Aus den Projektionen der Notenbankmitglieder lässt sich schätzen, dass die Leitzinsen trotz der zuletzt erhöhten Inflation erst Ende 2022 oder Anfang 2023 wieder angehoben werden. Der Markt rechnet allerdings mit einer ersten Zinserhöhung schon im zweiten Halbjahr 2022.
Die Aussagen der Fed auf der gestrigen Pressekonferenz zeigen eine deutlich: die „Experten“ haben sich bisher bei ihrer Inflationsprognose schwer getäuscht, wollen aber weiterhin nichts aus diesem Fehler lernen. Sie machen für die hohe Inflation nach wie vor „überwiegend vorübergehende Faktoren, wie vorübergehende Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage“ verantwortlich. Für „vorübergehend“ hält dieser Zustand aber schon viel zu lange an.
Inflation doch nicht ganz so „vorübergehend“ wie gedacht?
Allerdings kommen die Herrschaften offenbar nun doch ins Grübeln. So schreibt die Fed im Statement zum Zinsentscheid nun, dass es sich um Faktoren handele, von denen man “erwarte”, dass sie vorübergehend seien. Bisher hatte die Fed einfach von vorübergehenden Faktoren gesprochen. Auch das ist wiederum ein kleines Signal, dass man das Problem so langsam erkennen möchte.
Auf der Pressekonferenz im Anschluss an die gestrige Zinssitzung sagte Fed-Präsident Jerome Powell, dass man die wirtschaftliche Erholung weiter mit geldpolitischen Maßnahmen unterstützen werde. Das Wachstum sollte im vierten Quartal anziehen, obgleich man erwarte, dass die Angebotspässe länger als erwartet anhielten und diese wahrscheinlich noch deutlich bis ins kommende Jahr bestehen bleiben dürften. Von der Inflation hofft man, dass diese im zweiten und dritten Quartal 2022 sinken werde.
Aktienmärkte reagieren erfreut
Die Aktienmärkte reagierten offensichtlich erfreut auf den Zinsentscheid und die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz. Denn die US-Geldpolitik wird nur sehr überschaubar gestrafft, was die Vermögenspreise weiter ansteigen lässt. Gleichzeitig bleibt die Zentralbank optimistisch für das weitere Wachstum. Dow Jones Industrial Average, S&P 500 und Nasdaq-100 konnten erneut auf neue Allzeithochs klettern. Die von mir im September angekündigte Jahresendrally ist weiterhin in vollem Gange!
S&P 500 Tageschart: Neue Rekordhochs nach US-Zinssitzung