Verbio – Kurssturz wegen enttäuschender Prognose
Der Biokraftstoffhersteller Verbio aus Zörbig in Sachsen-Anhalt verkündet das zweitbeste Jahresergebnis der Unternehmensgeschichte – und die Aktie bricht ein. Klingt unlogisch, erklärt sich aber mit einer negativen Entwicklung, die in einen enttäuschenden Ausblick mündet.
Stark gebremstes Wachstum
Dass Verbio die Rekordbilanz des Geschäftsjahres 2021/2022 nicht würde wiederholen können, war nicht erst seit einer Prognosesenkung Ende April 2023 klar. Immerhin handelte es sich 2021/2022 wegen der stark gestiegenen Energiepreise als Folge des Ukraine-Krieges um ein Ausnahmejahr.
Dennoch gelang es Verbio aufgrund weiterhin hoher Nachfrage nach Biodiesel und Bioethanol, im am 30. Juni 2023 beendeten Geschäftsjahr 2022/2023 den Umsatz um 9 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro zu steigern – kein Vergleich zum Umsatzsprung von 77 Prozent im Vorjahr, aber ein solides Ergebnis.
Gesunkene Biodieselpreise belasten
Sorgen bereitet allerdings die zeitliche Entwicklung, denn im Schlussquartal lag der Umsatz des SDAX-Konzerns um 23 Prozent unter dem Vorjahreswert. Erklärt wird das mit stark rückläufigen Biodieselpreisen, die u.a. auf falsch gekennzeichnete asiatische Biodieselimporte zurückzuführen seien, zu denen die EU ermittle.
Folglich erzielte das Biodiesel-Segment im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 8 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro ein geringeres Umsatzplus als das Segment Bioethanol mit einem Wachstum von 11 Prozent auf 591 Millionen Euro. In Q4 sank der Biodiesel-Umsatz zum Vorjahr um 32 Prozent, während Bioethanol stagnierte.
Operativer Gewinn bricht ein, Dividende unverändert
Im Vergleich zum Rekordwert des Vorjahres rauschte der operative Gewinn von Verbio im Geschäftsjahr 2022/2023 um 52 Prozent nach unten auf 240,3 Millionen Euro. Damit wurden die in der gesenkten Prognose von Ende April in Aussicht gestellten 240 Millionen Euro fast genau getroffen, Analysten hatten im Schnitt allerdings ein etwas höheres Ergebnis erwartet.
Die EBITDA-Marge ging entsprechend stark zurück von 27,8 auf 12,2 Prozent. Den größten Teil zum Gewinn trug das Segment Biodiesel mit 153 Millionen Euro bei (minus 49 Prozent), im Segment Bioethanol waren es 84 Millionen Euro (minus 58 Prozent).
Das Konzernergebnis verschlechterte sich um 58 Prozent auf 132 Millionen Euro, und das unverwässerte Ergebnis je Aktie ging von 4,99 Euro auf 2,08 Euro zurück. Das Nettofinanzvermögen brach derweil primär wegen hoher Investitionen (120,5 Millionen Euro nach 40,5 Millionen Euro im Vorjahr) um 80 Prozent auf 57 Millionen Euro ein. Erfreulich für die Aktionäre: Die Dividende soll stabil bei 0,20 Euro je Anteilsschein bleiben.
Schwacher Ausblick lässt Aktie einbrechen
Für das laufende Geschäftsjahr 2023/2024 gibt sich das Management von Verbio vor allem wegen der anhaltenden Unsicherheit bezüglich der asiatischen Biodieselimporte betont vorsichtig und erwartet ein EBITDA zwischen 200 und 250 Millionen Euro. Ein weiterer Rückgang von den 240 Millionen Euro des Geschäftsjahres 2022/2023 wäre also recht wahrscheinlich.
Experten hatten hingegen durchschnittlich mit einem deutlichen Gewinnwachstum auf über 280 Millionen Euro gerechnet. Wegen umfangreicher anstehender Investitionen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten und in neue Wachstumsfelder soll zudem das Nettofinanzvermögen auf minus 110 bis minus 150 Millionen Euro zurückgehen. Die Aktionäre sind von der Jahresbilanz und vor allem von der Prognose alles andere als begeistert und lassen den Kurs der in diesem Jahr nach dem Höhenflug von 2022 sowieso stark gebeutelten Verbio-Aktie um phasenweise mehr als 10 Prozent auf gut 34 Euro abstürzen. Damit beträgt das Minus seit Jahresbeginn etwa 44 Prozent.