US-Autobranche: Subventionserhöhung nur für Hersteller in Gewerkschaften?
Haben Sie sich in den letzten Monaten nach einem Elektroauto umgesehen? Wenn ja, dann werden Sie bemerkt haben, dass die Konzerne mit üppigen staatlichen Förderungen werben. Tatsächlich ist die Elektromobilität aktuell nur wegen dieser Subventionen überhaupt denkbar. Denn ohne die Steuergelder wäre das Ganze schlicht und einfach angesichts der hohen Herstellungskosten noch nicht wettbewerbsfähig.
Das gilt freilich nicht nur für Deutschland, sondern auch für die USA. Präsident Joe Biden hat die Transformation hin zur Elektromobilität längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe erklärt. Bis 2030 soll wenigstens die Hälfte der neuen PKWs auf dem US-Markt elektrisch betrieben sein.
Biden pumpt dreistelligen Milliardenbetrag in E-Mobilität
Damit das gelingen kann, will Bidens Regierung 174 Milliarden US-Dollar investieren. Ein gigantischer Topf, der den Aufbau der Ladeinfrastruktur und der Batteriefertigung unterstützen, aber auch Kaufanreize bieten soll. Bislang gibt es in den USA auf den Kauf von E-Autos eine Steuergutschrift von 7.500 Dollar.
Das ist natürlich nicht nur für die Käufer von E-Autos interessant, sondern auch für Sie als Anleger. Denn die staatlichen Hilfen unterstützen die entsprechenden Aktien und sorgen für Planungssicherheit. Nun könnte sich das aber ändern, zumindest für manche Konzerne.
Neuer Gesetzesentwurf sorgt für Furore
Vor wenigen Tagen haben die US-Demokraten einen neuen Gesetzesentwurf vorgelegt. Dieser sieht eine Steuergutschrift von bis zu 12.500 Dollar für den Kauf von Stromern vor – also 5.000 Dollar mehr als bisher. Das Problem: Bidens Partei will die Subventionserhöhung nur jenen Herstellern zuspielen, die in den USA Mitglied einer Gewerkschaft sind.
Das freut natürlich die großen Drei: General Motors, Ford und die Stellantis-Tochter Chrysler. Vielleicht haben Sie auch noch die Bilder im Kopf, die vor gut einem Monat durch die Medien gingen. Präsident Biden ließ sich nämlich mit elektrifizierten Fabrikaten zum Beispiel von Ford ablichten und lobte den US-Traditionsautobauer über den grünen Klee.
Tesla-Chef Musk platzt der Kragen
Teslas Modelle suchte man da vergebens. Der Konzern ist zwar der größte E-Autobauer der USA, aber nicht in einer Gewerkschaft organisiert. Firmenboss Elon Musk liegt mit den Arbeitnehmervertretern seit Jahren im Dauerclinch. Kritiker werfen dem Milliardär gar vor, dass Mitarbeiter, die sich einer Gewerkschaft anschließen wollten, umgehend die Kündigung erhielten.
Bislang war das für die Anleger eher positiv. Denn Tesla konnte ohne Gegenfeuer der Gewerkschaften seine Personalkosten steuern und war dadurch wesentlich flexibler. Mit der von den Demokraten forcierten Änderung der Subventionen könnte das nun zum Bumerang werden, der eventuell auch negative Folgen für den Aktienkurs hat.
Freilich war Musk nach der Ankündigung der Demokraten alles andere als begeistert. Die Regelung rund um die Subventionserhöhung sei von Ford-Lobbyisten ausgehandelt worden, schimpfte der Milliardär auf Twitter. Musk jedenfalls sieht eine unfaire Bevorteilung der klassischen großen US-Autobauer zum Nachteil von aufstrebenden Firmen wie Tesla.
Toyota und Honda ebenfalls not amused
Doch längst nicht nur Tesla zeigte sich ungehalten. Auch die ausländischen Hersteller Toyota und Honda kritisierten den Entwurf der Demokraten scharf. Dieser diskriminiere amerikanische Automobilmitarbeiter aufgrund ihrer Entscheidung, sich nicht gewerkschaftlich zu organisieren, heißt es etwa von Toyota. Honda schlug in die gleiche Kerbe und forderte eine Gleichbehandlung aller Beschäftigten.
Mein Fazit für Sie
Klar: Noch ist der Entwurf längst kein Gesetz. Sie als Anleger sollten aber umso mehr die politische Entwicklung in den USA verfolgen, insofern Sie auf Hersteller setzen wollen, die dort ihren Geschäften nachgehen. General Motors, Ford und Chrysler gaben sich indes allesamt überzeugt von dem neuen Gesetzesvorhaben – kein Wunder. Deren Aktien dürften nun jedenfalls eine extra Portion Sicherheit erhalten.
Bereits Bidens Vorgänger Donald Trump schrieb sich übrigens die Stärkung der traditionsreichen US-Autoriesen auf die Fahne. Zumindest hier scheint Biden die Linie Trumps weiterzuverfolgen.
Die US-Autobranche bleibt für Sie also in jedem Fall ein heißes Eisen.