Vestas-Aktie gewinnt nach schwachem Quartalsbericht
Die Quartalsberichtssaison hält weiter an – und mitunter können Sie sich als Anleger nur verwundert die Augen reiben, was für Auswirkungen diese auf die Performance der Aktien haben können. Gute Zahlen führen teilweise zu deutlichen Kursabschlägen, schlechte Zahlen zu Kursgewinnen. Ich möchte dies am Beispiel Vestas erörtern: Das Unternehmen mit Sitz im dänischen Aarhus gehört zu den größten Herstellern von Windkraftanlagen weltweit.
Quartalszahlen enttäuschen
Die anhaltende Störung der Lieferketten, verbunden mit den weiterhin hohen Kosten, die nur begrenzt an die Kunden weitergegeben werden können, sorgten dafür, dass das dänische Unternehmen mit seinen Zahlen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen konnte. Im abgelaufenen Vierteljahr betrug der Konzernumsatz 3,9 Mrd. Euro, was einem Rückgang von 29% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Die operative Marge lag bei minus 3,2%, nach minus 5,5% im zweiten Quartal. Zusammengefasst wurde beim Unternehmen nach neun Monaten ein Verlust von über einer Milliarde Euro vermeldet und lag damit noch höher als von den Analysten befürchtet.
Prognose nach unten gesetzt
Und das war dann noch nicht alles: Bei der Prognose für das Gesamtjahr wurde nun ausgeschlossen, dass der Konzern operativ eine schwarze Null erwirtschaften kann. Bislang war dies zumindest noch gehofft worden. Die um Sondereinflüsse bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) wird jetzt auf das Gesamtjahr gesehen bei minus 5 % liegen.
Aktie erst mit Minus, dann mit Plus
Nach der Bekanntgabe dieser Zahlen war es wenig verwunderlich, dass die Aktie erst einmal den Rückwärtsgang einlegte. Umso erstaunlicher war es dann, dass die Anteilsscheine im Tagesverlauf deutlich fester notierten. Die Telefonkonferenz anlässlich der Zahlen konnte offensichtlich die Gemüter beruhigen.
Sie sollten aber nicht aus dieser Entwicklung eine Abwandlung einer alten Börsenweisheit betreiben: Mitunter ist das Handeln nach dem Motto „sell on good news“ zu beobachten – und das heißt nicht im umgekehrten Fall „buy on bad news“.
Negativen Nachrichten jetzt eingepreist
Allerdings zeigt die Entwicklung bei Vestas, dass jetzt offensichtlich alle negativen Nachrichten eingepreist sind. Nach einem sehr schlechten Jahr 2022 – mit Verlusten – werden im kommenden Jahr Gewinne erwartet. Mit einem Kurs von rund 6,50 Euro hat sich die Aktie seit Jahresbeginn nahezu halbiert und konnte – aus charttechnischer Sicht – zuletzt immerhin einen Boden bilden.
Auf Grund des anhaltenden Energiewandels und der steigenden Energiekosten ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach Windkraftanlagen hoch bleiben dürfte. Wie es mit der Aktie von Vestas weitergehen wird, dürfte in erster Linie davon abhängen, ob dem Unternehmen die Rückkehr in die Gewinnzone gelingt bzw. die Verluste zumindest eingedämmt werden können.