Tesla Aktie schwach: Produktionsziele spektakulär verfehlt
Von einer „Hölle der Produktion“ hat Tesla-Chef Elon Musk vor wenigen Monaten gesprochen, als die heiße Phase für den neuen und bislang wichtigsten Fahrzeugtyp seiner Firma, das Model 3, gerade anfing.
Was er damit meinte? Dass die Beschäftigten in den Fabrikhallen bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen müssten, um die ambitionierten Zielvorgaben zu erreichen. Inzwischen ist klar, dass das nicht geklappt hat. Nicht einmal ansatzweise.
Tesla verfehlt Produktionsziele spektakulär
Dass die Arbeiter an ihre Grenzen gegangen sind, mag schon geklappt haben, aber das mit den Produktionszahlen nicht. Die wurden meilenweit verfehlt. Ursprünglich sollten im abgelaufenen 3. Quartal 1.500 Fahrzeuge des Typs Model 3 vom Band laufen, geschafft hat Tesla: 260. Also nicht einmal ein Fünftel dessen, was Musk gerne gesehen hätte.
Nun ist es bekanntlich nicht das erste Mal, dass Tesla nicht hält, was Musk verspricht. Im Gegenteil, man hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass der Unternehmensgründer Zahlen in die Welt hinaustwittert, die sich als kaum erreichbar erweisen, zumindest in den dafür ursprünglich vorgesehenen Zeitfenstern.
Beim Model 3 gab es nun Engpässe in der Lieferkette, es soll alles bald besser werden. Das kann man aus Sicht von Tesla auch nur hoffen, denn die Erwartungen sind immens hoch und die Marke auf Gedeih und Verderb vom Erfolg des Model 3 abhängig.
Schicksalsauto Model 3
Waren die Vorgängermodelle S und X noch im hochpreisigen Luxussegment angesiedelt und nur für wenige Vermögende überhaupt erschwinglich, sollte das Model 3 die Pforten zum Massenmarkt öffnen. Hunderttausende Vorbestellungen gingen ein, begeisterte Kunden standen Schlange und reihten sich in die Wartelisten ein. Dort werden sie wohl auch noch eine Weile warten müssen, bis sie ihr Fahrzeug dann tatsächlich ausfahren können.
Den Finanzmärkten war all das in den vergangenen Monaten herzlich egal. Mit vergleichsweise verschwindend geringen Absatzzahlen hat es Tesla geschafft, in Sachen Marktkapitalisierung angestammte Branchengrößen wie General Motors zeitweise zu überholen.
Das Marketing macht den Unterschied
Das hat vor allem mit dem rhetorischen Geschick der Silicon-Valley-Ikonen zu tun. Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs hat eine Art von Vermarktung geprägt, die seither etlichen anderen Unternehmen – auch Tesla – zu erstaunlichen Erfolgen verholfen hat: Mythenbildung, Bedarfsschaffung, Kultstatus. Es geht gar nicht mehr so sehr um das Produkt selbst, um technische Standards oder Antriebs- und Verbrauchsfinessen.
Stattdessen geht es um das Heilsversprechen dahinter, mit dem das Produkt beworben und verkauft wird. Es ist das ausgeklügelte PR-Gerüst, das Tesla an der Börse so erfolgreich gemacht hat – nicht die Quartalszahlen, auf die bei BMW, Daimler und Co. so akribisch geschaut wird, denn die sind bei Tesla regelmäßig ein Desaster, weit entfernt von jeglichen eigenen Prognosen.
Tesla Aktie: kurz vorm Absturz?
Insofern ist fraglich, ob der Kurs der Tesla Aktie am Ende wie eine Seifenblase zerplatzt. Sollte das Unternehmen seine Produktionsprobleme nicht zügig in den Griff bekommen, wird es immer wahrscheinlicher, dass auch die Investoren irgendwann das Vertrauen verlieren und abspringen.
Bislang halten sich die Fluchtbewegungen noch in Grenzen: Zwar hat die Tesla Aktie seit ihrem Jahreshoch von Ende Juni einiges an Wert verloren, notiert aber immer noch rund 70 Prozent höher als vor einem Jahr und kostete zuletzt gut 300 Euro oder 355 US-Dollar.