Tesla: Belächelt, bewundert, gefürchtet

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Es ist eine Mischung aus Faszination und Furcht, mit der deutsche Autobauer auf Tesla blicken. Das US-Unternehmen, das sich voll und ganz auf Elektrofahrzeuge fokussiert und damit immer größere Erfolge erzielt, rückt bald bedrohlich nahe.

Im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin soll in den kommenden Monaten die erste Gigafactory Europas entstehen. Eine halbe Million Fahrzeuge soll dort vom Band laufen und den europäischen Markt versorgen.

Aktienhype übertrieben – Konkurrenz dennoch ernstzunehmen

Nun sind Produktions- und Absatzzahlen von Tesla nur ein Bruchteil dessen, was BMW, Daimler oder der Volkswagen-Konzern weltweit ausliefern. Der Börsenhype, der die Tesla Aktie immer wieder in die Höhe schnellen lässt und für eine Marktbewertung weit jenseits der alteingesessenen Hersteller sorgt, wird nicht zu Unrecht als reichlich überzogen angesehen und geht meist zu einem guten Teil auf Spekulanten zurück, die auf fallende Kurse gesetzt hatten und sich dann kurzfristig mit Aktien eindecken müssen.

Doch auch wenn Tesla noch nicht in der vordersten Liga mitmischt: Das Unternehmen von Firmengründer Elon Musk muss als Konkurrent ernstgenommen werden. Noch agieren gerade deutsche Hersteller zögerlich mit der Elektrifizierung ihrer Flotte. Vorerst sollen verschiedene Antriebsarten parallel angeboten werden – denn wer weiß schon, ob der Kunde den politisch verordneten Antriebswandel überhaupt mitträgt.

Skepsis der Kunden vs. Vorgaben der Politik

Das stimmt zwar einerseits und gerade in Deutschland herrscht unter Autofahrern noch eine vergleichsweise große Skepsis gegenüber reinen E-Autos, Stichwort Reichweite, Ladedauer oder Infrastruktur von Ladesäulen.

Andererseits haben bereits mehrere Länder das Aus für Verbrennungsmotoren für die 2030er Jahre in Aussicht gestellt. Neufahrzeuge sollen dann nicht mehr zugelassen werden, wenn sie mit klassischen Diesel- oder Benzinmotoren ausgestattet sind.

Hersteller wie Ford haben darauf bereits reagiert und eine komplette Elektrifizierung ihrer Flotte in den kommenden Jahren angekündigt – ein Schritt, den die deutsche Automobilindustrie noch scheut und sich dabei auf politische Rückendeckung verlassen kann, immerhin zählt die Branche zu den größten Arbeitgebern des Landes und sorgt für einen Großteil der Exporte Deutschlands.

Nicht den Anschluss verpassen

Dennoch werden BMW, Daimler und VW aufpassen müssen, dass sie nicht den Anschluss verlieren. Ein Jahrzehnt ist schnell vorbei. Sollten bis dahin die Rahmenbedingungen geschaffen sein, die einen massenweisen Umstieg auf E-Autos möglich und attraktiv erscheinen lassen, ist die Konkurrenz in Form von Tesla bereits vor Ort.

Branchenkenner schätzen den Entwicklungsvorsprung des US-Unternehmens auf etwa zwei bis drei Jahre. Die deutsche Autoindustrie profitiert zwar von ihrem jahrzehntelangen Know-how – doch in Sachen E-Mobilität und Vernetzung wirken sie bislang noch reichlich überfordert und auch nur halbherzig motiviert.

Sollte es Tesla tatsächlich gelingen, die Produktion in Brandenburg bereits im kommenden Jahr anlaufen zu lassen, dürften Vertreter aus München, Stuttgart und Wolfsburg jedenfalls noch einmal ganz genau hinschauen – und möglicherweise ihre Konsequenzen ziehen.