Schwaches Auftaktquartal: Netflix leidet unter Marktsättigung

Inhaltsverzeichnis

Für Netflix war die Pandemie ein Segen: Der Videostreaming-Dienst verzeichnete im vergangenen Jahr einen immensen Zuwachs an Neukunden.

Nun aber macht sich bemerkbar, dass wir uns bereits in Monat 13 der globalen Ausnahmesituation befinden, die die Menschen weitgehend in die eigenen vier Wände zwingt: Wer ein Netflix-Abo haben will, der hat mittlerweile eines.

Netflix verfehlt eigene Erwartungen

Die Zahl der Neuregistrierungen ging im Auftaktquartal jedenfalls deutlich zurück. Gerade einmal 4 Millionen Abonnenten konnte Netflix im Zeitraum von Januar bis Ende März neu hinzugewinnen. Angepeilt hatte das Unternehmen mit 6 Millionen Neukunden satte 50 Prozent mehr.

Auch Analysten hatten Netflix vorab deutlich mehr zugetraut. Anleger reagierten entsprechend entsetzt und ließen die Netflix Aktie fallen wie eine heiße Kartoffel: Zeitweise stürzte der Kurs um mehr 10 Prozentpunkte ins Minus.

Die Konkurrenz schläft nicht

Die Zeiten des ewigen Kundenstammwachstums scheinen vorerst vorbei. Neben dem gewaltigen Andrang, den Netflix im vergangenen Jahr vor allem dem Corona-Effekt zu verdanken hatte, gerät das Unternehmen zunehmend durch die Konkurrenz unter Druck. Für Kinder beispielsweise ist der vergleichsweise neue Channel Disney+ besonders attraktiv.

Dieser verzeichnete – nicht zuletzt dank Supersonderangeboten – einen starken Abonnentenzuwachs. Bei den älteren Zuschauern steht Amazon Prime Video hoch im Kurs: Hier haben alle Amazon Prime Kunden Zugriff, auch auf exklusive Inhalte, und da Amazon mit seinem Versandhandel ebenfalls zu den Gewinnern der Pandemie zählte, ist auch die Zahl der Prime-Kunden zuletzt deutlich gestiegen.

Netflix muss Kunden bei Laune halten

Für Netflix heißt es nun also, zumindest die hinzugewonnenen Kunden an Bord zu halten, um durch die fortlaufenden Abos auch über die Impfkampagnen hinaus Einnahmen zu generieren. Doch das ist gar nicht mal so einfach. Konnte sich Netflix früher durch eine regelrechte Flut an hochwertigen Eigenproduktionen von der Konkurrenz abheben, waren in den vergangenen Monaten auch Dreharbeiten pandemiebedingt nur sehr eingeschränkt möglich. Dementsprechend herrscht im Netflix-Universum gerade eine gewisse Nachschub-Flaute. Das dürfte sich nach Einschätzungen des Unternehmens auch erst in der zweiten Jahreshälfte spürbar verbessern.

Fraglich ist, ob die Kunden bis dahin an Bord bleiben – oder sich zugunsten eines neuen Abonnements von ihrem Netflix-Konto trennen. Hoffen kann der Streamingdienst immerhin auf den Fitnessstudio-Effekt: Auch hier laufen üblicherweise viele Mitgliedschaften von regelmäßig zahlenden Karteileichen, die sich nicht zu einer Kündigung durchringen können, obwohl sie das Angebot nicht (mehr) nutzen. Für das laufende Quartal hat Netflix die Erwartungen bereits zusammengestutzt: Bis Ende Juni rechnet der Anbieter lediglich mit 3,2 Millionen Neukunden.

Starker Umsatzzuwachs – Gewinn mehr als verdoppelt

Kräftig zulegen konnte Netflix aber dennoch bei Umsatz und Gewinn im ersten Quartal: Mit rund 1,7 Milliarden US-Dollar blieben unterm Strich etwa 140 Prozent mehr hängen als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um starke 24 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar.

Die Netflix Aktie hat eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich. Rückschläge in der Pandemielage schlugen sich regelmäßig als Kursaufschläge für die Netflix Aktie nieder – und umgekehrt. Die enttäuschende Quartalsbilanz hat den Kurs nun erst einmal um 8 Prozentpunkte einbrechen lassen.

Analysten: Kursziel gesenkt, Kaufempfehlung bestätigt

Auch Analysten strichen die Kursziele für die Netflix Aktie zusammen, die am Donnerstagmorgen für knapp 510 US-Dollar oder 425 Euro zu haben war. So korrigierten Experten der britischen Barclays-Bank das Kursziel von 650 auf 625 Dollar, während Analysten der US-Großbank JP Morgan den Rotstift etwas drastischer ansetzten und das Kursziel von 685 auf 600 Dollar absenkten.

Beide Expertisen empfehlen die Netflix Aktie jedoch weiterhin zum Kauf. Zur Begründung verweisen sie auf die starken Vergleichszahlen aus dem Vorjahr sowie eine potenzielle Trendwende in der zweiten Jahreshälfte.