S&P 500 Analyse: Sprung auf neue Allzeithochs

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Eigentlich hätten wir gestern zumindest eine temporäre Schwäche an der US-Leitbörse sehen sollen. Doch einer wusste dies zu verhindern: Donald Trump. Ein einfacher Satz von ihm sorgte für regelrechte Verzückung unter den Anlegern:

“We’re going to be announcing something I would say over the next two or three weeks that will be phenomenal in terms of tax and developing our aviation infrastructure.”

Wahrscheinlich war es die Kombination der Wörter “phänomenal” und “Steuer”, die den Markt derart in Euphorie versetzten. Nach wie vor sind keine Details dieser Steuerreform (oder was auch immer bekannt), aber gekauft wurde schon mal.

Bloß nicht der letzte sein. So katapultierte sich der Finanzsektor um ganze 1,37 % ins Plus, der S&P 500 sprang auf neue Rekorde bei 2308 Punkten.

Positive Nachrichten verhelfen den US-Börsen zu neuen Allzeithochs

Gute Nachrichten gab es auch vom US-Arbeitsmarkt. Die vor Börsenbeginn veröffentlichten Erstanträge fielen überraschend auf den tiefsten Stand seit 44 Jahren(!). Zusätzlich kam die Meldung, dass Sharp und Foxconn im US-Bundesstaat Pennsylvania ein riesiges LCD-Werk bauen und dort bis zu 50.000 neue Arbeitsplätze schaffen könnten.

Damit würde Trumps Wahlversprechen, den Einbahnstraßen-Job-Transfer ins Ausland zu beenden, ein Stück weit erfüllt werden. Es ist allerdings eine enorm große Herausforderung, ein Jobwunder innerhalb eines bereits engen Arbeitsmarktes zu schaffen.

Doch bereits, wenn es Trump gelänge, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Obama für mehr Job-Qualität (neue Jobs vor allem im Hochlohn-Sektor) zu sorgen, wäre schon viel gewonnen.

S&P 500: Die frühere Schallmauer bei 2300 Punkten ist Geschichte

Schauen wir auf die Charts. Beim S&P 500 ist die frühere Schallmauer bei 2300 Punkten zunächst Geschichte. Trump scheint genau zu wissen, wie der Hase an den Märkten läuft.

Gerade, als die ganze Rally einzuschlafen drohte und die ersten Shortpositionen aufgebaut wurden, kommt er mit dieser Nachricht und hebelt die Korrektur damit wieder aus.

Logisch, dass ab 2300 Punkte wieder automatische Kaufprogramme für eine Rallybeschleunigung sorgten. Doch mit dem gestrigen Ausbruch sind die kurzfristigen Gefahren noch nicht vom Tisch, im Gegenteil.

S&P 500 Tagschart: Der Bärkeil bedeutet Gefahr

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Das Keilmuster sorgt dennoch weiter für Anspannung

Seit vergangenem Dezember hat sich bei S&P 500 auf hohem Niveau ein bärisches Keilmuster gebildet – häufig ein Abschlussmuster und Vorbote einer Korrektur.

Der gestrige dritte Auflagepunkt an der Oberseite würde gut als finales Hoch vor einer umfassenden Korrektur in Frage kommen. Die Euphorie am Markt hat sich gestern noch einmal verstärkt. Sie wirft jetzt sogar Blasen. Das alles würde wirklich gut in ein Korrektur-Szenario passen.

Aber: Dem Markt waren die zahlrechen Warnsignale der letzten Wochen völlig egal. Er ist trotzdem auf neue Allzeithochs gestiegen. Diesen Umstand gilt es, angemessen zu würdigen. Zuletzt trat ein solches Phänomen im Jahr 2013 auf.

Damals stiegen die Kurse in einer Hauptantriebswelle einfach immer weiter (von kleineren Minikorrekturen abgesehen). Möglicherweise befindet sich der Markt derzeit wieder in einer solchen Phase.

Befindet sich der Index im Ausnahmezustand?

Ein Beleg für eine solche Hauptantriebswelle wäre, dass der vermeintliche Bärkeil beim S&P 50 nicht regelkonform nach unten, sondern nach oben aufgelöst würde.

Dazu braucht es einen nachhaltigen Anstieg (bloß keinen Fehlausbruch!) über 2311 Punkte. Dann bleibt vom vermeintlichen Bärenfest nur noch ein bullischer Aufwärtstrendkanal übrig und wir sehen weiterhin nur kleinere Seitwärtskorrekturen.

Ob es so kommt, werden bereits die nächsten Tage zeigen.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.