US-Arbeitsmarkt nahe Vollbeschäftigung, Inflation steigt weiter
Vor wenigen Tagen wurden die US-Arbeitsmarktdaten für November gemeldet. Diese gehören zu den wenigen Wirtschaftsdaten, wie wirklich eine Vorläuferfunktion für den Aktienmarkt haben. Es ist also ratsam für Sie als Anleger, diese Daten im Blick zu haben.
US-Arbeitsmarkt: (Nur) auf den ersten Blick enttäuschend?
Die größte Aufmerksamkeit in dem an Daten reichen und monatlich erscheinenden Bericht erhält immer die Anzahl der neu geschaffenen Stellen. Diese lag diesmal bei 210.000. Erwartet wurden aber über 500.000. Auf den ersten Blick war der Bericht also enttäuschend.
Zu diesen Zahlen müssen Sie allerdings wissen, dass diese stark bereinigt werden. So werden beispielsweise im Januar immer Stellen gestrichen. Die Feiertage sind vorüber, so dass etwa im Gastgewerbe Stellen wegfallen. Typisches Winterwetter führt zu einem weiteren Stellenabbau auf dem Bau usw. Solche Effekte werden von vorn herein rausgerechnet. Die Zahlen werden geglättet.
Seit Beginn der Coronakrise versuchen die Statistiker auch die Covid-Effekte zu bereinigen. Das verzerrt die Zahlen noch weiter und am Ende weiß niemand, ob die ganzen Adjustierungen halbwegs stimmen und wie viele Stellen denn nun eigentlich geschaffen wurden.
Bei den Daten müssen Sie in die Tiefe gehen
Aus diesem Grund schenken viele Analysten (unter anderem auch ich) dem weniger stark bereinigten Teil des Arbeitsmarktberichtes namens „Haushaltsumfrage“ inzwischen mehr Beachtung. Dort sieht die Lage bei den Stellen bedeutend besser aus. Gemäß diesem Teilbericht wurden zuletzt bedeutend mehr neue Stellen geschaffen (nämlich über eine Million!).
Aber eine andere Zahl finde ich noch wichtiger. So suchen in den USA derzeit 1,2 Millionen Menschen eine Vollzeitstelle, während es zu Beginn der Coronakrise noch 17 Millionen Menschenwaren. Das heißt, fast jeder der eine Stelle suchte hat inzwischen auch eine.
Auch wenn also die Zahl der neu geschaffenen Stellen enttäuschte, so ist die Beschäftigungslage offenbar deutlich besser als die populäre Zahl vermuten lässt. Der US-Arbeitsmarkt brummt.
US-Arbeitsmarkt nahe Vollbeschäftigung – Lohn-Inflation kommt!
Das ist allerdings auch gleichzeitig eine schlechte Nachricht. Denn damit ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Unternehmen sehr angespannt. Unternehmen finden nur schwer Arbeitskräfte. Sie müssen mit höheren Löhnen locken, was ihre Kosten nach oben treibt. Gleichzeitig heizen die Unternehmen damit ungewollt die Inflation an.
Bisher konnte man argumentieren, dass die starke Inflation auf Lieferengpässe zurückzuführen sei, die sich irgendwann wieder normalisieren müssten. Inzwischen haben wir jedoch eine echte Lohn-Preis-Spirale, die sich gegenseitig verstärkt. Die Inflation wird damit zum Dauerproblem. Und sie wird immer weiter zunehmen.
Gefährlich wird es, wenn Politiker Inflation schönreden
Da ändern auch geradezu lächerliche Kommentare von Politikern nichts. US-Präsident Joe Biden etwa warnte zuletzt vor überzogenen Befürchtungen einer hohen Inflation. „Die Informationen, die über die Energiepreise im November veröffentlicht werden, spiegeln nicht die Realität wider”, sagte Biden Reuters zufolge. Die Daten würden auch nicht die erwarteten Preissenkungen in den kommenden Monaten zeigen. Diese Daten seien per definitionem rückwärtsgerichtet, ergänzte demnach ein Berater der Präsidenten.
Der Mann sagt tatsächlich folgendes: die Daten sind zu hoch, das kann nicht stimmen, und außerdem sind sie Vergangenheit und ich erwarte doch, dass sie wieder fallen. Mal sehen, ob dass die Inflationsentwicklung auch nur im Geringsten in der gewünschten Richtung beeinflussen wird.
Deshalb müssen Ihre Geldanalagen jetzt auf den Prüfstand
Ich meine, dass die ganze Entwicklung wäre doch ein guter Grund für Sie, um über den Inflationsschutz Ihrer Geldanlagen nachzudenken. Denn Aktien werden bei den hohen Inflationsraten jenseits von 5 Prozent, die wir aktuell sehen, auch zunehmend gefährdet. Denn die Unternehmen erleiden Gewinneinbrüche, da sie ihre Kostensteigerungen nicht mehr auf die Preie umlegen können.