Twitter: Prozess gegen Musk beginnt im Oktober

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Ein Unternehmen verklagt seinen potenziellen künftigen Besitzer, noch bevor der Kauf über den Tisch gegangen ist. Ein solches Szenario gibt es nicht aller Tage, doch derzeit wird es in den USA Realität.

Twitter verklagt Elon Musk

Dort hat der Kurznachrichtendienst Twitter nun offiziell Klage eingereicht gegen Elon Musk. Der Tesla-Chef und schillernde Unternehmer, der Twitter gern selbst zur Außenkommunikation von privaten wie geschäftlichen Meldungen nutzt, hatte im Frühjahr angekündigt, das Unternehmen kaufen zu wollen – und es dann von der Börse zu nehmen.

Der reichste Mensch der Welt wollte dafür sein Privatvermögen einsetzen, das zu einem Großteil auf Tesla Aktien basiert. Kritiker sahen die Offerte von Beginn an eher als Ego-Trip eines Exzentrikers und äußerten Zweifel, dass ein solcher Deal dem Unternehmen Twitter auf Dauer mehr Nutzen als Schaden einbringen würde.

Musk müsste kräftig draufzahlen

Nach anfänglichem Widerstand willigten die Verantwortlichen bei Twitter schließlich ein, doch dann wollte Musk plötzlich nicht mehr. Er zettelte eine Diskussion um angebliche Fake-Profile an, manch ein Beobachter witterte eine recht plumpe Strategie, um den Kaufpreis zu drücken. Zwischenzeitlich hat die Twitter Aktie sich von dem Preis, den Musk angeboten hat, wieder deutlich entfernt.

Insgesamt 44 Milliarden US-Dollar schwer sollte die Übernahme werden, Twitter-Aktionären hatte Musk satte 54,20 Dollar je Anteilsschein geboten. Das wäre ein kräftiger Aufschlag zum jüngsten Kurs von knapp 40 Dollar.

Musk kündigt Rückzieher an – Twitter pocht auf Übernahme

Anfang Juli hatte Musk jedoch erklärt, von der Kaufvereinbarung zurückzutreten. Twitter sieht darin einen Vertragsbruch und hat inzwischen Klage eingereicht. Ein Gericht in Delaware soll die Übernahme erzwingen. Musk weist die Vorwürfe zurück, seine Anwälte prüfen offenbar eine Gegenklage, um mehr Transparenz über die Fake-Profile und Spam-Konten von dem Netzwerk zu erhalten, die der Tesla-Chef als Hauptargument für seinen Rückzug angeführt hatte.

Beobachter gehen davon aus, dass Twitter gute Chancen hat, die Übernahme gerichtlich durchzusetzen – allerdings womöglich zu einem geringeren Kaufpreis als zunächst vereinbart. In Nachverhandlungen wird ein Preisnachlass für durchaus wahrscheinlich gehalten.

Prozessauftakt für Oktober angesetzt

Mit Blick auf das Timing für den Beginn des Gerichtsprozesses hatte Twitter zuletzt Druck gemacht und auf einen ersten Verhandlungstag im September gepocht. Musk und seine Anwälte wollten das Verfahren dagegen hinauszögern und sprachen sich für einen Verhandlungsauftakt im Februar aus.

Mittlerweile hat der zuständige Richter ein Machtwort gesprochen. Nachdem beide Seiten ihre Positionen Anfang der Woche vortragen durften, wurde der Prozessauftakt Twitter gegen Musk nun für Oktober angesetzt. Insgesamt plant das Gericht fünf Verhandlungstage für den Übernahmepoker.

Twitter argumentiert nicht zuletzt mit der Unsicherheit für die Aktionäre: Ohne zu wissen, ob, wann oder zu welchem Preis der Übernahmedeal nun zustande komme, werde der Kurs der Twitter Aktie tagtäglich zur riskanten Spekulation, abhängig von der Tagesverfassung des einstigen Kaufinteressenten Musk.