Twilio-Aktie mit kräftigem Rücksetzer
Deutlich abwärts ging es gestern mit der Twilio-Aktie. Direkt zum Handelsbeginn rutschten die Papiere des US-Technologieunternehmens um 13% auf unter 63 Dollar in den Keller. Damit liegt die Aktie seit dem Jahreswechsel rund 17% im Minus und hinkt damit dem Nasdaq-Index (+5,46% in 2024) deutlich hinterher. Von den Höchstkursen aus dem Februar 2021 als die Aktie zu 443 Dollar den Besitzer wechselte, sind die Papiere inzwischen 86% entfernt.
Twilio – vom Nischenplayer zum Wachstumsstar
Twilio wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Geführt wird das Unternehmen vom Firmenmitgründer und Softwarespezialisten Jeff Lawson. Twilio bietet eine Cloud-basierte Kommunikationsplattform als Service an und ist damit im sogenannten Platform-as-a-Service Geschäft tätig. Mit seinen Softwarelösungen nimmt Twilio nicht Unternehmen direkt, sondern eher Softwareentwickler ins Visier.
Entwickler können mithilfe von Twilio und dessen Programmierschnittstelle Kommunikationsservices direkt in mobile Anwendungen (Apps) integrieren, ohne selbst umständlich einen solchen Service aufbauen zu müssen. Twilio ist damit praktisch das Rückgrat der Kommunikationsfunktion in vielen Apps, die Kunden letztendlich in die Lage versetzen, einfach und schnell über die App via Messaging in Kontakt mit dem Unternehmen (Kundenbetreuern etc.) zu treten.
Alle nutzen es und keiner weiß es
Twilio macht also z.B. einen Telefonanruf oder das Versenden einer SMS verfügbar als Software-Baustein in der Cloud. Doch dies sind nur die einfachsten Funktionalitäten, die Twilio so anbietet mit seiner Kommunikations-Plattform. Mittlerweile sind im Twilio-Produktportfolio viele weitere Kommunikationskanäle auch für Video-, Chat,- oder Social Media verfügbar. Auch wenn sich die wenigsten von Ihnen wahrscheinlich der Tatsache bewusst sind, sie haben wahrscheinlich schon alle einmal die Technologie von Twilio genutzt.
Wer seinem Uber-Fahrer eine Nachricht schreibt, bei seinem Airbnb-Host nach der Adresse fragt oder bei DriveNow eine SMS mit dem Standort seines gemieteten Autos bekommt, der nutzt heute schon, ohne es zu wissen, die Technologie von Twilio.
Zu den Twilio-Kunden gehören unter anderem WhatsApp als auch der Uber, PayPal, Airbnb, Netflix, die ING Bank und viele mehr. Inzwischen nutzen über 306.000 Kunden die Web-basierte Kommunikationsplattform von Twilio.
Twilio mit hohem Wachstum in der Vergangenheit
Mit seinen Produkten hilft Twilio den Firmenkunden ihre Geschäftsprozesse zu erleichtern. Der Erfolg schlägt sich in einer starken Geschäftsentwicklung nieder. Seit 2013 schossen die Umsätze von 49,9 Millionen Dollar auf 4,15 Milliarden Dollar in 2023 in die Höhe. Allerdings steckt der Konzern noch tief in der Verlustzone. In 2023 musste Twilio unter dem Strich einen Verlust in Höhe von 1,015 Milliarden Dollar ausweisen.
Wachstumseinbruch im Schlussquartal
Zuletzt hat die Wachstumsdynamik aber rasant nachgelassen, was den Anlegern zunehmend Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Im Schlussquartal kletterten die Umsätze nur noch um 5,9% auf 1,03 Milliarden Dollar. Das lag sowohl deutlich unter den Zuwachsraten der Vorquartale (Q3 2023: +5%; Q2 2023: +10%; Q1 2023: +15%) als auch 40 Millionen Dollar unter den Erwartungen der Wallstreet-Analysten.
Zugleich verharrte Twilio tief in den roten Zahlen. Am Ende stand ein Verlust von 365,40 Millionen Dollar in den Büchern des Konzerns und damit mehr als im Schlussquartal des Vorjahres (-229,42 Millionen Dollar).
Schwache Prognose für das erste Quartal
Für das laufende Quartal zeigt sich Twilio-Firmenboss Jeff Lawson zudem zurückhaltend. Der Manager rechnet mit einem Unternehmensumsatz zwischen 1,025 bis 1,035 Milliarden Dollar, was einem Umsatzplus von 2 bis 3% entspricht. Das operative Ergebnis (Non-GAAP) soll zwischen 120 und 130 Millionen Dollar liegen.
Fazit: Die Geschäftszahlen und die verhaltene Prognose für das erste haben die Anleger bei der Twilio-Aktie vorerst auf den Verkaufsknopf drücken lassen. Die Kursentwicklung ist drastisch und macht deutlich, wie eklatant der Stimmungswechsel bei einzelnen Technologieaktien ausfallen kann. Im Frühjahr 2021 lag der Börsenwert noch bei rund 75 Milliarden Dollar. Momentan wird Twilio nur noch mit 11,3 Milliarden Dollar bewertet. Dass sich draus zwingend Kurspotenzial ableiten lässt, scheinen die Anleger momentan eher zu bezweifeln.