USA: Showdown zwischen Aktienmarkt und Zentralbank
Die US-Notenbank will die Zinsen im neuen Jahr schneller und stärker anheben als das der Markt für richtig hält. Damit hat der Markt ein Problem. Denn daraus ergibt sich eine Schieflage großer Anleger, die bereinigt werden muss. Solche Bereinigungen führen temporär zu fallenden Kursen.
Rally nach Fed-Zinssitzung – ein gutes Zeichen für 2022?
Mitte Dezember fand die monatliche Zinssitzung der US-Notenbank Fed statt. Wie vom Markt erwartet, wurde auf dieser Sitzung die frühere Beendigung der Wertpapierkäufe beschlossen. Außerdem wurden Zinsschritte für das Jahr 2022 angekündigt.
Auch das war irgendwie erwartet worden. Dass es nun gleich mindestens drei werden sollen und der erste wahrscheinlich schon im März kommt, passt allerdings nicht mehr zu den Erwartungen der Anleger.
Dennoch kam es kurz nach dem Entscheid zunächst zu einer Rally am Aktienmarkt. Beim S&P 500 sogar bis auf neue Allzeithochs.
S&P 500: Neue Rekordhochs nach US-Zinsentscheid – und nun?
Quelle: stockcharts.com
Die Erstreaktion nach einem Fed-Entscheid geht aber oftmals in die falsche Richtung. So wird es auch diesmal sein. Der Kursanstieg während der umsatzarmen Zeit zwischen den Feiertagen dürfte nicht die Richtung für das Börsenjahr 2022 vorgeben.
Der Markt ist nervös, übertreibt die Notenbank bei den Zinsschritten?
Denn: große Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Zwar hat der Terminmarkt für März bereits eine Wahrscheinlichkeit von 50 % für den ersten Zinsschritt eingepreist und für Juni sind es schon 90 %. Kein Anleger wäre daher überrascht, wenn der Leitzins bis spätestens Juni 2022 steigt. Auch für Dezember werden mindestens zwei Zinsschritte erwartet.
Der Markt ist trotzdem nervös. Denn zum einen dürfte der erste Zinsschritt noch früher kommen als erwartet (nämlich spätestens im März). Zum anderen hält der Terminmarkt, den ich in den USA genau beobachte, den Zeitpunkt und das Ausmaß der Zinsschritte nicht für angemessen.
Setzt die US-Notenbank ihre Ankündigung von drei Zinsschritten dennoch um, gibt es ein Problem. Anleger halten drei Zinsschritte im kommenden Jahr für zu viel. In den Folgejahren verschärft sich die Diskrepanz zwischen Markterwartungen und Zinspolitik der Fed sogar noch weiter. Eine ähnliche Situation gab es 2015 und Ende 2018. Danach korrigierte der Aktienmarkt jedes Mal kräftig.
Ich habe für ein solches Szenario in meinem Börsendienst Voigts Global Profits schon eine bewährte Strategie in der Schublade. Sie kommt zum Einsatz, sobald es so weit ist.
Kleineres Übel Korrektur – auf längere Sicht tut die Fed genau das richtige
Trotz dieser Korrekturgefahr am Aktienmarkt halte ich das Vorgehen der US-Notenbank für absolut richtig.
Denn würde diese einlenken und auf einen oder zwei Zinsschritte verzichten, würde sie dem Aktienmarkt einen Bärendienst erweisen. Ich denke eine ungebremste Inflation ist auf lange Sicht wesentlich gefährlicher für den Aktienmarkt als ein Zinsschritt zu viel.
Ein Zinsschritt zu viel löst vielleicht eine Verschärfung einer (eher kurzlebigen) Korrektur aus. Eine starke Inflation, die vielleicht noch zur Stagflation wird; könnte aber einen jahrelangen Bärenmarkt auslösen. Die Korrektur ist natürlich das kleinere Übel für uns Anleger.