Rivian Aktie im September tiefrot
In der Automobilbranche ist aktuell einiges im Umbruch. Alteingesessene Hersteller kämpfen mit Gewinnwarnungen, aufstrebende Elektroautobauer strotzen vor Wachstumskraft – und dann ist da noch Rivian.
Rivian: Bisher kein echter Rivale für Tesla
Der US-Hersteller gilt im Elektroautosegment als potenzieller Konkurrent von Platzhirsch Tesla. Bisher allerdings ist es vor allem der chinesische Hersteller BYD, der droht, Tesla den Rang abzulaufen. Denn während die Chinesen ihre Produktion immer weiter hochfahren, neue Fabriken aus dem Boden stampfen und zuletzt für die Fertigung von 1 Million Elektro- und Hybridfahrzeugen nicht einmal mehr 3 Monate benötigten, hat Rivian immer wieder mit Rückschlägen in der Produktion zu kämpfen.
Ein wichtiger Kunde und zugleich mit 16 Prozent größter Anteilseigner von Rivian ist der Online-Handelsriese Amazon. Für Amazon fertigt Rivian elektrisch betriebene Lieferwagen. Weil aber der Nachschub von Bauteilen durch Zulieferer ins Stocken geriet, musste Rivian die Produktion im Sommer zwischenzeitlich pausieren. Das Geschäft mit der Amazon-Flotte macht für die Autofirma rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus. Insgesamt hat der Versandhändler 100.000 Elektrofahrzeuge bei Rivian in Auftrag gegeben, ein Großteil der Lieferung steht allerdings noch aus.
Joint Venture mit Volkswagen beflügelt Rivians Wachstumsphantasien
Für positive Impulse – nicht zuletzt auch für die Rivian Aktie – sorgte schließlich die Meldung eines Joint Ventures mit Volkswagen. Beide Unternehmen wollen zusammenarbeiten, um Software, Netzwerk- und Steuerkomponenten von Elektrofahrzeugen gemeinsam voranzutreiben. Hierfür soll ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden, das unter anderem eine neue Software für künftige VW-Elektrofahrzeuge entwickeln soll.
Rivian verspricht sich durch die enge Zusammenarbeit mit Volkswagen eine Erhöhung der eigenen Reichweite und weitere Wachstumspotenziale. Ziel ist es, möglichst zeitnah den Sprung in die Profitabilität zu schaffen. Volkswagen wiederum hofft vom Know-how des Elektroautoherstellers zu profitieren, um den Anschluss in dem Segment nicht gänzlich zu verlieren. Wie schlecht es um die Wolfsburger steht, hatten in den vergangenen Wochen unter anderem mehrere Gewinnwarnungen deutlich gemacht. Ein harter Sparkurs könnte zudem auch die Belegschaft bei VW treffen, Gewerkschafter zeigten sich zuletzt alarmiert über die jüngsten Entwicklungen im Unternehmen.
Rivian Aktie – langfristiges Potenzial?
Die Rivian Aktie hat sich nach turbulenter Berg-und-Tal-Fahrt in den ersten 9 Monaten des Jahres nahezu halbiert. Allein im September verlor das Papier rund 20 Prozent an Wert. Langfristig sehen Branchenexperten jedoch durchaus Chancen und Potenziale für das Unternehmen wie auch für seine Aktie. Vieles wird allerdings wohl auch davon abhängen, wie gut sich die Firma im globalen Konkurrenzkampf wird behaupten können.
Von der Million Fahrzeuge, die etwa BYD zuletzt in weniger als 3 Monaten produzierte, ist man bei Rivian selbst aufs ganze Jahr betrachtet noch meilenweit entfernt. Gelingt jedoch der Sprung in die Profitabilität und führt die Kooperation mit Volkswagen für beide Partner zum Erfolg, könnte dies die Position von Rivian in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts durchaus stärken. Anleger sollten den Wert daher nicht aus den Augen verlieren.
Bereits zu seiner Schulzeit interessierte sich Felix Reinecke für die weltweiten Finanzmärkte und tätigte seine ersten Aktienkäufe. Nach mehreren Stationen bei renommierten deutschen Tageszeitungen berichtet er seit 2016 regelmäßig für den Investor Verlag über die wichtigsten Ereignisse in der Wirtschaftsbranche. Egal ob Mittelstandsunternehmen von der schwäbischen Alb oder IT-Konzern aus dem Silicon Valley - Chancen lauern überall.
