Tesla vor Q2-Bilanz: Erster „Cybertruck“ in Texas fertiggestellt
Wird Tesla seiner Vorreiterrolle noch gerecht?
Der Elektroautobauer, der mit seinen Limousinen seit einigen Jahren den Automarkt aufmischt und etablierte Hersteller gehörig unter Druck setzt, geriet zuletzt selbst ins Hintertreffen: Zwar hatte Tesla im Jahr 2019 als erstes Unternehmen einen vollelektrisch angetriebenen Pickup-Truck angekündigt – die beliebteste Modellkategorie am US-Markt. Doch während Hersteller wie Ford und General Motors inzwischen erste Pickups mit Batterie auf den Markt gebracht haben, hinkt Tesla hinterher.
Elektro-Pickups bislang Ladenhüter
Ursprünglich sollte die Produktion des „Cybertrucks“ schon im vergangenen Jahr starten, doch wie so häufig konnte Tesla die eigenen ambitionierten Zeitpläne nicht einhalten. Nun meldet das Unternehmen einen Meilenstein: Am vergangenen Wochenende soll der erste Cybertruck in Texas fertiggestellt worden sein. Die Massenproduktion wird aber wohl erst im kommenden Jahr anlaufen.
So beliebt die Pickup-Modelle in den Vereinigten Staaten auch sind – in der elektrischen Variante verkaufen sie sich bislang nicht besonders gut. Die Stückzahlen der an die Kunden übergebenen Elektro-Pickups konkurrierender Hersteller fallen überschaubar aus.
Holt Tesla-Effekt den E-Pickup aus der Nische?
Doch Unternehmenschef Elon Musk hofft auf den Tesla-Effekt: Bei den klassischen Limousinen im Segment Mittelklasse bis Premium ist dem Pionier ein kometenhafter Aufstieg gelungen. Spätestens mit dem Beginn der Massenfertigung der Modelle 3 und Y haben Tesla-Fahrzeuge den Sprung ins alltägliche Straßenbild geschafft. Im Segment Elektroautos ist Tesla führend: Klassische Hersteller erreichen mit ihrer E-Flotte längst nicht solche Marktanteile oder Verkaufszahlen wie Tesla. In den vergangenen Monaten holte Tesla mit seinem Model Y regelmäßig die Spitzenposition, Volkswagen und Co. lagen weit abgeschlagen dahinter.
Gelingt ein solcher Siegeszug auch bei den Pickups? Beim Design setzt Tesla voll auf Risiko: Auch wenn der erste fertiggestellte Cybertruck auf dem veröffentlichten Foto weitgehend verdeckt ist, hebt sich das futuristische Erscheinungsbild doch deutlich von bislang bekannten Modellen anderer Hersteller ab. Die Stunde der Wahrheit wird wohl erst im kommenden Jahr schlagen, wenn die Serienfertigung beginnt.
Tesla will Kapazitäten in Grünheide verdoppeln
Mit einer sehr hohen Nachfrage rechnet Tesla indes bei seinem Model Y. Dieses wird für europäische Kunden seit etwas mehr als einem Jahr im brandenburgischen Grünheide gefertigt. Die angepeilte Auslastung von 500.000 Fahrzeugen, die dort pro Jahr vom Band laufen sollen, ist zwar noch nicht erreicht – zuletzt schaffte das Werk hochgerechnet ungefähr die Hälfte.
Dennoch sollen die Kapazitäten nun deutlich erweitert werden: Geht es nach Tesla, sollen in Grünheide künftig 1 Million Autos pro Jahr hergestellt werden – doppelt so viele wie bislang geplant. Zudem hat das Unternehmen angekündigt, künftig neben dem Model Y auch andere Fahrzeuge in Grünheide produzieren zu wollen.
Anleger vor Q2-Bilanz optimistisch: Tesla Aktie setzt Rally fort
Dafür soll das bestehende Werk ausgebaut und um weitere Gebäude erweitert werden. Tesla stellte entsprechende Anträge bei den zuständigen Behörden des Landes Brandenburg. Von dort gab es nun neue Auflagen: Demnach muss Tesla höhere Sicherheitsstandards erfüllen, wenn es die geplanten Änderungen und Erweiterungen seines bisher einzigen Standorts in Europa umsetzen will.
Anleger ließen sich davon zuletzt nicht aus der Ruhe bringen. Die Tesla Aktie startete mit positiven Vorzeichen in die neue Handelswoche und notierte bis zum Nachmittag rund 2,4 Prozent fester. Das Papier war im vergangenen Jahr massiv unter die Räder geraten, hat aber seit Anfang 2023 einen fulminanten Aufschwung hingelegt und sich im bisherigen Jahresverlauf mehr als verdoppelt.
Weiteren Schwung könnten die frischen Zahlen zum zurückliegenden Dreimonatszeitraum geben: Die Q2-Bilanz wird für diesen Mittwoch (19. Juli) erwartet.