Wie Porsche mit dem Verbrenner in die Zukunft fahren will!
wenn Sie die Marketingkampagnen der großen Autobauer in den letzten Monaten und Jahren verfolgt haben, dürfte Ihnen vor allem ein Schlagwort aufgefallen sein: die Elektromobilität. Tatsächlichen wollen nahezu alle Hersteller in nächster Zeit auf Stromerautos umstellen, um damit auch den politischen Vorgaben gerecht zu werden.
Was dabei aber oft übersehen wird. Längst nicht alle Autobauer forcieren auf absehbare 100 Prozent E-Mobilität. Einige der Konzerne wollen sich nämlich bei den Verbrennern eine Hintertür offenlassen.
So auch Porsche. Die VW-Sportwagentochter hatte zuletzt immer wieder die Vorteile sogenannter E-Fuels betont. Bevor wir uns Porsche näher anschauen, für Sie zunächst ein paar Hintergrundinfos. Kurzum: E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe – bestehend aus Kohlenwasserstoff.
E-Fuels: Vorteile fürs Klima?
Das heißt: Die E-Fuels werden künstlich aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid hergestellt. Wird der Wasserstoff davor nun mittels Elektrolyse aus Strom von Erneuerbaren Energien erzeugt, sind die Elektro-Kraftstoffe im Vergleich zu den klassischen fossilen Treibstoffen deutlich klimaschonender – Öko-Sprit eben.
Die Hoffnung: Dank der E-Fuels könnten Verbrennerautos ihren zweiten Frühling erleben und müssten nicht kategorisch der Elektromobilität weichen.
Probleme beim Wirkungsgrad und den Kosten
Natürlich hat das Ganze auch mehrere Haken: So ist die Herstellung von E-Fuels wie oben beschrieben nur über Umwege möglich. Durch die Umwandlung des Stroms in Kraftstoff geht also sehr viel Energie verloren. Experten schätzen, dass man mit der Energie, die für eine E-Fuels-Reichweite von 100 Kilometern notwendig ist, ein batterieelektrisches Autos 700 Kilometer lang antreiben könnte. Der Wirkungsgrad des synthetischen Sprits ist somit unterm Strich vergleichsweise gering.
Hinzu kommt, dass die E-Fuels im Vergleich zum herkömmlichen Benzin und Diesel deutlich teurer sind. Auch hierfür ist der umständliche Herstellungsprozess verantwortlich. Um diese Kosten zu senken, müssen die Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut und wesentlich billiger werden.
Nach Angaben des ADAC trifft das zum Beispiel bereits auf Norwegen zu. Hier könnte die Herstellung von E-Fuels wegen der hohen Kapazitäten beim Öko-Strom schon heute zu wettbewerbsfähigen Preisen erfolgen. In Deutschland aber ist das noch Zukunftsmusik.
Porsche plant mit Siemens gigantische E-Fuels-Anlage
Nun aber zurück zu Porsche: Erst im letzten Herbst hatte man zusammen mit dem Tech-Konzern Siemens den Bau einer gigantischen E-Fuels-Anlage angekündigt. Dort sollen noch im laufenden Jahr 130.000 Liter an E-Fuels produziert werden. 2024 sollen es dann rund 55 Millionen Liter sein und 2026 gar 550 Millionen Liter.
Porsche jedenfalls sieht in der Technologie durchaus Potenzial. So will man die synthetischen Kraftstoffe künftig für die eigenen Sportwagen zugänglich machen. Die VW-Tochter fährt damit auf Linie der Bundesregierung. So hatte die FDP kürzlich durchgedrückt, dass man die E-Fuels bei der Verkehrswende berücksichtigen solle – trotz des von EU-Akteuren angepeilten Verbrenner-Aus im Jahr 2035.
Mein Fazit für Sie
Klar: Der Sportwagenbauer will natürlich auch auf die Elektromobilität setzen. Bis 2030 sollen 80 Prozent der von Porsche gebauten Neuwagen vollelektrisch sein. Trotzdem: Dass sich Porsche für E-Fuels einsetzt, dürfte nicht von ungefähr kommen. Denn viele zahlungskräftige Stammkunden der Stuttgarter dürften mit batterieangetriebenen Porsche-Autos durchaus hadern. Nicht zuletzt wegen des fehlenden Sounds.
Eben diese Zweifler will Porsche mit der Weiterführung der Verbrennertechnologie im Boot behalten. Hinzu kommt, dass es weltweit Millionen von Verbrennerautos gibt, auf denen das Porsche-Pferd thront. Diese aufzugeben, wäre für etliche Kunden ein Desaster und damit auch für die Reputation der Stuttgarter.
Für die VW-Aktie bzw. den anstehenden Börsengang von Porsche im vierten Quartal 2022 sind die E-Fuels prinzipiell also ein gutes Signal. Auch weil Porsche damit rechnet, dass sich der Preis für einen Liter des synthetischen Kraftstoffes perspektivisch dem der Fossilen annähern wird.
Hierfür muss die VW-Tochter allerdings hohe Summen investieren, um die Fertigung auf einen industriellen Maßstab zu skalieren. An Geld mangelte es in Stuttgart zuletzt jedenfalls nicht. Allein im ersten Quartal 2022 fuhr der Sportwagenbauer einen operativen Gewinn von beachtlichen 1,47 Milliarden Euro ein.