Wird das ein „No landing“-Szenario?

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Viele Zentralbanken haben gerade die Zinsen gesenkt. In China ging es mit einem kleinen Zinsschritt nach unten. Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsen inzwischen sogar schon zum dritten Mal um je 0,25 Prozent verringert.

In den USA haben wir einen „großen“ Zinsschritt von 50 Basispunkten nach unten gesehen. Was heißt das für die kommenden Monate für Ihre Aktien?

Keine klaren historischen Muster nach dem ersten Zinsschritt

Erst einmal: Nichts. Denn es gibt keine konsistenten Muster der Märkte in Reaktion auf eine erste Zinssenkung nach einem längeren Anhebungszyklus (wie jetzt).

Die letzten derartigen Zinsschritte in 2001, 2007 und 2019 waren große Warnsignale für den Aktienmarkt, denen ein ebenso großer Crash folgte. Diese Zeiträume waren aber auch immer durch einzigartige, kaum übertragbare Entwicklungen geprägt (Internetblase, Immobilienblase, Coronakrise).

Die meisten anderen Zinsschritte davor waren dagegen überhaupt nicht gefährlich für Aktien, denn da stiegen die Kurse nach einer mehrwöchigen Orientierungsphase oftmals weiter.

Diese Sektoren laufen bei Zinssenkungen am besten

Meistens fiel der Dollar für eine Weile ebenso wie Technologie-Aktien, während US-Staatsanleihen und defensive Aktien (wie Immobilien, Versorger, Pharma, Konsumwerte, Value-Titel u.Ä.) stiegen.

Auch hielt sich der Dow Jones besser als der S&P 500 und erst recht als der Nasdaq 100 der großen Technologiewerte. Aber diese Tendenzen sehen wir ja bereits seit mehreren Wochen.

Wenn sich die Kursmuster der Vergangenheit also in ähnlicher Form erneut wiederholen, dann haben Sie jetzt einen Anhaltspunkt dafür, welche Sektoren gut laufen könnten und welche nicht so.

Wird das ein „No landing“-Szenario?

Der springende Punkt wird in meinen Augen sein, ob die Zinssenkungen wirklich notwendig waren und wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt. In den USA sehen wir das Phänomen, dass die Wirtschaft noch mehr anzieht als bisher. Von einem Abschwung ist dort nichts zu sehen. Trotzdem ging es mit den Zinsen nach unten.

Experten nennen das Szenario „no landing“ (im Gegensatz zu hard oder soft landing). Die Notenbank war zu früh (oder zu spät) dran mit ihren Zinssenkungen. Die Zinsen wurden mitten in einen Aufschwung hinein gesenkt. Was heißt das für Aktien?

Möglicherweise deutlich steigende Kurse – bis hin zu einer Überhitzung. Auf dieses Szenario stellen wir uns derzeit in den USA ein. In Europa sieht die Sache anders aus: hier gab es einen Abschwung. Die Zinssenkungen könnten diesen aber bereits abgebremst haben. Ist das der Fall, könnten auch europäische Aktien weiter steigen.