Teladoc: Anleger schöpfen wieder Hoffnung

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Hoch gelobt und tief gefallen. Das trifft auf die Teladoc-Aktie zu wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Von 2016 bis zum Hochpunkt der Corona-Krise in 2021 kannte die Aktie kein Halten mehr. Die Papiere explodierten regelrecht von rund 10 auf bis zu 300 Dollar.

Doch seither geht es stramm bergab. Die Kombination von deutlich gestiegene Risikoaversion der Anleger gepaart mit hohen Verlusten befeuerten den Abwärtstrend. Doch mit der Vorlage der Geschäftszahlen konnte der Technologiekonzern gerade positiv überraschen. Die Aktie zog gestern um ein Viertel an, notiert aber mit rund 28 Dollar weiterhin meilenweit (rund 90%) unter den historischen Höchstkursen.

Teladoc Health – Vorreiter bei virtuellen Arztbesuchen

Das US-Unternehmen bietet als Pionier und Marktführer der sogenannten Telemedizin Patienten 24 Stunden am Tag die Möglichkeit medizinischer Beratung durch staatlich zugelassene Ärzte an. Die Beratung durch ein Netzwerk aus 70.000 Ärzten erfolgt vor allem per Videochat vom PC, Tablet oder Smartphone ganz bequem von Zuhause aus. Das ist kostengünstiger, spart jede Menge Zeit und ist garantiert virenfrei. Damit zählte Teladoc zu den größten Profitieren der Corona-Pandemie sowie der überfälligen Digitalisierung des Gesundheitssektors.

Das Dienstleistungs- und Lösungsportfolio deckt verschiedene medizinische Bedürfnisse ab: von nicht dringenden, einmaligen virtuellen Arzt-Besuchen bei Grippe und Infektionen bis hin zu chronischen, komplizierten Erkrankungen wie Krebs und Herzproblemen.

Im B2B-Bereich arbeitet Teladoc Health mit zahlreichen Kunden aus dem Gesundheitssektor zusammen, um die Dienste über Partner an die Endkunden anzubieten. Zu den Kunden zählen Krankenhäuser und andere Akteure aus dem Gesundheitssystem, Versicherungen und Finanzdienstleister, die mithilfe des Angebots von Teladoc Health ihre Kosten senken können. Über eigene Marken wie BetterHelp und über andere Marken von Partnerschaften werden Patienten direkt adressiert.

Fusion mit Livongo erweitert Produktspektrum

Im Jahr 2020 hat Teladoc das Unternehmen Livongo Health für 18,5 Milliarden Dollar übernommen. Während sich Teladoc mehr auf virtuelle Arztbesuche konzentriert, fokussiert sich Livongo auf die Selbsthilfe für Menschen mit chronischen Krankheiten. Livongo hat eine digitale Gesundheitsplattform für Verbraucher entwickelt: Diese bietet Patienten Lösungen für Diabetes, Bluthochdruck und der Behandlung von Übergewicht an.

Das Kerngeschäft ist das Coaching von Diabetes-Patienten im täglichen Leben. Das Unternehmen stellt den Mitgliedern u.a. vernetzte Blutzucker-Messgeräte zur Verfügung. Die Gesundheitsdaten werden von Livongo in der Cloud gesammelt, mit KI-unterstützen Algorithmen ausgewertet. Patienten bekommen daraufhin Hinweise zum Verhalten im täglichen Leben und zur Verhinderung beziehungsweise bei Bedarf Bekämpfung von akuten Symptomen.

Teladoc kann im zweiten Quartal positiv überraschen

Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte Teladoc positiv überraschen: Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 10,1% auf 652,4 Millionen Dollar und übertraf damit die Konsensschätzung um 3,22 Millionen Dollar. Dabei wurden 86% der Umsätze in den USA erzielt.

Die Einnahmen aus Zugangsgebühren stiegen im Jahresvergleich um 11% auf 575,5 Millionen Dollar und die sonstigen Einnahmen um 4% auf 76,7 Millionen Dollar.

Verlust geringer als erwartet

Der seit 20 Jahren bestehende Telegesundheitsriese konnte seine Verluste im vergangenen Quartal ebenfalls auf einen Nettoverlust von 65 Millionen Dollar oder einen Verlust von 40 Cent pro Aktie reduzieren, verglichen mit einem Verlust von 3 Milliarden Dollar im zweiten Quartal 2022. Zum Hintergrund: Vor einem Jahr musste das Teladoc einen Wertminderungsaufwand in Höhe von 3 Milliarden Dollar verbuchen, um den Wert seiner Livongo-Übernahme abzuschreiben, wodurch das Unternehmen im Quartal einen Verlust von 19,22 Dollar pro Aktie verzeichnete.

Für das Gesamtjahr 2023 erwartet der Konzern nun einen Umsatz zwischen 2,6 und 2,675 Milliarden Dollar. Gleichzeitig wird ein Verlust zwischen 1,60 und 1,25 Dollar je Aktie erwartet.

Analysten weiterhin zurückhaltend

Unterdessen sind die Analysten weiter skeptisch. Von 29 Analysten (Quelle: marketwatch.com), die sich mit der Aktie beschäftigen, raten lediglich 6 zum Kauf der Papiere. Die große Mehrheit (23 Analysten) sieht in der Aktie lediglich eine Halteposition. Die Kursziele rangieren zwischen 25 und 40 Dollar, wobei das Durchschnitts-Preisziel mit 29,80 Dollar momentan nur minimal über dem aktuellen Kursniveau liegt.