Tesla-Aktie: Warum der Streit mit Joe Biden gravierende Folgen haben könnte!

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Es ist eine Formulierung, die man sich erst einmal trauen muss: Der US-Präsident Joe Biden sei eine „feuchte Sockenpuppe in menschlicher Gestalt“, hatte Tesla-Chef Elon Musk vor wenigen Tagen wutentbrannt in die Tastatur gehämmert und per Twitter der Welt zugänglich gemacht.

Doch die verbale Entgleisung des Milliardärs ist nur das neuste Kapital in der lange währenden Feindschaft der beiden mächtigen Männer. So wirft Musk dem US-Präsidenten seit Monaten vor, bei der Planung der Elektro-Wende Tesla hartnäckig zu ignorieren.

Musk fühlt sich ungerecht behandelt

In den letzten Monaten hatte Biden regelmäßig führende US-Autobosse ins Weiße Haus eingeladen, um mit den Managern die Transformation der Mobilität zu erörtern. Musk aber blieb jedes Mal außen vor. Der Milliardär fühlt sich deshalb ungerecht behandelt, schließlich sei Tesla der mit Abstand größte Elektroautobauer der USA und habe es deshalb verdient, an diesen Spitzenrunden teilzunehmen.

Doch bei dem Clinch zwischen Musk und Biden geht es nicht nur um verletzten Stolz, sondern auch um harte wirtschaftliche Faktoren. Diese sollten Sie als Anleger unbedingt kennen, wenn Sie in die US-Autobranche bzw. in Tesla investieren wollen.

Bidens „Build Better Act“ benachteiligt Tesla

Hintergrund: Joe Biden hatte vor einiger Zeit den sogenannten „Build Better Act“ angekündigt. Dabei handelt es sich um ein billionenschweres Förderprogramm, das auch Kaufprämien für E-Autos beinhalten soll. Diese soll 12.000 Dollar pro Elektroauto betragen.

Das Problem: Um die komplette Summe abgreifen zu können, müssen die Autobauer zwei Bedingungen erfüllen. Zum einen müssen sie ihre Stromer in den USA produzieren. Zum anderen müssen die dort beschäftigten Mitarbeiter über eine Gewerkschaft organisiert sein.

Die erste Bedingung kann Tesla ohne Zweifel erfüllen – bei der zweiten aber sieht es ganz anders aus. Konzernboss Elon Musk ist offenbar kein Fan von Arbeitnehmervertretungen und verhindert seit Jahren die Gründung von Gewerkschaften und Betriebsräten etwa in der Gigafactory in Fremont (Kalifornien).

Diese Verweigerungshaltung ist für Joe Biden ein No-Go. Der Politiker gilt seit jeher als sehr gewerkschaftsnah und wurde im Wahlkampf von den meisten US-Gewerkschaften unterstützt. Für diese Hilfe will sich der Präsident nun faktisch bedanken. Das kommt natürlich den Gewerkschaften selbst zugute, aber auch jenen Unternehmen, die mit den Arbeitnehmervertretern kooperieren.

Tesla muss um seine Kunden fürchten

Und das sind in den USA im Prinzip nur drei Firmen: Ford, General Motors (GM) und die Stellantis-Tochter Chrysler. Alle drei Unternehmen sind bei den Spitzenrunden im Weißen Haus regelmäßig anwesend. Der Präsident jedenfalls machte keinen Hehl daraus, dass er diese Firmen bevorzugen werde.

So ließ er sich in Elektrofahrzeugen der gewerkschaftlich organisierten Autobauer ablichten und verkündete gar, dass etwa General Motors künftig der führende E-Autobauer der USA sein werde. Das Wort „Tesla“ nahm Biden seit seiner Amtseinführung übrigens noch nicht ein einziges Mal öffentlich in den Mund.

Für Elon Musks Konzern ist das eine Demütigung, die natürlich wirtschaftliche Konsequenzen haben könnte. Sollte die Kaufprämie bei Tesla-Autos niedriger ausfallen als etwa bei Ford oder GM, könnten viele Kunden Abstand von Tesla nehmen. Das wäre ein gravierender Wettbewerbsnachteil – initiiert aus dem Weißen Haus.

Kaufprämie steht auf der Kippe

Immerhin: Derzeit schlägt das Pendel eher in Richtung Tesla. Denn der „Build Better Act“, der die Elektro-Kaufprämien beinhalten soll, liegt momentan auf Eis. Das hat mit den engen Mehrheitsverhältnissen im US-Kongress zu tun.

Zwar kann Biden im Repräsentantenhaus eine schmale Mehrheit vorweisen, im Senat gibt es aber ein Patt. Da die Demokraten mit der Vizepräsidentin Kamala Harris die Vorsitzende des Senats stellen, kann Bidens Partei dieses Patt umgehen. Das funktioniert aber nur, wenn alle demokratischen Senatoren mitspielen.

Beim „Build Better Act“ ist das jedoch nicht mehr der Fall. Erst kurz vor Weihnachten hatte der demokratische Senator Joe Manchin (West Virginia) angekündigt, das Infrastrukturproramm in seiner jetzigen Form nicht zu unterstützen. Der Politiker begründet das unter anderem mit den gigantischen Kosten, für die im Endeffekt der Steuerzahler aufkommen müsse. Manchin kritisierte aber auch explizit den Extra-Zuschuss für Elektroautos aus Fabriken mit Gewerkschaftsvertretung.

Biden steht vor Zwickmühle

Ob und wann der „Build Better Act“ in Kraft treten wird, ist derzeit völlig unklar. Gut möglich, dass Biden gegenüber dem renitenten Senator aus West Virginia Zugeständnisse machen muss und etwa die Gewerkschaftsklausel zurücknehmen wird. Das wiederum würde allerdings die Stammwählerschaft Bidens verärgern. Der Präsident steht also vor einer Zwickmühle.

Und auch wir Anleger sitzen weiterhin auf heißen Kohlen. Bleiben Sie bei dem Thema auf jeden Fall am Ball. Hier geht es schließlich um nichts Geringeres als die Zukunft der US-Autobranche, des zweitgrößten Einzelmarktes der Welt.