Wie Ihnen Volatilitätsindizes beim Timing helfen können

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Die Börsenlegende André Kostolany wurde einmal gefragt, wie viel er seinerzeit bei einem großen Börsencrash verloren habe. Seine Antwort: „Nichts, ich habe ja nichts verkauft.“ Leider verlieren viele Anleger genau dann die Nerven und werfen ihre Papiere auf den Markt, wenn die Kurse den Tiefpunkt erreicht haben.

Wenn an den Börsen – wie in den vergangenen Tagen – Panik herrscht, ist das ein schlechter Zeitpunkt, um Aktien zu verkaufen, im Gegenteil: Für Anleger sind das fast immer sehr gute Einstiegsgelegenheiten. Doch wenn die Stimmung an den Börsen im Keller ist, trauen sich die meisten leider nicht, beherzt zuzugreifen.

Der typische Investor macht alles falsch

Doch der Mensch ist nun einmal ein „Herdentier“, dem es ausgesprochen schwerfällt, gegen den Strom zu schwimmen. So ein Herdenverhalten lässt sich auch an den Finanzmärkten beobachten. Breitet sich Panik an den Börsen aus, lassen sich viele Anleger davon anstecken und verkaufen ebenfalls entnervt – meist zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Verantwortlich dafür sind Emotionen wie Gier, Euphorie, Angst und Panik. Mit ihnen lässt sich auch ein typischer Börsenzyklus erklären. In der ersten Phase der Aufwärtsbewegung überwiegen noch die Zweifel. Der typische Investor kauft erst dann, wenn sich der Aufwärtstrend bereits seinem Höhepunkt nähert, und steigt erst wieder aus, wenn die Abwärtsbewegung kurz vor dem Ende steht. Um es auf den Punkt zu bringen: Der typische Investor macht (fast) alles falsch!

Volatilitätsindizes messen die Schwankungsbreite

Damit ist klar: Sie sollten versuchen, eben nicht wie der typische Investor zu handeln. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Sich an einem Börsentag wie dem vergangenen Montag gegen die Masse zu stellen und zu kaufen, erfordert eine gewaltige mentale Kraftanstrengung. Schließlich weiß in so einem Moment niemand, ob dies wirklich schon der finale Ausverkauf ist.

Mit Sicherheit kann das auch niemand sagen. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, die Extrempunkte mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zu timen. Hier helfen die sogenannten Volatilitätsindizes, die die Schwankungsbreite am Aktienmarkt messen. Genau genommen, drücken sie die an den Terminmärkten erwartete Schwankungsbreite, die sogenannte implizite Volatilität, aus.

Die Deutsche Börse berechnet den VDAX New. Der DAX-Volatilitätsindex gibt an, welche prozentuale Schwankungsbreite für den DAX in den nächsten 30 Tagen zu erwarten ist. Das amerikanische Pendant zum VDAX New ist der VIX, der von der Terminbörse in Chicago für den breit gefassten US-Index S&P 500 berechnet wird.

„Angstindizes“ sind ein Maß für die Unsicherheit

Grundsätzlich gilt: Die Aktienkurse und die Volatilität bewegen sich gegenläufig. Steigen die Kurse, geht die Volatilität in der Regel zurück. Bei Kursrückgängen, die meist deutlich schneller vonstattengehen als Aufwärtsbewegungen, steigt die Schwankungsbreite dagegen an – oft auch sprunghaft.

Damit geben die Volatilitätsindizes gleichzeitig die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern wider. Eine hohe Volatilität geht einher mit einer erhöhten Unsicherheit bei den Anlegern. Daher sprechen Börsianer deshalb auch oft von den „Angstindizes“.

Quelle: de.tradingview.com

Paniktage sind Kauftage

Im Chart sehen Sie den amerikanischen VIX. Immer dann, wenn der Volatilitätsindex steil nach oben schießt, herrscht unter den Anlegern Panik. Am Montag kletterte der Index bis auf 60 Punkte. Im August 2024 waren es rund 66 Zähler. Beim Corona-Crash im März 2020 lag das zwischenzeitliche Hoch sogar bei 85 Punkten.

Bei dem Einbruch im August vergangenen Jahres fiel das Hoch im VIX exakt mit dem Tief am Aktienmarkt zusammen. Danach legte der S&P 500 innerhalb von drei Wochen um über 10% zu. Nach drei Monaten notierte er 17% höher. Beim Corona-Crash erreichte der S&P 500 sein Tief drei Tage, nachdem der VIX seinen Höchststand markiert hatte. In der Folge stieg der S&P 500 in nur drei Wochen um 30%.

Sie sehen: An solchen Paniktagen den einen oder anderen Kauf zu tätigen, ist keine schlechte Idee. „All in“ gehen sollten Sie jedoch erst dann, wenn sich eine charttechnische Bodenbildung abzeichnet. Auch aktuell sind weitere hohe Ausschläge wahrscheinlich. Das signalisiert der VIX, der gestern auf einem nach wie vor sehr hohen Niveau von 52 Punkten schloss.