Zoom Video Communications-Aktie mit kräftigem Kursabschlag
Mit Spannung waren die Zahlen des US-Konzerns Zoom Video Communications von den Anlegern erwartet worden. Zwar konnten die Erwartungen übertroffen werden, aber die Aktie ging gestern trotzdem auf Tauchstation und sackte um mehr als 7% auf 66 Dollar in den Keller. Damit liegt der Kurs meilenweit unter den alten Höchstständen, die zu Pandemiezeiten im Herbst 2020 bei 570 Dollar erreicht wurden.
Zoom – ohne Zweifel einer der großen Krisenprofiteure
Zoom Video Communications wurde im Jahr 2011 gegründet und hat sich in der Corona-Krise zum Synonym für Video-Kommunikation entwickelt. Als Anbieter einer videobasierten Kommunikationssoftware ermöglicht das Unternehmen den einfachen Informationsaustausch über Video, Telefonie, Chat und Content-Sharing von unterschiedlichen Endgeräten aus.
Die Plattform bietet Videokonferenzen, Besprechungen, Webinars und Chatmöglichkeiten, die von den Teilnehmern via PC, Smartphone, anderen mobilen Geräten oder Konferenzraum-Systemen besucht werden können. Für Unternehmen bietet Zoom erweiterte Tools und Integrationsmöglichkeiten zur Anpassung ihrer Arbeitsabläufe. Seit April 2019 ist die Firma an der Börse notiert.
Home-Office boomt sorgte für Sonderkonjunktur
Die letzten Jahre hatten es in sich: Lag der Umsatz im Jahr 2017 erst bei 61 Millionen Dollar, so gingen im Januar 2023 beendeten Geschäftsjahr immerhin Umsätze von 4,39 Milliarden Dollar durch die Bücher. Dabei wirtschaftete der US-Konzern auf Jahresbasis weiterhin profitabel. Am Ende stand ein Nettogewinn von 103,7 Millionen Dollar in den Büchern nach 1,37 Milliarden Dollar im Vorjahr.
Deutliche Wachstumsverlangsamung im aktuellen Geschäftsjahr
Doch mit den rasanten Wachstumsraten ist vorerst Schluss: Im abgelaufenen ersten Quartal, das bis Ende April lief, kletterten die Umsätze nur noch um 3,7% auf 1,11 Milliarden Dollar. Der Enterprise-Umsatz, den Zoom mit Unternehmenslösungen macht, legte um 13% auf 632 Millionen Dollar zu, der Online-Umsatz sank dagegen um 8% auf 473,4 Millionen Dollar.
Auch wenn dies das langsamste Wachstum im Jahresvergleich in der Geschichte des Unternehmens war, die Erwartungen der Analysten wurden damit um 30 Millionen Dollar übertroffen.
Wettbewerb nimmt zu
Mittlerweile tummeln sich zahlreiche finanzstarke Rivalen wie WebEx von Cisco, Slack von Salesforce und Microsoft Teams sowie Google Meet im Markt für Videokommunikation. Zuletzt hatte der Konzern bekanntgegeben, rund 1.300 Mitarbeiter zu entlassen.
Positiv: Es gab immerhin 3.580 Kunden, die in den letzten 12 Monaten einen Umsatz von mehr als 100.000 Dollar erwirtschaftet haben. Das entspricht einem Anstieg von ca. 23% gegenüber dem Vorjahresquartal.
Gewinnmarge sackt in den Keller
Gleichzeitig legte der Konzern bei der Profitabilität den Rückwärtsgang ein. Die operative Gewinnmarge sackte im Jahresvergleich von 17,4% auf nunmehr 0,9% in den Keller.
Unter dem Strich stand ein Nettoergebnis von 15,44 Millionen Dollar in den Büchern nach einem Gewinn von 113,65 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal. Bereinigt um Einmaleffekte lag der Gewinn bei 1,16 Dollar pro Aktie. Das lag 17 Cent über den Prognosen der Wallstreet-Analysten.
Jahresausblick überrascht positiv
Für eine positive Überraschung sorgte Zoom beim Ausblick: Beim Umsatz stellt der Technologiekonzern für das Geschäftsjahr 2024 auf Basis konstanter Wechselkurse zwischen 4,46 und 4,48 Milliarden Dollar in Aussicht. Der bereinigte Gewinn wird bei 4,25 bis 4,31 Dollar erwartet. Bislang rechneten die Analysten lediglich mit 4,46 Milliarden Dollar Umsatz und einem Gewinn je Aktie von 4,22 Dollar.
Ob das leichte Übertreffen bei der Planung die Aktie nachhaltig anschieben wird, muss sich erst noch zeigen. Gestern nach Vorlage der Zahlen zeigten sich die Anleger erst einmal enttäuscht und gingen mit Verkäufen an die Seitenlinie.