USA im Öl-Rausch: Was der neue Milliarden-Deal bedeutet

Erdöl
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Größer, stärker, effizienter: Das ist aktuell das Mantra des US-Ölsektors. Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, haben sich dort in den letzten Monaten gigantische Konsolidierungen angebahnt.

So hat beispielsweise der US-Ölprimus Exxon Mobil die Übernahme des Konkurrenten Pioneer Natural Resources für knapp 60 Milliarden USD angekündigt. Kurze Zeit später folgte mit Chevron der zweitgrößte Player, der sich für 53 Milliarden USD die Hess Corp. einverleiben will. Ende 2023 meldete dann auch der von Warren Buffett unterstützte Player Occidental Petroleum Fortschritte bei der knapp 11 Milliarden USD schweren Akquisition von CrownRock.

Und nun deutet sich schon wieder ein weiterer Mega-Deal an. Diesmal im Mittelpunkt: Diamondback Energy und Endeavour Energy. Nach Angaben von Diamondback will der Konzern rund 26 Milliarden USD auf den Tisch legen, um den Wettbewerber Endeavour zu schlucken – einschließlich dessen Schulden.

Diamondback und Endeavour: Warum das Perm-Becken Begehrlichkeiten weckt

Hintergrund: Beide Konzerne sind im Perm-Becken aktiv. Dabei handelt es sich um ein großes Sedimentbecken im Südwesten der USA. Perm gilt als größtes Ölfeld der USA und eines der größten der Welt. Zudem bietet das Areal erhebliche Mengen an Erdgas, das mit neuen Fracking-Technologien aus dem Boden gepumpt und anschließend als LNG (Flüssigerdgas) etwa nach Deutschland verschifft werden kann.

Insgesamt sollen dort bis zu 46 Milliarden Barrel an Öläquivalent vorhanden sein. Hinzu kommt der in den letzten Jahren energisch vorangetriebene Ausbau der Infrastruktur – also insbesondere neuer Pipelines und Raffinerien. All das macht das Perm-Becken zu einem enorm wachstumsstarken Asset der US-Volkwirtschaft, mit etlichen neuen Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen in Milliardenhöhe.

Fusion: starke Synergien und höhere Gewinnmargen möglich

Sollte der Deal zwischen Diamondback und Endeavour erfolgreich abgeschlossen werden, wäre der kombinierte Konzern der drittgrößte Akteur im Perm-Becken, nach Exxon Mobil (plus Pioneer) und Chevron (plus Hess). Diamondback und Endeavour würden zusammen auf 816.000 Barrel Öläquivalent pro Tag kommen (boepd), Chevron auf 867.000 und Exxon Mobil auf rund 1,3 Millionen.

Der Clou: Durch den Zusammenschluss könnten Diamondback und Endeavour lukrative Synergien generieren – ähnlich wie bei den anderen derzeit forcierten Fusionskonzernen im Perm-Becken. Die Synergien reichen von einer gemeinsamen Exploration über eine gebündelte Nutzung der Infrastruktur bis hin zu einer vereinten Verwaltung. Unterm Strich steht das Ziel, die Kosten pro Barrel Öläquivalent deutlich zu senken und gleichzeitig den Output über neue Förderstandorte zu erweitern. Diamondback und Endeavour erwarten durch die Zusammenlegung der Prozesse Einsparungen in Höhe von 550 Millionen Dollar pro Jahr.

Der Börse jedenfalls scheint das zu gefallen. Die Aussicht auf höhere Gewinnmargen ließ den Aktienkurs von Diamondback am 12. Februar um rund +10 % nach oben schießen. Der Deal soll indes im vierten Quartal 2024 abgeschlossen sein. Beobachter erwarten keinen allzu großen Widerstand vonseiten der Kartellwächter – auch weil eine höhere Ölproduktion im Interesse der US-Regierung liegt.

Mein Fazit für Sie: zwei wichtige Erkenntnisse

Die Konsolidierung des US-Ölsektors bietet für uns Anleger gleich zwei wichtige Erkenntnisse. Erstens: Dass sich einflussreiche Unternehmen dazu bereiterklären, Milliardensummen unter anderem in den Ausbau der Öl-Produktion zu stecken, untermauert die nach wie vor bestehende Bedeutung der fossilen Energierohstoffe und insbesondere deren Gewinnpotenzial – trotz aller Kritik der Klimaschützer.

Zweitens: Die Milliardendeals sind ein weiteres positives Signal für die US-Konjunktur, da sie Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung offenbaren. Aktuell zeichnet sich ab, dass die größte Volkswirtschaft der Welt trotz makroökonomischer Widerstände sehr robust läuft. Ökonomen sprechen hier von einer „weichen Landung“ – also der Vermeidung einer Rezession.

Daraus lassen sich wiederum optimistische Anzeichen auch für andere Rohstoffe ableiten – insbesondere für die Industriemetalle. Zwar ist der Metallsektor derzeit wegen der immer noch hohen Zinsen unter Druck. Dass sich die Wirtschaft in den USA aber deutlich besser erholt als ursprünglich gedacht, dürfte die Nachfrage etwa nach Kupfer oder Eisenerz unterstützen – zumal die Zinssenkungen nur eine Frage der Zeit sind.