Tesla schmiert weiter ab. Sollten Sie jetzt einsteigen?
Nach den Weihnachtsfeiertagen ist der Handel an den Börsen in der Regel sehr dünn und ohne große Impulse. Nicht so bei Tesla. Das Handelsvolumen hat sich mehr als verdoppelt – doch mit der Aktie des ehemaligen E-Auto-Pioniers ging es weiter abwärts. Ist das eine Kaufchance für Sie nach dem Motto buy on bad news?
Antizyklisches Motto häufig erfolgreich, aber riskant
Buy on bad news, also bei schlechten Nachrichten kaufen. Das ist eine Strategie, die ich neben anderen seit vielen Jahren anwende. Sie gehen davon aus, dass der Markt aktuell schlechte Nachrichten als falsch einschätzt und diese später zu Ihren Gunsten wieder korrigiert. Meine Erfahrung ist: Diese antizyklische Strategie ist in vielen Fällen erfolgreich, kann aber auch sehr riskant sein. Besonders dann nämlich, wenn keiner seriös abschätzen, ob tatsächlich schon alle negativen Nachrichten eingepreist sind oder ob noch mit weiteren schlechten Nachrichten zu rechnen ist.
Tesla -70% seit Jahresanfang
Ein Blick auf den Chart von Tesla zeigt Ihnen die ganze Misere des amerikanischen Autobauers. Von 352 US$ zu Jahresbeginn ist Tesla auf unter 110 US$ abgeschmiert – ein Verlust von -70%. Von der ursprünglichen Marktkapitalisierung von über 1,2 Billionen US$ sind nur noch 344 Mrd. US$ übriggeblieben. Ein Marktwert von über 750 Mrd. US$ hat sich in Luft aufgelöst.
Mehr als nur ein Imageschaden
Für den grandiosen Kursverfall ist auch Tesla-Gründer Elon Musk verantwortlich. Der umstrittene Konzernchef verstrickt sich immer in das selbst angerichtete Twitter-Chaos, was bei den Anlegern zunehmend Zweifel an seinen Führungsqualitäten aufkommen lässt. Doch auch Tesla selbst ein Qualitätsproblem. Es häufen sich die Pannen. Hinzu kommt, dass Elektroautobauer im wichtigen Absatzmarkt China Probleme hat. So berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass im Werk in Shanghai ab Januar die Fertigung vorübergehend gestoppt werden soll. Zuvor hat Tesla bereits Preise senken müssen.
Tesla im Vergleich zur europäischen Konkurrenz immer noch teuer
Ist die Tesla nach dem massiven erneuten Kursrutsch der letzten Tage jetzt ein Kauf für Sie? Wer seine Investmententscheidung nur noch charttechnischen Kriterien trifft, kann sich schnell eine blutige Nase holen. Denn ein Chart sagt nichts über die Bewertung einer Aktie aus. Und im Vergleich zur europäischen Konkurrenz ist Tesla noch immer sehr hoch bewertet, wie Ihnen diese Tabelle zeigt.
Aktie | KGV für 2022 |
BMW | 4,8 |
Mercedes | 5,6 |
VW | 4,4 |
Tesla | 27 |
Fazit: Nach dem drastischen erneuten Kursverlust ist Tesla jetzt zunächst reif für einen Rebound. Im Vergleich zur europäischen Konkurrenz ist Tesla bis zu 6-mal höher bewertet, wenn Sie das KGV auf Basis der Gewinnschätzung für 2022 zugrunde legen. Der amerikanische Elektroautobauer ist aber mit Sicherzeit nicht 6-mal als BMW, Mercedes oder VW, im Gegenteil. Tesla hat sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den europäischen Autobauern längst verloren. Warum sollten Sie in eine teure Aktie eines umstrittenen Konzernchefs investieren? Da gibt es bessere Alternativen – das gilt für die Aktie und für die Autos.