Warum Nagarro trotz Umsatzwarnung einen Blick wert ist
ChatGPT war vor zwei Jahren noch gänzlich unbekannt. Heute kann sich manch einer einen Alltag ohne ChatGPT nicht mehr vorstellen. Wann immer es etwas zu schreiben gibt, wird die Künstliche Intelligenz bemüht.
ChatGPT ist das perfekte Beispiel für rasant schnelle technische Entwicklungen. Diese können zum einen unser Leben vereinfachen und bereichern. Zum anderen bieten sich in der dynamischen Technologielandschaft attraktive Anlagechancen. Es fällt jedoch schwer, auf einem günstigen Niveau einzusteigen, denn so rasant wie die Entwicklung, ist oft auch der Höhenflug der Aktie.
Deshalb kann ein Blick auf die zweite Reihe lohnen. Zu den Hidden-Champions gehört Nagarro, ein deutsches Unternehmen, das Software für andere Unternehmen entwickelt.
Wo Nagarro-Software zum Einsatz kommt
Wenn ein Pilot während des Flugs eine Ansage macht, um den Passagieren die verbleibende Flugzeit mitzuteilen, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit eine Software genutzt, die Nagarro mit Lufthansa Systems entwickelt hat. Die Gesichtsfeldererkennung der Star-Alliance bei der Sicherheitskontrolle greift ebenfalls auf eine Software von Nagarro zurück.
Software von Nagarro kommt in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz. Reisen und Logistik tragen genauso zum Umsatz bei wie die Automobilfertigung und die Industrie sowie der Finanz- und Versicherungsbereich.
Internationale Aufstellung
Obwohl das Unternehmen in Deutschland sitzt, ist der deutsche Markt nur der zweitwichtigste, da 35 Prozent des Umsatzes in den USA generiert werden. Von den 18.000 Mitarbeitern arbeiten mehr als 13.000 in Indien. Der Grund dafür ist, dass Nagarro 1996 in Indien gegründet wurde. Der hohe Anteil an indischen Fachkräften kommt dem Unternehmen jetzt zugute, da die Lohnkosten in Indien viel niedriger als in Deutschland sind. Dadurch ist die Marge höher als bei anderen deutschen Softwareentwicklern. Marktbegleiter Adesso hat beispielsweise eine deutlich niedrigere Marge.
Umsatzwarnung verpasste der Aktie Dämpfer
Für Sie als Anlegerin oder Anleger ist interessant, dass Nagarro ein stark wachsendes Unternehmen ist. Im Jahr 2021 lag der jährliche Umsatz noch bei 550 Millionen Euro. In diesem Jahr sollte die Milliarde geknackt werden. Allerdings hat Nagarro kürzlich eine Umsatzwarnung herausgegeben. Statt der erwarteten Milliarde könnten es zum Jahresende vielleicht doch nur 960 Millionen Euro werden. Der Grund dafür ist keine grundlegende Nachfrageschwäche, sondern die Vorsicht und Zurückhaltung einiger Großkunden hinsichtlich Investitionen.
Chance für günstigen Einstieg
Trotz schlüssiger Begründung kam die Korrektur des erwarteten Umsatzes an der Börse nicht gut an. Die Aktie verlor binnen kurzer Zeit rund 10 Prozent. Der heftige Rücksetzer macht deutlich, dass das Geschäft eines Software-Dienstleisters deutlich instabiler ist als das eines Software-Herstellers, der die eigene Software als Abo an Kunden verkauft. Nach den Rücksetzern wird Nagarro mit dem 15-fachen des Gewinns bewertet.
Da Analysten in den kommenden Jahren eine jährliche Umsatzsteigerung von 10 Prozent erwarten, ist das nicht allzu teuer. Ein Blick auf das Unternehmen lohnt auf jeden Fall. Sie entscheiden dann, ob die Aktie etwas für Ihr Depot wäre oder nicht.