Wall Street vs. US-Notenbank Fed: Das wird hoch gefährlich für Anleger! 

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Fangen wir in diesem Artikel mit der neuen Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed an. Auf die Erkenntnisse aus der Quartalsberichtssaison gehe ich in der nächsten Woche ein. Die Fed hat die Zinsen gestern um 25 Basispunkte angehoben. Das war schon seit Wochen erwartet worden. Also keine Überraschung.

Wichtiger waren für die Börsen die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell. Hier gab es drei wichtige Erkenntnisse. Die erste Erkenntnis: Der Zinsanhebungszyklus hat den Zenit erreicht. Das war es. Wenn wir bei der Inflation keine wilden Ausschläge nach oben mehr sehen, dürfte maximal ein weiterer kleiner Zinsschritt (also 25 Basispunkte) kommen.

Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass wir gar keine Zinserhöhung in 2023/24 sehen. Denn die Rohstoffpreise fallen. Die Rohstoffpreise, vor allem der Ölpreis, können die Inflation schnell bewegen. Diese Sorge ist also erst mal gebannt. Zudem hat die Fed durch die Bankenpleiten erkannt, dass sie die Zinserhöhungen überdreht hat. Doch warum feierte die Börse das Ende der Zinserhöhungen nicht?

Fed: Die Zinsen werden länger höher bleiben

Weil der Plan der Fed nun langsam immer mehr Börsianern klar wird: Da man die Zinsen aufgrund der Krise bei den Regionalbanken nicht weiter anheben kann, wird die Fed nun warten, bis die Inflationsrate unter den Zinssatz fällt. Das wird passieren. Aber es wird lange dauern. Denn die belastenden Faktoren für die Inflation sind Bereiche wie Löhne und Mieten, die sich nur langsam abkühlen.

Damit ist klar: Die Fed hat keine Absicht, die Zinsen in 2023 zu senken. Die Zinsen werden länger höher bleiben, als es der Kapitalmarkt aktuell einpreist. Damit sind wir bei der zweiten Erkenntnis: Nur eine massive Krise im Finanzsystem oder den Kreditmärkten werden die Fed in 2023 zu einer Zinssenkung bewegen.

Selbst eine mittlere Krise bei den Regionalbanken nimmt die Fed in Kauf. Das haben wir gerade erlebt. Und das ist gar nicht gut. Denn es bedeutet: Die Fed wird nicht proaktiv mit Zinssenkungen agieren, sondern nur auf extreme Krisen reagieren. Doch dann ist es zu spät. Wenn die Fed in 2023 die Zinsen tatsächlich senkt, dann nur aufgrund einer akuten Notsituation im amerikanischen Finanzsystem. Und dann hat die US-Wirtschaft ganz andere Sorgen als die hohen Zinsen.

2023: Zinssenkungen kommen nur im Fall einer massiven Finanzkrise!

Damit kommen wir zu der dritten Erkenntnis: In der Fragerunde durch Journalisten ging es nur um das Thema „Bankenkrise“. Niemand stellte Fragen zur Inflation. Das bestätigt, was ich Ihnen hier schon seit Jahresanfang schreibe: In den USA ist das Inflationsthema an der Börse durch. Nicht bei den Konsumenten. Aber an der Börse.

Die Börse interessiert sich nur für ein Thema: Zinssenkungen. Deshalb der Fokus auf der Bankenkrise. Denn Wall Street glaubt, dass diese Krise aktuell die höchste Wahrscheinlichkeit hat, die Fed zu einer schnellen Zinswende zu bewegen. Der Grund für diesen Fokus auf Zinssenkungen ist besonders wichtig: Die Börsen haben aktuell Zinssenkungen von -75 bis -100 Basispunkten bis Jahresende eingepreist!

Fazit: Wenn diese Zinssenkungen also nicht in 2023 kommen, liegen die Aktienmärkte völlig falsch – und es wird in den kommenden Quartalen zu einer massiven Korrekturbewegung kommen. Die Fed hat in der Bankenkrise klar gezeigt, dass sie an ihrer Position „höher für länger“ festhalten wird. Bleiben Sie vorsichtig an den Aktienmärkten. Es gibt keinen Grund für vorschnelle Aktienkäufe.