Tech Aktien: Tops und Flops in Q2

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Die Aktien der Technologiekonzerne stehen seit Beginn des Jahres massiv unter Druck. Befindet sich der Aktienmarkt insgesamt auf Talfahrt, ging es für die Tech-Werte besonders deutlich abwärts. Nach erfolgsverwöhnten Jahren landeten gerade die Größen aus dem Silicon Valley vielfach auf den Verkaufszetteln der Anleger.

Apple Aktie schafft Trendwende: Rallymodus seit Juni ungebrochen

Aus dem Tief herausgekämpft hat sich bislang nur die Apple Aktie: Auf Monatssicht konnten die Papiere des iPhone-Herstellers um mehr als 15 Prozentpunkte zulegen und damit die im Juni begonnene Aufholjagd fortsetzen, die den Kurs seit Jahresbeginn nun auch wieder in die Gewinnzone geführt hat. Seit dem Jahreswechsel hat die Apple Aktie um rund 6,7 Prozent zugelegt auf gut 170 Dollar (Stand: 19. August).

Die Trendwende noch nicht ganz geschafft hat Microsoft. Anteilsscheine des Software-Riesen haben zuletzt zwar auch Boden gut gemacht, bewegten sich aber noch knapp 3 Prozent unter dem Wert zum Jahresauftakt und notierten bei rund 285 Dollar.

Amazon und Alphabet weiterhin unter Druck

Deutlicher abwärts ging es für Amazon und den Google-Mutterkonzern Alphabet. Beide Aktien verloren seit Beginn des Jahres etwas mehr als 8 Prozent, beide kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die hohe Inflation zwingt Unternehmen zu Kürzungen bei den Ausgaben, wobei nicht selten ein Teil des Marketingbudgets dem Rotstift zum Opfer fällt. Amazon und Alphabet machen nach wie vor hohe Umsätze und Einnahmen mit Werbeanzeigen. Besser läuft es für beide Unternehmen dagegen im Cloudgeschäft, das sich weiterhin als Wachstumstreiber erweist.

Größter Verlierer im Silicon Valley im bisherigen Jahresverlauf ist Facebook-Mutterkonzern Meta. Hier reißen die Hiobsbotschaften nicht ab. Anfang Februar verzeichnete das Unternehmen mit Vorlage der Bilanz zum Schlussquartal 2021 erstmals einen leichten Rückgang der täglich aktiven Nutzer bei Facebook. Dieser Trend konnte inzwischen umgekehrt werden, doch der Wert der Aktie hat sich seither nicht mehr erholt. Im Vergleich zu Beginn des Jahres notiert der Aktienkurs derzeit rund 45 Prozent tiefer. Zuletzt musste Meta zudem den ersten Umsatzrückgang in seiner Geschichte als börsennotiertes Unternehmen vermelden – und die Anleger auf weitere Rückgänge im laufenden Quartal einstimmen.

Meta meldet ersten Umsatzrückgang seiner Börsengeschichte

Konkret belief sich der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei Meta auf 1 Prozent. Im Zeitraum von April bis Ende Juni dieses Jahres belief sich der Umsatz noch auf 28,8 Milliarden Dollar. Beim Gewinn fiel der Rückgang deutlicher aus: Der Quartalsgewinn lag mit 6,7 Milliarden Dollar rund 27 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahresquartals, wobei hier Währungseffekte wie insbesondere der starke Dollar eine Rolle spielten.

Für das laufende dritte Quartal rechnet Meta mit einem Umsatz von 26 bis 28,5 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte der Wert noch bei 28,4 Milliarden Dollar gelegen, somit ist ein erneuter Rückgang aus Sicht des Unternehmens wahrscheinlich.

Belastend wirkten sich für Meta neben reduzierten Marketingbudgets und somit geringeren Werbeeinnahmen auch schärfere Datenschutzrichtlinien bei Apple aus. So können iPhone-Nutzer die Verfolgung ihrer Aktivitäten durch Facebook und Co. nun aktiv unterbinden, was die personalisierte Zielgruppenansprache erschwert. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer belief sich für Facebook im zweiten Quartal auf 1,97 Milliarden. Auf einen der Meta-Dienste, zu denen unter anderem auch WhatsApp und Instagram gehören, griffen täglich 2,88 Milliarden User zu.

Während die Stammnutzerschaft den Meta-Diensten somit weiterhin treu bleibt, nehmen Anleger reißaus und auch Analysten stutzten nach den jüngsten Quartalszahlen ihre Kursziele für die Meta Aktie zusammen. So geht die Schweizer Großbank Credit Suisse nur noch von einem Kursziel von 214 Dollar aus nach zuvor 245 Dollar. Das Analysehaus Jefferies kürzte das Kursziel von 275 auf 225 Dollar. Die Investmentbank Goldman Sachs reduzierte das Kursziel für die Meta Aktie von 290 auf 255 Dollar. Alle genannten Experten behielten jedoch ihre Kaufempfehlungen bei. Neutral positionierte sich dagegen JP Morgan – mit einem von 225 auf 200 Dollar gesenkten Kursziel.

Alphabet profitiert von starkem Cloudgeschäft

Weniger schlimm als erwartet fiel die Q2-Bilanz von Google-Mutterkonzern Alphabet aus. Beim Nettogewinn verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang um 15 Prozent auf 16 Milliarden Dollar nach 18,5 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.

Beim Umsatz hingegen verfehlte Alphabet die Markterwartungen knapp: Hier gelang eine Steigerung um 13 Prozent auf 69,7 Milliarden Dollar. Analysten hatten Alphabet im Schnitt mit 69,9 Milliarden Dollar etwas mehr zugetraut.

Auch Alphabet verweist auf negative Effekte durch den starken Dollar sowie ein schwächelndes Geschäft mit Werbeanzeigen, wohingegen sich das Cloudgeschäft erneut stark präsentierte. In dem Segment kletterte der Umsatz um satte 36 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar.

Die US-Großbank JP Morgan bestätigte daraufhin ihre Kaufempfehlung sowie das Kursziel von 140 Dollar. Die Credit Suisse rät ebenfalls zum Kauf, reduzierte das Kursziel aber von 170 auf 143 Dollar.

Microsoft verfehlt Markterwartungen knapp

Von einem starken Cloudgeschäft profitierte auch Microsoft. Azure verzeichnete ein Wachstum von satten 40 Prozent, das gesamte Segment Intelligent Cloud konnte den Umsatz um 20 Prozent steigern auf knapp 21 Milliarden Dollar.

Der Gesamtumsatz von Microsoft stieg im Zeitraum von April bis Ende Juni um 12 Prozent auf 51,9 Milliarden Dollar nach 46,2 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Der Nettogewinn fiel mit 16,7 Milliarden Dollar rund 2 Prozent höher aus als im Vergleichszeitraum 2021.

Die Werte verfehlten die Erwartungen der Analysten, zum Teil allerdings denkbar knapp. Das Unternehmen verwies zudem ebenfalls auf Wechselkurseffekte: Der starke Dollar belastete auch bei Microsoft die Bilanz.

Viele Analysten behielten daraufhin ihre Kaufempfehlungen wie auch ihre Kursziele bei, so etwa die Credit Suisse (Kursziel: 400 Dollar), die kanadische Bank RBC (Kursziel: 380 Dollar) oder Goldman Sachs (Kursziel: 365 Dollar). Die Deutsche Bank senkte das Kursziel für die Microsoft Aktie von 350 auf 330 Dollar, bestätigte aber ebenfalls ihre Kaufempfehlung.

Amazon mit Umsatzplus und Quartalsverlust

Positiv reagierten Anleger und Analysten auf die Quartalsbilanz von Amazon – obwohl diese einen Verlust von 2 Milliarden Dollar auswies. Im Vorjahreszeitraum hatten hier noch 7,8 Milliarden Dollar Gewinn gestanden.

Der dramatische Einbruch ging jedoch zu einem Großteil auf eine Wertminderung bei der Beteiligung an Rivian zurück: Amazon hält rund 18 Prozent an dem Start-up, das sich auf Elektroautos spezialisiert hat und sich als Rivale von Tesla zu positionieren versucht. In den vergangenen Monaten ist der Aktienkurs von Rivian jedoch drastisch eingebrochen, was für Amazon zu einem Bewertungsverlust von fast 4 Milliarden Dollar in der Q2-Bilanz sorgte.

Das Umsatzplus im zweiten Quartal belief sich auf 7 Prozent, die hier verbuchten gut 121 Milliarden Dollar übertrafen die Markterwartungen um fast 2 Milliarden Dollar. Für das laufende dritte Quartal rechnet Amazon mit einer Rückkehr zum zweistelligen Umsatzwachstum. Erwartet wird eine Steigerung um 13 bis 17 Prozent auf 125 bis 130 Milliarden Dollar.

Zahlreiche Analysten hoben daraufhin die Kursziele für die Amazon Aktie an. So gehen die US-Banken JP Morgan und Citigroup nunmehr von einem Kursziel von 185 Dollar aus nach zuvor 175 beziehungsweise 180 Dollar. Die kanadische RBC sowie die Deutsche Bank stufen die Amazon Aktie nunmehr mit 175 Dollar Kursziel ein nach zuvor 144 beziehungsweise 155 Dollar. Alle genannten Analysten raten zum Kauf der Amazon Aktie.

Apple übertrifft eigene Erwartungen

Unangefochtener Überflieger in der Gunst von Anlegern und Analysten, aber auch im Hinblick auf die nackten Zahlen ist einmal mehr Apple. Der iPhone-Hersteller konnte nicht nur die Markterwartungen übertreffen, sondern stellte auch die eigenen Prognosen in den Schatten.

So verbuchte der Kultkonzern aus dem kalifornischen Cupertino im Zeitraum von April bis Ende Juni einen Rekordumsatz von 83 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht das einer Steigerung um 2 Prozent.

Während die Umsätze im Hardwaregeschäft auf dem Niveau des Vorjahres verharrten, verzeichnete das Unternehmen im Servicebereich ein Plus von 12 Prozent. Ohne externe Belastungen wie den starken Dollar oder Probleme in den Lieferketten wäre das Ergebnis wohl noch deutlich stärker ausgefallen.

Tatsächlich gab es einen Gewinnrückgang um gut 10 Prozent auf 19,4 Milliarden Dollar, womit Apple aber sowohl die eigenen Prognosen als auch die Erwartungen der Analysten noch übertreffen konnte. Der Gewinn je Aktie gab um 8 Prozent nach auf 1,20 Dollar nach 1,30 Dollar im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten hier mit lediglich 1,16 Dollar je Aktie gerechnet.

Entsprechend positiv fielen die Einschätzungen der Analysten mit Blick auf die Apple Aktie aus. Die Deutsche Bank und die US-Großbank JP Morgan bestätigten sowohl ihre Kaufempfehlungen als auch ihre Kursziele von 175 und 200 Dollar. Goldman Sachs hob das Kursziel von 130 auf 139 Dollar an. Erst vor wenigen Tagen aktualisierte die Schweizer Credit Suisse ihre Einschätzung zur Apple Aktie und nahm eine Hochstufung vor von neutral auf kaufen, das Kursziel hoben die Schweizer zugleich an von 166 auf 201 Dollar.

Erfolg der Tech-Giganten: Aufs Geschäftsmodell kommt es an

Insgesamt zeigt sich, dass der erfolgsverwöhnte Technologiesektor vor globalen Krisen nicht gefeit ist. Wie erfolgreich sich die einzelnen Konzerne durch das schwierige Fahrwasser manövrieren können, ist dabei stark abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell – und der Diversifizierung der Einnahmequellen.

So zahlt sich für Apple die Stärkung des Servicebereichs aus, während Amazon, Alphabet und Microsoft von ihren Cloudsegmenten profitieren. Einnahmen aus Werbeanzeigen entwickeln sich dagegen rückläufig, was Amazon und Alphabet zwar zu spüren bekommen, was aber für Meta zunehmend zu einem ausgewachsenen Problem wird – schlichtweg weil hier alternative Einnahmequellen fehlen.