Disney – erstmals mehr Streamingkunden als Netflix

Disney – erstmals mehr Streamingkunden als Netflix
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Für den kalifornischen Mediengiganten Walt Disney läuft es im hart umkämpften Streamingmarkt weiterhin glänzend, auch die beliebten Freizeitparks befinden auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Gewinn und Umsatz steigen dementsprechend deutlich, die Aktie haussiert.

Hohes Umsatzwachstum dank stark frequentierter Freizeitparks

Nachdem jüngste der neuformierte Disney-Konkurrent Warner Bros. Discovery die Branche mit schwachen Quartalszahlen und fragwürdigen strategischen Entscheidungen wie dem heiß diskutierten Einstampfen des fast fertigen 90-Millionen-Dollar-Superheldinnenfilms „Batgirl” in Aufruhr versetzte, beweist zumindest der Mauskonzern wieder einmal bewundernswerte Stabilität.

Im am 2. Juli 2022 beendeten dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022 stieg der konzernweite Umsatz im Vorjahresvergleich um stattliche 26 Prozent auf 21,5 Milliarden US-Dollar. Branchenanalysten hatten im Schnitt eine halbe Milliarde Dollar weniger erwartet.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie verbesserte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 36 Prozent von 0,80 auf 1,09 Dollar und übertraf damit den von den Experten prognostizierten Wert um etwa 10 Cent. Wichtiger Wachstumstreiber waren die Freizeitparks (offiziell: Disney Parks, Experiences and Products), deren Umsätze sich als Folge weitgehend aufgehobener Corona-Beschränkungen um 70 Prozent auf knapp 7,4 Milliarden Dollar verbesserten.

Ungebremstes Wachstum im Streamingmarkt, aber Preis steigt

Um immerhin 11 Prozent auf gut 14,1 Milliarden Dollar wuchs die Unterhaltungssparte (Disney Media and Entertainment Distribution), was u.a. der in diesem Ausmaß nicht erwarteten Stärke im Streaminggeschäft geschuldet ist. Die Anzahl der weltweiten Disney+-Kunden erhöhte sich im Vorjahresvergleich dank Serienhits wie „Obi-Wan Kenobi”, „Moon Knight” oder „Ms. Marvel” um 17 Prozent auf 93,6 Millionen.

Dabei gibt es inzwischen mit 49,2 Millionen (plus 48 Prozent) mehr internationale Kunden als in den USA und Kanada (44,5 Millionen, plus 17 Prozent). Hinzu kommen 58,4 Millionen Nutzer (plus 31 Prozent) der indischen Variante Disney+ Hotstar.

Besonders überzeugend entwickelte sich die Kundenzahl beim US-exklusiven Sport-Streamingdienst ESPN+, die mit 22,8 Millionen das Vorjahresergebnis um 53 Prozent übertraf. Zu guter Letzt zählte der ebenfalls US-exklusive Streamingservice Hulu (dessen Eigenproduktionen international meist bei Disney+ laufen) insgesamt 46,2 Millionen Kunden und damit 8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Alles in allem kommt Disney auf etwa 221,1 Millionen Streaming-Kunden weltweit und übertrifft damit die 220,7 Millionen, die der zuletzt strauchelnde Platzhirsch Netflix bei seinen letzten Quartalszahlen vermeldete.

Herausforderungen im Streaminggeschäft kündigen sich an

Diesen rundum überzeugenden Zahlen zum Trotz hat das Disney-Management seine Prognose für die weltweiten Streamingkunden bis Ende 2024 leicht zurückgeschraubt. Bislang wurden 230 bis 260 Millionen Kunden angestrebt, jetzt wird die Zahl um 15 Millionen nach unten korrigiert.

Primärer Grund dafür ist Disney+ Hotstar, bei dem der Verlust der Streamingrechte am indischen Nationalsport Cricket nach sieben Jahren einige Nutzer kosten dürfte. Ein weiterer schwer berechenbarer Faktor ist, dass Disney+ in Nordamerika den Preis für den Basistarif ab 8. Dezember 2022 um 3 Dollar auf 10,99 Dollar im Monat erhöhen wird.

Für den bisherigen Preis von 7,99 Dollar kann man Disney+ weiterhin nutzen, bekommt dann aber etwa vier Minuten Werbung pro Stunde zu Gesicht. Inwiefern diese neue Preisstruktur das Kundenwachstum bremsen könnte, wird sich erweisen. Die Anleger zeigen sich mit den Quartalszahlen äußerst zufrieden, im Handel steigt die Disney-Aktie im Tagesverlauf um bis zu 10 Prozent auf etwa 119 Dollar.