Warum Sie Verluste begrenzen müssen
Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.
Das ist das Grundprinzip der Trendfolge. Letzte Woche haben wir uns bereits mit der Gewinnseite beschäftigt. Heute geht es um den Fall, dass eine Position ins Minus läuft.
Das ist eine der schwierigsten Entscheidungen eines Anlegers: Wann begrenze ich den Verlust?
Dabei spielen auch psychologische Faktoren eine Rolle:
Die Realisierung eines Verlustes ist das Eingeständnis, beim Kauf eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. Das fällt vielen Anlegern schwer.
Oft hofft ein Anleger dann, dass sich ein nicht realisierter Verlust früher oder später doch noch in einen Gewinn verwandelt oder zumindest ausgleicht. „Wenn die Position wenigstens wieder auf Null ist, verkaufe ich sie“, heißt es dann oft.
Wer Verluste nicht begrenzt, kann sein Handelskonto zerstören
Dabei ist die Verlustbegrenzung entscheidend für den Erfolg an der Börse. Wer Verluste nicht begrenzt, riskiert sein Handelskapital und vernichtet im schlimmsten Fall sein Handelskonto.
Doch wie viel Verlust sollte man einer Position zugestehen?
Dies hängt stark vom Anlagehorizont ab. Wer kurzfristig tradet, muss Verluste sehr früh begrenzen. William O’Neill, einer der Urväter der Trendfolge, empfahl beispielsweise einen maximalen Verlust von 7 % pro Position. Allerdings handelte er auch nur mit einem Anlagehorizont von wenigen Wochen.
Wer langfristig investiert, hat eine Position in der Regel besonders gut ausgewählt. Er hat sich die fundamentale Bewertung, die Nachrichtenlage und die Wachstumsaussichten des Unternehmens angeschaut und ist überzeugt, dass es in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. In diesem Szenario kann man meiner Meinung nach auch größere Schwankungen in Kauf nehmen, wenn die Position nicht sofort wie erhofft anspringt.
Irgendwann müssen Sie sich aber auch in diesem Szenario eingestehen, dass Ihre Analysen falsch waren und Sie eine Aktie verkaufen müssen. Ich persönlich ziehe in einem solchen Szenario spätestens bei 30 bis 35 % Verlust die Reißleine.
Wie kann ein Verlust am besten ausgeglichen werden?
Machen Sie sich dabei folgendes klar: Wenn Sie eine Verlustposition in Ihrem Depot haben, ist es natürlich Ihr Wunsch, den Verlust so schnell wie möglich auszugleichen.
Aber stellen Sie sich folgende Frage: Ist die Aktie, die den Verlust verursacht hat, wirklich der beste Weg, um zumindest wieder auf Null zu kommen? Niemand kann garantieren, dass eine Aktie, die bereits 50 % verloren hat, nicht noch einmal 50 % verliert.
Oder wäre es nicht viel sinnvoller, die Aktie mit Verlust zu verkaufen und das restliche Kapital in eine andere Aktie zu investieren, die viel stärker ist und den Verlust schneller ausgleichen kann?
Deshalb mein Tipp: Haben Sie keine Angst vor der Realisierung von Verlusten. Verlustbegrenzung ist ein wichtiges Mittel, um Ihr Kapital zu beschützen und handlungsfähig zu bleiben.