Vulcan Energy-Aktie: Stellantis-Deal sorgt für Hoffnung!
Die Hoffnung ist zurück: Am Montag hat die Aktie der Lithium-Firma Vulcan Energy zweistellig zugelegt. Für das Start-up aus Karlsruhe ist das so etwas wie ein Befreiungsschlag.
In den Wochen zuvor war das Unternehmen nämlich in die Kritik geraten – auch vonseiten eines Leerverkäufers, der auf fallende Kurse setzt und damit Rendite macht. Die von Vulcan Energy in Aussicht gestellten Fördermengen seien übertrieben, so der aktivistische Short-Seller J-Capital.
Vulcan Energy: Lithium aus Deutschland
Doch der Reihe nach: Tatsächlich gilt Vulcan Energy als eine der interessantesten Aktien des Lithium-Sektors. Das Unternehmen will im Südwesten Deutschlands Lithium fördern –genauer gesagt im Oberrheingraben, einer 300 Kilometer langen und bis zu 40 Kilometer breiten Tiefebene zwischen Frankfurt und Basel. Dort sollen sich laut Experten große Mengen des wichtigen Batterierohstoffs befinden.
Sie haben richtig gelesen: Lithium aus Deutschland. Lange Zeit war das ein Wunschtraum. Nun will Vulcan Energy diesen zur Realität werden lassen – und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Klimaschutz im Mittelpunkt
Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, mit dem das Lithium aus den Thermalwässern des Oberrheingrabens CO2-frei gewonnen werden kann. Dabei soll erneuerbare Energie (Geothermie) genutzt werden, um den Extraktionsprozess von Lithium ohne den Verbrauch fossiler Brennstoffe voranzutreiben.
Demnach wird heißes Thermalwasser aus Tausenden Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt, wobei Wärme und Strom entstehen. Das Lithiumhydroxid kann dann aus dem Wasser extrahiert werden und Letzteres fließt anschließend wieder in die Tiefe zurück. Der entstehende, überflüssige Strom soll zudem an das allgemeine Stromnetz verkauft werden.
Short-Seller zweifelt hohe Förderrate an
100 bis 120 Liter Thermalwasser pro Sekunde könne man mit dem Verfahren fördern, so eine Studie von Vulcan Energy. Eben jene Menge stellte der Short-Seller J-Capital in Zweifel. In seinem Bericht beruft sich der Leerverkäufer auf eine Pilotanlage des Energiekonzerns EnBW, die nur auf eine Fließrate von rund 70 Litern pro Sekunde komme.
Auch gehe das Karlsruher Start-up fälschlicherweise davon aus, dass es 90 Prozent des in der Sole gelösten Lithiums gewinnen könne. Realistisch seien aber nur 70 Prozent, wie die EnBW-Anlage zeige. Das Fazit des Short-Sellers: Vulcan Energy verspreche seinen Anlegern zu viel und treibe damit die Aktie ohne Grundlage nach oben.
Das sehen auch einige Analysten so: 1,3 Milliarden Marktkapitalisierung für ein Unternehmen, das noch nicht mal eine Genehmigung besitze, sei schon sehr sportlich, so ein Statement des Rohstoff-Experten Tobias Tretter von Commodity Capital.
Vertrauen Sie dem Unternehmen – oder dem Short-Seller?
Doch Vulcan Energy konnte sich zur Wehr setzen. In Australien, wo das Unternehmen an der Börse gelistet ist, ist die Firma erfolgreich gegen den Bericht von J-Capital vorgegangen. So habe ein australisches Gericht dem Short-Seller untersagt, die Vorwürfe weiter zu verbreiten, hieß es kürzlich im „Handelsblatt“.
Wirklich ausgeräumt ist das Ganze damit natürlich nicht. Als Anleger müssen Sie sich nun entscheiden: Vertrauen Sie dem Unternehmen – oder dem Short-Seller?
Stellantis-Deal sorgt für Hoffnung
Zumindest der Auto-Gigant Stellantis hat sich nun auf die Seite von Vulcan Energy geschlagen. Am Montag meldete die Lithium-Firma, dass man dem Autobauer insgesamt zwischen 81.000 und 99.000 Tonnen Lithiumhydroxid in Batteriequalität zur Verfügung stellen werde. Die Lieferungen sollen demnach mindestens fünf Jahre lang andauern und 2026 anlaufen.
Wie eingangs erwähnt reagierte die Aktie am Montag äußerst positiv auf die Meldung. Immerhin ist Stellantis mit seinen 14 Automarken (u.a. Peugeot, Chrysler, Fiat und Opel) einer der größten Fahrzeughersteller der Welt, der für seine angekündigte Elektro-Offensive gigantischen Mengen an Lithium benötigt. Allein in Europa will Stellantis in den kommenden Jahren drei Batterie-Werke bauen.
Renault kürzt Vertrag
Vulcan Energy hat damit einen weiteren namhaften Abnehmer gefunden. Zuvor hatte man bereits dem Autobauer Renault, dem Recycling-Spezialisten Umicore und dem Batteriehersteller LG Chem Lithium aus dem Oberrheingraben versprochen.
Renault allerdings kürzte zuletzt den Vertrag mit Vulcan Energy und will nun weniger Lithium abnehmen als ursprünglich geplant. Warum sich die Franzosen für eine Kürzung entschieden haben, blieb indes unklar. Gut möglich, dass der kritische Bericht von J-Capital hier eine Rolle gespielt hat.
Starke Nerven erforderlich
Ob der Traum von Vulcan Energy in Erfüllung gehen wird, lässt sich aus derzeitiger Sicht also kaum stichhaltig beantworten: Das Potenzial ist riesig – das Risiko ebenfalls.
Wollen Sie in Vulcan Energy investieren, müssen Sie jedenfalls starke Nerven haben,