Aerovironment: Drohnenfirma mit vollen Auftragsbüchern

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In den letzten 12 Monaten war es für Anleger schwierig, mit Technologieaktien auf einen grünen Zweig zu kommen. Auf Grund der stark ansteigenden Zinsen und des zurückgehenden Risikoappetits der Investoren verzeichneten Wachstumsaktien zum Teil enorme Kursrückschläge. So liegt der Nasdaq-Index auf Zwölfmonatssicht trotz der jüngsten Erholung immer noch mit 15% im Minus. Etwas besser erging es der Aktie der Drohnenfirma AeroVironment, die nur rund 3% schwächer notiert. Das Unternehmen hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine viel Aufmerksamkeit erhalten. Die kleinen bis mittelgroßen unbemannten Luftfahrzeuge (UAVs) des Konzerns waren ein wichtiger Bestandteil des US-Plans zur Unterstützung der ukrainischen Kriegsanstrengungen.

Vom „Tretflugzeug“……

Bevor ich auf die jüngsten Zahlen und die Prognosen eingehe, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell von AeroVironment noch näher vorstellen. Bei dem US-Technologie-Konzern handelt es sich um kein Startup-Unternehmen. Gegründet wurde der Konzern bereits im Jahr 1971. Sie werden es nicht glauben: In seinen Anfangs-Jahren macht AeroVironment mit Flugzeugen auf sich aufmerksam, die mithilfe purer Muskelkraft betrieben wurden.

…zum Weltmarktführer für Militärdrohen

Später entwickelten die Ingenieure dann solarbetriebene Flugzeuge bevor der Konzern zum Marktführer für unbemannte Flugzeuge aufstieg. Der Großteil der Einnahmen von AeroVironment stammt aus dem Verkauf unbemannter Überwachungsflugzeuge an das US-Militär. Neben unbemannten Fluggeräten und taktischen Raketensystemen für das Militär expandiert das Unternehmen aber auch in den kommerziellen Drohnenmarkt mit Drohnen, die zur Inspektion von Ölpipelines und zur Überwachung von Nutzpflanzen eingesetzt werden können.

Mit dem japanischen Technologie-Riesen SoftBank entwickelte der Konzern den ersten Sunglider. Dabei handelt es sich um eine mit Solarstrom betriebene HAPS. Die Abkürzung HAPS (High Altitude Platform Station) bezieht sich dabei auf Systeme, bei denen unbemannte Objekte wie Flugzeuge, die in der Stratosphäre fliegen, wie Telekommunikationsbasisstationen betrieben werden können, um die Konnektivität über weite Bereiche (Radius etwa 200 Kilometer) zu gewährleisten. Der Sunglider kann damit Mobilfunknetze mit einem Durchmesser von bis zu 200 km aus einer Höhe von 20 km aufbauen. Das liefert vor allem für Gegenden mit Funklöchern einen enormen Mehrwert. Doch auch in den entwickelten Ecken der Welt könnte der fliegende Funkturm eine große Hilfe sein. Zum Beispiel, um bei Bedarf die Bandbreite von 5G-Netzen zu erhöhen.

Quartalsumsatz zieht deutlich an

Im abgelaufenen Quartal dritten Quartal (Anm.: läuft bei AeroVironment bis Ende Januar) konnte der Konzern seinen Umsatz um 49,2% auf 134,4 Millionen Dollar steigern. Das lag 7,63 Millionen Dollar über den Analystenprognosen (Quelle: Seeking Alpha). Der Anstieg der Umsatzerlöse spiegelt einen Anstieg der Produktverkäufe um 48,6 Millionen Dollar wider, der teilweise durch einen Rückgang der Dienstleistungsumsätze um 4,3 Millionen Dollar ausgeglichen wurde. Der Gesamtanstieg der Umsatzerlöse ist in erster Linie auf einen Anstieg der Umsatzerlöse im Segment der kleinen UAS in Höhe von 45,0 Millionen Dollar und im Segment der taktischen Flugkörpersysteme (“TMS”) in Höhe von 5,4 Millionen Dollar zurückzuführen.

Gewinn je Aktie minimal verbessert

Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 18 Millionen Dollar auf 23 Millionen Dollar. Das bereinigte Nettoergebnis lag mit 33 Cent je Aktie minimal über dem Niveau des Vorjahres (31 Cent je Aktie) und verfehlte die Erwartungen der Analysten um 10 Cent (Quelle: Seeking Alpha).

Volle Auftragsbücher sorgen für Optimismus

Die Aktie hielt sich zuletzt trotz der durchwachsenen Ergebnisse relativ gut. Das liegt an der geopolitischen Entwicklung und entsprechenden Großaufträgen, die der Konzern in den letzten Monaten an Land ziehen konnte. Auf Grund eines rekordhohen Auftragsbestands von 413,9 Millionen Dollar (+83% im Jahresvergleich) zeigt sich die Konzernführung optimistisch. Für das Gesamtjahr erwartet das Management einen Umsatz zwischen 510 und 525 Millionen Dollar, was in der Mitte einem Wachstum von 16% entspricht. Damit soll unter dem Strich am Ende ein bereinigter Gewinn zwischen 1,13 und 1,33 Dollar erwirtschaftet werden.

Damit ist die Aktie aber beileibe kein Schnäppchen. Auf Basis der Prognosen wird Aerovironment an der Börse mit mehr als dem 70-fachen des erwarteten Gewinns bewertet. Bei einem Gewinnwachstum von 16% scheint damit bereits viel Optimismus in der Aktie eingepreist zu sein.