Rivian Aktie schießt durch die Decke
In den Autohäusern verzeichnen reine Elektrofahrzeuge zwar wachsende Nachfrage, fristen aber nach wie vor eher ein Nischendasein. Ganz anders am Börsenparkett: Hier wird bekanntlich die Zukunft gehandelt, und die ist im Straßenverkehr elektrisch, davon sind Anleger überzeugt.
Rivian Aktie bei Anlegern heißbegehrt
Das legt zumindest der fulminante Start der Rivian Aktie nahe. Das US-Unternehmen mit Hauptsitz in Illinois hat in dieser Woche den Schritt an die Wall Street gewagt und wird nun an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Mit der Ausgabe von 153 Millionen Aktien wurden 11,9 Milliarden US-Dollar eingenommen. Damit hat Rivian den bislang größten Börsengang im laufenden Jahr hingelegt.
Sowohl der Ausgabepreis als auch das Emissionsvolumen waren bereits erhöht worden, dennoch rissen sich Anleger um das Papier, das am ersten Handelstag bereits rund 37 Prozent höher notierte als der Ausgabepreis. Dieser hatte bei 78 Dollar je Aktie gelegen.
Insgesamt bringt es das E-Auto-Unternehmen damit auf einen Börsenwert von mehr als 90 Milliarden Dollar und war damit am Parkett höher bewertet als der lang etablierte Autokonzern General Motors (GM).
Rivian punktet mit E-Pick-up und namhaftem Großkunden
Punkten kann Rivian dabei mit mehreren Aspekten. So zählt der Onlineriese Amazon nicht nur zu den Hauptinvestoren, sondern hat dem Start-up auch einen Großauftrag erteilt über 100.000 Lieferfahrzeuge. Zudem konnte das Unternehmen, das bislang knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, im September einen vollelektrischen Pick-up-Truck vorstellen.
Pick-up-Trucks sind in den USA extrem beliebt, gerade in ländlicheren Regionen jenseits der Metropolen gehören sie selbstverständlich zum Stadtbild. Daneben soll noch im Laufe dieses Jahres ein elektrisches SUV-Modell auf den Markt kommen.
Tesla-Chef lässt über Aktienverkauf abstimmen
Damit gilt Rivian als direkter Rivale des Elektroautopioniers Tesla, der ebenfalls auf eine vollelektrische Fahrzeugflotte setzt und in diesem Segment die traditionellen Autobauer jahrelang vor sich hertreiben konnte. Bei Tesla funktioniert das Geschäftsmodell mittlerweile, Gründer und Chef Elon Musk ist inzwischen sogar der reichste Mensch der Welt, gilt aber als Exzentriker.
Vor wenigen Tagen erst sorgte er für Aufsehen, als er seine Twitter-Follower zu einer Abstimmung darüber aufrief, ob er 10 Prozent seiner Tesla Anteile verkaufen solle. Nach eigenen Angaben wolle er den daraus erzielten Erlös nutzen, um Steuern zu zahlen – diese werden in den Vereinigten Staaten nämlich bei Aktiengewinnen bislang nur fällig, wenn diese durch Verkauf auch tatsächlich realisiert werden.
Musk wirft Millionen Tesla Aktien auf den Markt
Die Twitter-Gemeinde stimmte für den Verkauf – und tatsächlich trennte sich Elon Musk in dieser Woche von einem größeren Aktienpaket und warf damit Millionen Anteilsscheine seines Unternehmens auf den Markt. Insgesamt verkaufte er bisher aber lediglich rund 3 Prozent seiner vormals rund 170 Millionen Aktien und nahm damit rund 5 Milliarden Dollar ein. Nach Angaben der US-Börsenaufsicht SEC sei dieser Schritt jedoch von Musk bereits länger geplant gewesen und vorbereitet worden. Ob er sein Versprechen tatsächlich einlöst und sich von insgesamt 10 Prozent seiner Tesla Aktien trennt, bleibt abzuwarten – wäre ihm aber durchaus zuzutrauen.
Droht nun neuer Ärger mit US-Börsenaufsicht?
Anleger fanden die Aktion jedenfalls nicht lustig, die Tesla Aktie brach nach der Abstimmung um zeitweise mehr als 7 Prozentpunkte ein. Allerdings sind die Aktionäre von Tesla entsprechende Kapriolen schon gewohnt, auch und gerade ausgelöst durch den Firmenchef, der mit seinen Twitter-Botschaften in der Vergangenheit schon häufiger für Kursturbulenzen gesorgt hat.
Das brachte ihm bereits vor einigen Monaten Ärger mit der SEC ein, die daraufhin eine Überprüfung der Tweets durch das Unternehmen vor der Veröffentlichung forderte. Diese scheint Musk jedoch seit geraumer Zeit geflissentlich zu ignorieren. Gut möglich, dass der Konflikt zwischen dem Visionär und den Börsenaufsehern nach den jüngsten Vorkommnissen in eine neue Runde geht.