Villeroy & Boch – (Noch) kein Scherbenhaufen …

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Nichts mit Bits & Bytes, nichts mit Meta & Google. Die Produkte von Villeroy & Boch sind durch und durch old school. Doch den Zykliker belastet momentan das unsichere wirtschaftliche Umfeld.

Die gibt’s schon ewig

Ob‘s Google, Meta & Co. – sagen wir einmal – in 200 Jahren noch gibt? Wer weiß das schon? Es ist zwar selten, aber nicht unmöglich, dass es eine Firma sage und schreibe gut 270 Jahre überlebt.

Dieses „Seltene“ trägt den Namen Villeroy & Boch. Das Unternehmen wurde im Jahr 1748 gegründet von Francois Boch und Nicholas Villeroy. Der Unternehmenssitz befindet sich in der „Alten Abtei“ im saarländischen Mettlach – einem Klostergebäude, das während der Französischen Revolution aufgegeben wurde.

Mehr als zehn Produktionsstätten in Europa und Asien stellen Keramik aller Art her, die in mehr als 120 Ländern verkauft wird. Zu den Produkten zählen in der Hauptsache Bad- und Kücheneinrichtungen. Das Unternehmen ist demnach sowohl im B2C-Sektor unterwegs (Heimwerken und Modernisieren) als auch im B2B-Bereich (Architekten und Innenarchitekten, Bauträger, Bauunternehmen, Handwerker).

Gleichwohl laufen die Geschäfte nicht immer rund. Nicht zuletzt aufgrund der deutlich gestiegenen Bauzinsen war das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023 im Vergleich eher rückläufig, somit nicht gerade berauschend. Die Details:

Weniger Umsatz und Gewinn in Q1

„Konjunkturbedingt“, so die Lesart des Unternehmens, sank der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 7,7 Prozent auf 229,3 Millionen Euro. Das Konzernergebnis (EBIT – Earnings before Interests and Taxes) schwächte sich geringfügig um 3,9 Prozent auf 19,6 Millionen Euro ab.

Besonders schwach war die Entwicklung in Deutschland, wo die Umsatzerlöse um 14,3 Prozent – umgerechnet 11,1 Millionen Euro – deutlich nachgaben. Demgegenüber sehr gut liefen die Geschäfte in Südeuropa mit einem Umsatzplus von 23,6 Prozent (2,3 Millionen Euro Zuwachs).

Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen Konzernumsatz ungefähr in Höhe des Vorjahres. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass sich die „weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg noch deutlicher auf die Baukonjunktur und das Konsumverhalten der privaten Haushalte“ auswirke. Dies könne negative Folgen für das Unternehmen im zweiten Halbjahr 2023 haben.

Der Vorstand bleibt also bei seiner Prognose. Doch es gibt nicht wenige Unwägbarkeiten und Unsicherheiten. Zu viele, um die Aktie jetzt zu kaufen?

Aktie auf Erholungskurs

Richtig durchgeschüttelt wurden die Anteilsscheine von Villeroy & Boch, somit auch die Aktionäre, im Sommer vergangenen Jahres. Da stürzte die Aktie binnen weniger Wochen wie ein Stein von rund 22 auf etwas mehr als 13 Euro. Investoren sahen offenbar tiefschwarz für die Baukonjunktur in Deutschland, den Hauptabsatzmarkt des Unternehmens. Der sich anschließende Rebound zog die Aktie wieder auf einen Kurs von mehr als 22 Euro. Im Anschluss daran eine weitere Korrektur auf einen Kurs von aktuell um die 19,40 Euro.

Villeroy & Boch ist also, wie es scheint, ein typischer Zykliker. Zum einen abhängig von der Baukonjunktur, andererseits vom privaten Konsum und der Bereitschaft, in die eigenen vier Wände zu investieren. Wobei beides selbstverständlich miteinander korreliert – wie gut zu erkennen war, als Inflationsrate und Zinsen für Immobiliendarlehen mit Tempo nach oben sausten. Angesichts der Unwägbarkeiten, die der Firmenvorstand nannte, kaufe ich die Aktie jetzt nicht. Zwar ist auf Basis des momentanen Kursniveaus eine Dividendenrendite von praeter propter 7 Prozent sehr attraktiv. Allein – auch diese überdurchschnittliche Ausschüttungsverzinsung kann mich derzeit nicht zum Kauf der Villeroy & Boch Aktie motivieren.