Wie Donald Trump die Windkraft abwürgen will
„Wir werden sicherstellen, dass das am ersten Tag endet.“
Sie ahnen es vielleicht: Diese markigen Worte stammen von Donald Trump, der im November höchstwahrscheinlich als Präsidentschaftsbewerber der Republikanischen Partei gegen Amtsinhaber Joe Biden antreten wird.
Trump jedenfalls hat in den Vorwahlen bisher einen beachtlichen Siegeszug hingelegt und liegt in landesweiten Umfragen derzeit in etwa gleichauf mit Joe Biden (Stand: 23.05.2024). Es ist also durchaus möglich, dass der Immobilienmogul nächstes Jahr im Januar abermals als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wird – ungeachtet der vielen juristischen Prozesse, die aktuell gegen ihn laufen.
Auch an der Börse rückt dieses Thema nun immer mehr in den Fokus. Die Gretchenfrage: Wie würde sich eine weitere Amtszeit Trumps auf den Kapitalmarkt und die einzelnen Sektoren auswirken? Eine Branche jedenfalls hat der Politiker ganz besonders auf dem Kieker. Das eingangs erwähnte Zitat bezieht sich nämlich auf die Windkraft und im Speziellen auf Offshore-Projekte.
Donald Trump kündigt hartes Vorgehen gegen Offshore-Windkraft an
Im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in New Jersey versprach Trump gegenüber seinen Anhängern, noch am ersten Tag seiner (möglichen) zweiten Präsidentschaft eine Durchführungsverordnung zu unterschreiben, um die Offshore-Windenergieprojekte sofort zu stoppen.
Zur Einordnung: Vor der Küste von New Jersey sind wie in anderen Bereichen der US-Ostküste einige Windparks geplant. Erst im Januar hat die zuständige Regulierungsbehörde des Bundesstaats zwei große Projekte mit einer Gesamtkapazität von rund 3,7 Gigawatt genehmigt, an denen unter anderem der Energiekonzern Total beteiligt ist.
In den letzten beiden Jahren war die Branche wegen der schwierigen makroökonomischen Bedingungen in die Bredouille geraten. Vor allem die hohen Leit- und Realzinsen haben dafür gesorgt, dass Offshore-Windprojekte, die in der Regel stark fremdfinanziert sind, verzögert oder komplett auf Eis gelegt wurden. Inzwischen hat sich das Umfeld allerdings wieder etwas gebessert, wie die Meldung aus dem Januar unterstreicht. Dass Trump der Branche nun ausgerechnet inmitten der Erholung einen Riegel vorschieben will, ist also doppelt bitter.
Im Bild sehen Sie die aktuell geplanten bzw. ausstehenden Windparks vor der US-Ostküste laut der Branchenorganisation Oceantic Network:
Quelle: Oceantic Network, Report zu Q1 2024 (https://oceantic.org/latest-news/?search_articles=&cat_reports=8)
Trump verweist auf Walsterben – Kritiker sehen Scheinargument
Trump jedenfalls begründete seine Ablehnung der Windkraft auf der Wahlkampfveranstaltung mit der angeblichen Gefahr, die von den Anlagen zum Beispiel für Wale, Fische und Vögel ausgehe. Beobachter halten das jedoch eher für ein Scheinargument, schließlich lehnt Trump nicht nur die Windkraft kategorisch ab, sondern im Prinzip sämtliche Erneuerbaren Energien bzw. Maßnahmen zum Klimaschutz. Dem Republikaner dürfte es vielmehr darum gehen, Fundamentalopposition zum milliardenschweren Klimaprogramm von Joe Biden zu betreiben und dessen Agenda lächerlich zu machen.
Nach einem Bericht des „Guardian“ gibt es jedenfalls keine Beweise dafür, dass Windturbinen auf See Walsterben verursachen oder begünstigen. Tatsächlich hatte es zuletzt zwar etliche tote Wale an den Stränden der US-Ostküste gegeben. Diese könnten allerdings auch mit der Fischerei, Bootsunfällen, Umweltverschmutzungen oder dem Klimawandel zusammenhängen, so „The Guardian“.
Mein Fazit für Sie
Trump hatte bereits während seiner Amtszeit immer wieder rhetorisch gegen die Windkraft geschossen. Die neuen Drohungen deuten nun darauf hin, dass, sollte der Politiker tatsächlich erneut ins Weiße Haus einziehen, die Gangart gegenüber der Branche noch aggressiver werden könnte.
Experten halten es durchaus für möglich, dass Trump nach seiner möglichen Inauguration die Macht hätte, die Projekte unmittelbar zu verzögern. So könnte er mit der erwähnten Durchführungsverordnung neue Studien zu den Auswirkungen der Offshore-Windenergie erzwingen, was die Genehmigung neuer Projekte temporär stoppen würde. Joe Biden hatte indes eine ähnliche Strategie unmittelbar nach seiner Amtseinführung im Januar 2021 forciert. Damals ging es aber um die erneute Überprüfung von Pachtverträgen und Subventionen für Ölbohrungen.
Im schlimmsten Fall, so US-Politexperten, könnte Trump versuchen, mit Unterstützung gleichgesinnter Funktionäre in Politik und Verwaltung auch bereits genehmigte oder gar in Betrieb befindliche Windparks zu stoppen.
Was klar ist: Unter einem Präsidenten Donald Trump würde es für die Windkraftbranche in den USA nicht leichter werden. Die Unternehmen müssten sich darauf einstellen, mehr Steine in den Weg gelegt zu bekommen, was im Endeffekt nicht nur mit Verzögerungen einhergehen würde, sondern auch mit steigenden regulatorischen Kosten. Für die Branche, die sich aktuell ohnehin aus der Krise kämpfen muss, werden die kommenden Monate bis zum Wahltag im November meiner Meinung nach also eine Zitterpartie.