Tesla Aktie: Anleger greifen zu trotz schwacher Q1-Bilanz
Neben vielen anderen deutschen und US-amerikanischen Unternehmen hat in dieser Woche auch Tesla einen Einblick in seine Geschäftsbücher gewährt. Der Elektroautobauer verschreckt seine Anleger mit dem ersten Umsatzrückgang seit 2020 – allerdings hatten sich in den vergangenen Monaten die Hinweise bereits gehäuft, dass es längst nicht mehr so rund läuft, wie man es eine Zeit lang gewohnt war bei Tesla.
Marktsättigung und Nachfragerückgang in Europa
War das Unternehmen mit seinen anfänglich überschaubaren Stückzahlen in Fertigung und Auslieferung lange Zeit belächelt worden, hat sich Tesla in den vergangenen Jahren zu einer echten Größe am internationalen Markt für Elektromobilität entwickelt. Die qualitativ hochwertigen Fahrzeuge sind den Elektromodellen klassischer Hersteller noch immer ein gutes Stück voraus und erfreuen sich auch bei den Kunden jenseits der USA inzwischen großer Beliebtheit.
Allerdings hatte der Markt für Elektroautos im Allgemeinen und Tesla im Speziellen zuletzt auch mit einigem Gegenwind zu kämpfen. So zeigt sich inzwischen einerseits eine gewisse Marktsättigung derer, die an einem frühen Umstieg auf den vollelektrischen Antrieb interessiert sind: Dieses Kundensegment ist inzwischen größtenteils bedient und hat seinen Stromer vor dem Haus stehen. Bei den übrigen ist die Skepsis angesichts von Reichweite, Ladeinfrastruktur oder schlichtweg Kaufpreis noch groß. Viele Autofahrer greifen nach wie vor lieber zum klassischen Verbrenner, auch und gerade in Deutschland und Europa.
Wachsender Konkurrenzdruck in China
In China hingegen, wo Elektrofahrzeuge schon seit Jahren auf dem Vormarsch sind, hat Tesla weniger mit nachlassender Nachfrage zu kämpfen – sondern mit steigender Konkurrenz. Längst hat der chinesische Hersteller BYD im Reich der Mitte die Marktführerschaft übernommen und schickt sich nun an, auch andere Teile der Welt zu erobern. Anders als klassische Autokonzerne, die die zunehmende Konkurrenz am Elektromarkt durch ihre Verbrennersparten auffangen oder zumindest abfedern können, fehlt Tesla ein solches zweites Standbein. Alles steht und fällt mit dem Verkauf der Elektroautos – und der entwickelte sich zuletzt eher mau.
So verkaufte Tesla im Auftaktquartal rund 387.000 Fahrzeuge und damit 8,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Gegenüber dem vorangegangenen Schlussquartal von 2023 lag der Einbruch sogar bei 20 Prozent. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum im Auftaktquartal um 2 Milliarden US-Dollar zurück auf nunmehr 21,3 Milliarden Dollar. Damit verfehlte Tesla die Schätzungen der Analysten, die im Schnitt zwar mit einem Rückgang gerechnet, dem Unternehmen aber immerhin einen Umsatz von gut 22,1 Milliarden Dollar zugetraut hatten. Der Quartalsgewinn ging unterm Strich um 55 Prozent zurück auf 1,13 Milliarden Dollar.
Anleger können aufatmen: Tesla arbeitet weiter an günstigem Modell
Dass die Tesla Aktie im Nachgang zur Vorlage der durchwachsenen Quartalsbilanz dennoch um zeitweise gut 7 Prozentpunkte zulegen konnte, lag vor allem daran, dass CEO Elon Musk noch einmal bekräftigte, die Entwicklung günstigerer Einstiegsmodelle weiterhin vorantreiben zu wollen. Zuletzt hatten Medienberichte Zweifel geschürt, ob Tesla an der Entwicklung konkurrenzfähiger Modelle für den Massenmarkt festhalten oder diese Pläne einstampfen würde. Nun aber hat Musk klargestellt, dass Tesla weiter an einem solchen Modell arbeitet – nicht zuletzt, um der Billigkonkurrenz aus China langfristig etwas entgegensetzen zu können.
Konkretisiert wurden außerdem die Einsparpläne, die auch umfassende Stellenstreichungen vorsehen. Weltweit soll etwa jeder zehnte Arbeitsplatz bei Tesla wegfallen, wie das Unternehmen kürzlich angekündigt hatte. Inzwischen ist auch klar, inwieweit der Standort Grünheide davon betroffen sein wird. Neben etlichen Leiharbeitskräften sollen 400 feste Arbeitsplätze in der brandenburgischen Fabrik gestrichen werden.
Weltweit trifft der Rotstift rund 14.000 Beschäftigte des Unternehmens. Mit 400 Stellen fällt der Jobabbau in Grünheide weniger drastisch aus als zunächst befürchtet. Zudem soll der Stellenabbau möglichst sozialverträglich über ein Freiwilligenprogramm geregelt werden, so Tesla.