Was will Elon Musk mit Twitter?
Elon Musk ist berüchtigt. Das gilt für seine Tweets ebenso wie für seine Unternehmensführung. Der Visionär gilt als ehrgeizig, und der Erfolg seiner Firmen Tesla und SpaceX geben ihm Recht.
Twitter-Belegschaft fürchtet Musk-Drill
Doch die Methoden, mit denen er seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen „motiviert“, gelten als umstritten. Immer wieder wurde aus Tesla-Fabriken von einem regelrechten Drill berichtet, Überstunden bis zur Erschöpfung waren offenbar an der Tagesordnung, um vorgegebene Produktionsziele zu erreichen.
Wenig überraschend geht nun in der Belegschaft von Twitter die Angst um: Wie wird sich das Unternehmen und die Arbeit dort verändern, wenn Musk als wahrscheinlicher neuer Besitzer das Sagen hat?
Was will Musk mit Twitter?
Der Tesla-Gründer, der mit einem geschätzten Privatvermögen von 255 Milliarden US-Dollar als reichste Einzelperson des Planeten gilt, hat kürzlich angekündigt, Twitter kaufen und dann von der Börse nehmen zu wollen. Es gehe ihm nicht um Gewinnmaximierung, sondern um Redefreiheit, wie Musk betonte – wobei die Definition von Redefreiheit bekanntlich auseinandergeht.
Kritiker befürchten, mit einem Wegfallen notwendiger Moderationsleistung könnten sich Fake News, Propaganda und Hassrede noch stärker Bahn brechen als bisher. Musk-Fans wie der republikanische ehemalige US-Präsident Donald Trump hingegen feiern bereits das Ende der „Zensur“. Twitter hatte Trump nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol Anfang 2021 den Twitter-Zugang gesperrt. Diesen hatte der Ex-Präsident während seiner Amtszeit als Sprachrohr genutzt.
Wird Twitter bald kostenpflichtig?
Nicht wenige Beobachter fürchten zudem, dass Musk die Dynamik der Twittergemeinde nicht erkenne – und außerdem die Bedeutung des Netzwerks überschätze. Was genau der Unternehmer mit seinem Privatkauf bezwecken und erreichen will, bleibt weiterhin nebulös. Eine Kürzung von Gehältern könnte ebenso Realität werden wie eine Nutzungsgebühr für Twitter, was bei Belegschaft und Netzgemeinde wohl auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte.
Anleger wie Analysten befürchten außerdem, wegen des Engagements bei Twitter könnte Musk künftig Tesla vernachlässigen – und das ausgerechnet in einer kritischen Phase, in der das Unternehmen den Sprung in die Massenfertigung geschafft hat, satte Gewinne erwirtschaftet und von Analysten wie konkurrierenden Autobauern endlich ernstgenommen wird.
Tesla Aktie: Leidet der Elektropionier unter Musks Twitter-Ambitionen?
Für den Twitter-Kauf legt Musk 44 Milliarden Dollar auf den Tisch. Zur Finanzierung des Deals muss er Kredite aufnehmen, da sein Vermögen zu wesentlichen Teilen auf seinen Aktien basiert. Doch auch diese machte er zumindest teilweise zu Cash: Kurzfristig trennte sich Musk von 4,4 Millionen Tesla Aktien und schickte damit den Kurs auf Talfahrt. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit rund 18 Prozent nachgegeben und rutschte zuletzt unter die Marke von 900 Dollar.
Wie es weitergeht mit der Tesla Aktie, daran scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite gibt es immer mehr Analysten, die einen weiteren Kursanstieg voraussagen und Kursziele von 1.100 Dollar (UBS) bis 1.250 Dollar (Deutsche Bank, Jefferies) ausgeben. Auf der anderen Seite warnen kritischere Stimmen vor einem Kursverfall und raten zum Verkauf des Papiers, so etwa die US-Großbank JP Morgan oder die britische Barclays Bank, die die Tesla Aktie bei nur noch 395 beziehungsweise 325 Dollar sehen.