Tesla meldet Rekordquartal – Anleger zucken mit den Schultern
Rekord bei Tesla: Erstmals hat der Elektroautobauer in einem Quartal mehr als 1 Milliarde US-Dollar Gewinn erwirtschaftet.
Im Zeitraum von April bis Ende Juni konnten mehr als 200.000 Fahrzeuge produziert und auch ausgeliefert werden, mehr als je zuvor innerhalb eines Quartals. Der Umsatz lag bei stolzen 12 Milliarden US-Dollar.
Tesla profitiert von Emissionshandel
Zu der starken Entwicklung bei Umsatz und Gewinn trug allerdings nicht nur der Autoverkauf bei. Etwa ein Drittel des Quartalsüberschusses erzielte Tesla mit dem Handel von Emissionsrechten. Als reiner Elektroautohersteller benötigt Tesla die Abgaszertifikate nicht – und kann sie verkaufen an andere Hersteller, die Schwierigkeiten haben, den politisch geforderten Umweltstandards gerecht zu werden. Zuletzt haben insbesondere Fiat-Chrysler und General Motors bei Tesla entsprechende Emissionsrechte erworben.
Der Emissionshandel ist allerdings ein Geschäft mit Ablaufdatum: Weil auch andere Hersteller immer mehr E-Autos produzieren und somit ihre CO2-Bilanz verbessern, wird der Handel mit Abgaszertifikaten in den kommenden Jahren nach und nach abnehmen. Etliche Länder haben das Aus für den Verbrennungsmotor inzwischen mit einem Datum versehen, oftmals liegt dieses in den 2030er Jahren. Auch in der Europäischen Union werden dann voraussichtlich keine Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor mehr neu zugelassen.
VW greift an: Wolfsburger stärken Elektrosparte
Das setzt auch die anderen Autobauer unter Zugzwang, die nun mehr und mehr ihre Produktionsstätten umrüsten und verstärkt auf Elektromobilität setzen. So hat Volkswagen erst kürzlich angekündigt, man strebe an, weltgrößter E-Auto-Verkäufer zu werden.
Im laufenden Jahr dürfte Tesla bei den Stückzahlen noch die Nase vorn haben, aber bereits im kommenden Jahr könnte sich der US-Pionier nach Einschätzung von Branchenexperten mit den Wolfsburgern ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern im Hinblick auf die Anzahl verkaufter Elektrofahrzeuge.
Chipmangel setzt Autobranche schwer zu
Einen Vorteil hat Volkswagen dabei auf seiner Seite: Die weltweite Infrastruktur in Form von Lieferketten und Produktionsstätten besteht bereits, vorhandene Werke müssen lediglich auf die neuen Antriebsformen umgerüstet werden. Tesla hingegen stampft zurzeit eine Fabrik nach der anderen aus dem Boden. Mit Blick auf die Baustelle im brandenburgischen Grünheide ist der Elektroautobauer zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr die ersten Fahrzeuge vom Band rollen dürften.
Allerdings ist Tesla – wie auch der Rest der Autobranche – schwer getroffen vom weltweiten Materialmangel. Insbesondere Computerchips fehlen, was den Produktionsrekord im abgelaufenen zweiten Quartal umso bemerkenswerter erscheinen lässt. Für das zweite Halbjahr indes warnt auch Tesla vor einem geringeren Tempo in Sachen Wachstum.
Bitcoin: Tesla-Chef Musk als Krypto-Dompteur
Eine weitere Unsicherheit in der Bilanzentwicklung liegt in der milliardenschweren Investition in Bitcoins. Der Kurs der Kryptowährung wurde in den vergangenen Monaten ausgerechnet durch Äußerungen von Tesla-Chef Elon Musk immer wieder erheblich in Bewegung versetzt – nach oben wie nach unten.
Im ersten Quartal hatte Tesla dadurch satte Gewinne einstreichen können, im zweiten Quartal hingegen schickte Musk den Kurs des Bitcoin mit seinen Tweets auf Talfahrt, was sich auch in der Bilanz niederschlug.
Tesla Aktie: Anleger reagieren kaum auf Quartalsbilanz
Die Reaktion der Anleger auf die jüngsten Quartalszahlen fällt unterdessen verhalten aus. Die Tesla Aktie bewegte sich kaum. Experten gehen davon aus, dass bei einer Marktkapitalisierung von mehr als 600 Milliarden US-Dollar viele Entwicklungen bereits eingepreist sind – und die Tesla Aktie tendenziell eher überbewertet ist.
Tatsächlich ist das Papier derzeit mehr als doppelt so viel wert wie noch vor einem Jahr. Kurskorrekturen erscheinen vor diesem Hintergrund nicht unwahrscheinlich – zumal die gesamte Branche immer wieder unter Druck gerät.
Das merkt auch die etablierte Konkurrenz: Aktien von BMW, Daimler und Volkswagen notierten am Frankfurter Parkett deutlich im Minus, nachdem es zuletzt immer wieder zu Produktionsausfällen kam – bedingt insbesondere durch den Chipmangel, der auch Tesla trifft.