US-Leitbörse: Kommt vor Ostern der finale Ausverkauf?
Auf die Bullen war schon einmal mehr Verlass als gestern. Sah es am Montag noch nach einer größeren Kurserholung aus, so brachte der gestrige Kurseinbruch im späten Handel wieder die Bären zurück ins Spiel. Wer weiß, wie das morgen aussieht. Verlass ist derzeit nur auf eines: Die Tagesschwankungen bleiben hoch.
Wilde Schwünge um ein Tief – Bodenbildung?
Es ist ganze sieben Jahre her, dass wir solche wilden Schwünge um ein Mehrmonatstief zuletzt gesehen haben. Oktober 2011, um genau zu sein. Normalerweise sind solche Bewegungen für Bärenmärkte reserviert. Ein solcher liegt aber nicht vor (zumindest an der US-Leitbörse, beim DAX kann man diskutieren).
Mut wird an der Börse belohnt
Doch selbst in solchen Bärenmärkten standen Aktien in der Geschichte des S&P 500 ein Jahr nach einer solche Leidensphase im Durchschnitt um +21,6% höher. Es gab für hartgesottene Anleger also durchaus eine üppige Belohnung für ihre durchgeschwitzten Hemden.
Der gestrige Anlass für den erneuten Kursrückfall an der Wall Street mag das überraschend verschlechterte Konsumentenvertrauen in den USA gewesen sein. Der Indikator hat sich im März überraschend um 2,3 Punkte auf 127,7 Zähler verschlechtert, während ein Anstieg auf 131,0 Punkte erwartet wurde, wie das private Marktforschungsinstitut Conference Board mitteilte.
US-Verbrauchervertrauen fällt – warum das sogar gut ist
Konsumentenvertrauen und Aktienkurse gehen üblicherweise Hand in Hand. Von daher war es bisher ein sehr gutes Zeichen, dass sich die US-Verbraucher nicht von der Börsenkorrektur im Februar haben beirren lassen und dass das Konsumentenvertrauen in den USA zuletzt dennoch auf neue Mehrjahreshochs stieg. Das hat sich aber gestern geändert.
Bedeutet das nun weiteres Ungemach für die Börsen? Nicht unbedingt. Die Umfrage des Conference Board zum Verbrauchervertrauen beinhaltet auch die Frage, wie die US-Konsumenten den Aktienmarkt in den kommenden 6 Monaten sehen.
Während im Januar noch 30% der Befragten steigende Kurse sahen, sind es in der gestern veröffentlichten Befragung für März nur noch 6%. Die Erwartungen der Amerikaner für steigende Aktienkurse sind binnen nur zwei Monaten förmlich in sich zusammengefallen, was letztlich die Verschlechterung des Indikators „Konsumentenvertrauen“ bewirkte.
Kollabierende Erwartungen an steigende Aktienkurse – ein guter Kontraindikator
Wenn Joe Average in den USA in der Vergangenheit aber so plötzlich und drastisch pessimistisch für Aktien wurde, ist das stets ein hervorragender Kontraindikator gewesen. Ähnlich stark kollabierende Erwartungen für den US-Aktienmarkt gab es zuletzt nur während der Finanzkrise Ende März 2008 und im laufenden Bullenmarkt nur Ende Juni 2012.
Jedes Mal standen Aktien ein und zwei Monate später deutlich höher – selbst während der Finanzkrise. Generell ist ein hohes und steigendes Verbrauchervertrauen gut für die Börsen. Eine Ausnahme bilden aber plötzlich kollabierende Erwartungen für den Aktienmarkt, die einen übertriebenen Pessimismus anzeigen, der wiederum die Chance auf eine schnelle Trendwende bietet.
Tatsächlich zeigen derzeit auch viele andere Stimmungsindikatoren, dass die Masse derzeit extrem bärisch gestimmt ist, so dass zumindest ein temporärer Boden nicht mehr weit entfernt liegen sollte.
S&P 500: Wird das (wieder) eine Bärenfalle?
Gut möglich, dass es für einen finalen Ausverkauf an den Börsen zu einer temporären Unterschreitung der Paniktiefs vom Februar kommen muss. Beim DAX ist das bereits der Fall gewesen, beim Dow Jones Industrials nur, wenn wir die Schlusskurse zugrunde legen. Stärkere Indizes wie S&P 500 oder Nasdaq 100 halten sich bisher stabil über ihren Februartiefs. Das kann sich aber noch ändern.
Auf jeden Fall bietet die aktuelle Konstellation aus extremem Pessimismus und einem temporären Unterschreiten der Februartiefs die einmalige Chance auf eine plötzliche Trendwende nach oben in Form einer Bärenfalle, wenn es anschließend zu einer kräftigen Kurserholung kommt.
Ganz ähnlich verliefen die Bodenbildungen in den Jahren 2015 und 2016, obwohl die Märkte damals wesentlich schlimmeren fundamentalen Gegenwind verkraften mussten als heute (Gewinnrezession bei den Unternehmen und Abschwung bei den Wachstumsdaten – von beidem heute keine Spur!). Die aktuellen Kursmuster des S&P 500 ähneln jedenfalls denen der Böden in 2015 und 2016 frappierend, wobei heute lediglich noch ein finaler Dip fehlt.
S&P 500 Wochenchart: Wird das (wieder) eine Bärenfalle?
Auch wenn das Tief vielleicht noch nicht „im Kasten“ ist (welches sowieso kein Anleger erwischt), so dürfte es sich dennoch lohnen, bei Aktien gerade jetzt am Ball zu bleiben, wo Untergangs-Szenarien die Schlagzeilen bestimmen. Legen Sie sich auf die Lauer für Schnäppchenkäufe.
Vermeiden Sie aber unbedingt emotionale Entscheidungen in Ihrem Depot. Machen Sie immer das Gegenteil von dem, was die (stets falsch liegende) Masse macht. Die Masse hat bereits verkauft oder wettet auffallende Kurse, das zeigen die Stimmungsdaten klar.
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.