Wolfspeed – Warten auf die Wende
Die Aktie des US-amerikanischen Halbleiter-Herstellers Wolfspeed hat es seit Herbst vergangenen Jahres geradezu zerrissen. Allmählich sollte das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben, damit Investoren nicht entnervt aufgeben.
Was macht Wolfspeed?
Ein Rookie in der Halbleiter-Branche ist die Firma beileibe nicht. Denn Wolfspeed wurde fast auf den Tag genau vor 36 Jahren gegründet. Firmensitz ist in Durham, US-Bundesstaat North Carolina.
Glaubt man dem Unternehmen, so haben wir hier den weltweit führenden Entwickler und Hersteller sogenannter Siliziumcarbit-Chips vor uns. Was für die einen nach böhmischen Dörfern klingt, treibt anderen das Glänzen in die Augen. Denn diese Art von Chips verarbeitet Strom effizienter, wie ich mir habe sagen lassen.
Das wiederum kann die Reichweite von E-Autos spürbar verlängern und vor allem deren Batterien schneller laden. Potente Partner von Wolfspeed sind etwa General Motors, Jaguar Land Rover und Mercedes-Benz nebst nicht wenigen Autozulieferern.
Spürbares Umsatzwachstum
Im Geschäftsjahr 2022 wuchsen die Umsatzerlöse um gut 40 Prozent. Mit nahezu 22 Prozent legten die Erlöse auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres spürbar zu, gleichwohl prozentual nicht so stark wie im gesamten Vorjahr. Einmal mehr schrieb das Unternehmen rote Zahlen, je Aktie verbuchte Wolfspeed in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 13 US-Cents, 1 Cent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für ein Unternehmen, das mittlerweile seit mehr als 30 Jahren am Markt ist, nicht gerade berauschende Zahlen.
Wolfspeed Aktie mit satten Verlusten
Der Kursverlauf der Wolfspeed Aktie (WKN: A3C4QE) ist eher unzureichend – die Adjektive „katastrophal“ oder „desaströs“ sind nach meiner und nach Meinung wohl der meisten Investoren treffender. Mussten Anleger in der zweiten Septemberhälfte des vergangenen Jahres noch um die 125 US-Dollar je Anteilsschein auf den Tisch des Hauses legen, kosten die Papiere momentan knapp 50 Dollar. Nach dem Tief Mitte Mai bei 40 Dollar gab es immerhin eine zaghafte Erholung.
Auch die Langfrist-Performance der Aktie ist nicht unbedingt das, wovon Investoren in schlaflosen Nächten Tag-träumen. Denn in den vergangenen zehn Jahren steht unter dem Strich ein Verlust von rund 22 Prozent. Das geringfügige Plus von etwas mehr als 2 Prozent in den vergangenen fünf Jahren ist da nicht weiter der Rede wert.
Bei Wolfspeed jetzt auf den Turnaround setzen?
Ich muss zugeben, momentan bin ich bei der Wolfspeed Aktie hin- und hergerissen. Noch immer schreibt das Unternehmen keinen Gewinn, doch dank der vorangegangenen Umsatzzuwächse hat sich die Bewertungs-Kennziffer „Kurs-Umsatz-Verhältnis“ (KUV) von vormals 12 auf nunmehr rund 8 verbessert.
Dies ist erfreulich, aber ob das allein reicht, um die Aktie nach vorn zu schieben, ist zweifelhaft. Dafür spricht unter anderem der nicht gerade tolle Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Vor einiger Zeit hatte die Führungsetage noch Umsatzerlöse von rund 1,6 Milliarden US-Dollar in Aussicht gestellt. Dieser Wert wurde einkassiert und auf 1 bis 1,1 Milliarden Dollar zusammengestrichen, weil die Produktionskapazitäten im Segment der 200 mm-Chips nicht so zügig ausgebaut werden können wie geplant.
Folglich gibt es unter Investoren erhebliche Zweifel, dass die vom Vorstand für das Jahr 2027 angepeilten 4 Milliarden Dollar Umsatz tatsächlich erreicht werden. Sollte das Unternehmen dies aber schaffen sowie eine Brutto-Marge von 50 Prozent und eine Cashflow-Marge von 20 Prozent erzielen können, scheint Wolfspeed momentan spürbar unterbewertet. Wie gesagt, alles steht und fällt mit dem Tempo, in dem das Unternehmen seine Produktionskapazitäten deutlich (!) ausweiten kann. Meine Meinung: Momentan ist es noch zu früh für den Einstieg. Risikobereite Investoren kaufen die Wolfspeed Aktie entweder bei einem erneuten Kursrücksetzer zwischen 10 und 20 Prozent oder aber bei verlässlichen Signalen, dass eine Kapazitätsausweitung und die angepeilten Umsatzziele im Jahr 2027 tatsächlich erreicht werden.